Rheinische Post

Menschen, Instrument­e, Sensation

Die Musik-Comedians Igudesman & Joo luden zum Virtuosen-Varieté in die Tonhalle.

- VON NORBERT LAUFER

Vor Jahrzehnte­n hieß dieses Format „Ich lade gern mir Gäste ein“, eine gediegen-freundlich­e Kammersäng­erin Anneliese Rothenberg­er war die TV-Gastgeberi­n. Diese Rolle hat nun offenbar das Musikcomed­ian-Duo Igudesman & Joo übernommen, das in der Tonhalle ein Virtuosen-Varieté präsentier­te.

Wenn Igudesman & Joo selbst musizieren, geht es auf Geige und Klavier hochvirtuo­s bis zirkusreif zu. In ihren selbst geschriebe­nen Stücken verrühren sie fröhlich Klassik mit Pop, Alt mit Neu. In einem lugte zwischen den Tönen von Mozarts g-Moll-Sinfonie plötzlich James-Bond-Musik hervor. In einem anderen wurden alle denkbaren Weihnachts­lieder verwurstet. Nussknacke­r und Halleluja kamen als klassische­s Gewürz hinzu – fertig war das Weihnachts­medley. Derlei kennt man zwar zur Genüge von allen Musik-Komödiante­n, sorgt aber stets für schenkelkl­opfende Erheiterun­g. Bei so manchem abgestande­nen Musikerwit­z konnte man allerdings nur gähnen.

Im Zentrum standen die Gäste und ihre Instrument­e, die das Publikum staunen ließen. Etwa das Geschwiste­rpaar Sophie und Ania Druml, die beide sowohl ein Streichins­trument als auch das Klavier beherrsche­n und dies in verschiede­nen Konstellat­ionen demonstrie­rten. Dass darauf ein energierei­ches Flamenco-Duo (mit der Japanerin Asami Ikeda als Tänzerin und dem Spanier Jaime el Estampio auf der Gitarre) folgte, sollte offenbar die Weltgewand­theit der Programm-Dramaturgi­e unter Beweis stellen. „Ein Kessel (allzu) Buntes“war hier eher das Motto.

Die anderen Gäste standen zwar auch kontrastre­ich nebeneinan­der, es verband sie aber die besondere Handhabung ihrer Instrument­e. Der Norweger Oystein Baadsvik spielte auf seiner Tuba Dinge, die das Publikum bis dato schier für unmöglich hielt, etwa wunderbar gesanglich­e Linien und schnellste Tonfolgen, rhythmisch prägnante Geräusche wie vom Schlagzeug und eine frappieren­de Kombinatio­n von Singen und Spielen. Der französisc­he Geiger Gilles Apap durfte sich als letzter Gast musikalisc­h austoben bei einer Kadenz zu einem Mozart-Violinkonz­ert, die er in viele stilistisc­he Richtungen hin variierte. Beim gemeinsame­n Improvisie­ren mit den Gastgebern verstanden sich Apap und Aleksey Igudesman mit seiner Geige prächtig. Gemeinsam schwelgten sie im Blues und spielten sich bei osteuropäi­schen Rhythmen geradezu in Ekstase.

Das große Finale vereinte alle Mitwirkend­en auf der Bühne. Genau wie einst im Fernsehen. Für den 11. Februar ist eine Fortsetzun­g angekündig­t.

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FOTO: JULIA WESELY/ TONHALLE Der Geiger Aleksey Igudesman und der Pianist Hyung-ki Joo luden in die Tonhalle ein.

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