Rheinische Post

Baah ist noch nicht angekommen

Der 19-Jährige gilt als großes Talent. Doch weder in England noch in der Zweiten Liga konnte er sich bisher durchsetze­n.

- VON GIANNI COSTA

Es geht um die berufliche Zukunft eines 19-Jährigen. Dies muss man sich zunächst vor Augen führen, wenn man über Kwadwo Baah urteilt. Es geht um ein großes Talent. Um noch größere Träume. Und die ganz normalen Probleme, die das Leben bereithalt­en kann. Besonders für einen so jungen Menschen. Deshalb erscheint es nicht komplett ungewöhnli­ch, dass Baah nach fünf Monaten noch nicht bei Fortuna angekommen ist.

Doch im Profi-Fußball sind fünf Monate eine Ewigkeit. Baah ist als Megatalent gehypt worden. Doch dann kamen einige schwere Verletzung­en. Nun sucht er wieder seinen Platz im System. In Düsseldorf fremdelt er noch mit vielen. Seine Rolle im System von Cheftraine­r Daniel Thioune, heißt es, habe er sich anders vorgestell­t. Tatsächlic­h spielt er bislang so gut wie keine Rolle.

Statistisc­h liest sich das dann so: Acht Mal stand er überhaupt nicht auf dem Rasen. Insgesamt kommt er bei 15 für ihn möglichen Partien nur auf 62 Einsatzmin­uten. Als Baah vom FC Watford ausgeliehe­n wurde, lief die Saison schon. Er hat also, um auch etwas zu seiner Entlastung vorzubring­en, die Vorbereitu­ng nicht mitgemacht.

Bereits im Oktober hatte unsere Redaktion die Frage gestellt, ob es nicht möglicherw­eise sinnvoller sei, die Leihe mit ihm bereits im Winter ausklingen zu lassen – wenn absehbar ist, dass er auch im neuen Jahr wahrschein­lich keine tragende Rolle im System von Thioune spielen würde. Damals hieß es noch unisono vom Verein, man wolle an der Leihe festhalten.

Angesichts der aktuellen Lage fehlt die Fantasie, wie sich die Situation

doch noch wenden könnte. Allerdings: Auch bei Michal Karbownik war nach den ersten Wochen nicht unbedingt davon auszugehen, in welche Richtung es gehen würde. Und auch bei Dawid Kownacki hat es sich ausgezahlt, dass man Ruhe bewahrt hat. Doch bei Baah ist die Ausgangsla­ge etwas kniffliger.

Nicht einmal einen Monat später hört sich das Ganze dann auch

schon etwas anders an. Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat Fortuna bereits mit Watford Funkkontak­t aufgenomme­n, um über die Zukunft von Baah zu beraten. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt Düsseldorf­s Sportvorst­and Klaus Allofs entspreche­nde Gedankensp­iele.

„Er hatte bisher echte Probleme, sich zurechtzuf­inden“, sagt Allofs.

„Dennoch glauben wir, dass da eventuell was drinstecke­n kann. Wir trauen ihm eine Steigerung zu. Gelingt das aber in einem halben Jahr? Wenn nicht der richtige Durchbruch kommt, wird es ja sowieso nicht weitergehe­n.“

Fortuna wäre einem Leihende schon im Winter nicht abgeneigt. „Sollte Watford aber mit ihm keinen anderen Plan haben, dann bleibt er

noch ein halbes Jahr bei uns, und wir bemühen uns gemeinsam, weitere Schritte nach vorne zu gehen“, sagt Allofs.

Allein rein aus wirtschaft­lichen Gründen würde sich Allofs bei einem Abgang nicht dazwischen­werfen, denn sein Handlungss­pielraum würde durch das Einsparen von Leihgebühr und Gehalt für Baah (nicht exorbitant hoch, aber immerhin) wieder auf dem Transferma­rkt etwas mehr machen können.

„Er muss die Intensität noch anpassen und sie deutlich erhöhen – Tag für Tag auch im Training. Wir führen viele Gespräche darüber. Kognitiv ist es für ihn noch eine große Herausford­erung, sich anzupassen“, sagte Thioune vor Wochen. „Er hat eine sehr hohe Qualität im Eins gegen Eins. Im Kontext Mannschaft­sverbund verteidigt er noch nicht so, wie wir uns das vorstellen und bringt nicht die Dynamik ein. Jetzt war er so ein bisschen hinten dran. Aktuell ist er etwas weiter weg, als er und wir uns das gewünscht hätten. Da muss deutlich mehr kommen.“

Es spricht vieles für einen vorzeitige­n Abschied.

 ?? FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N ?? Kwadwo Baah auf dem Trainingsp­latz. Im Hintergrun­d Trainer Daniel Thioune.
FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Kwadwo Baah auf dem Trainingsp­latz. Im Hintergrun­d Trainer Daniel Thioune.

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