Rheinische Post

Experten sehen Schulen als Schlüssel zur Krisenbewä­ltigung

- VON SINA ZEHRFELD

Die Folgen der Corona-Pandemie sind für Kinder und Jugendlich­e dramatisch. In dieser traurigen Erkenntnis waren sich alle Sachverstä­ndigen am Dienstag einig. Doch bei einer Expertenan­hörung vor dem Schul- und dem Familienau­sschuss des Landtages ging es auch um Ansätze, um es bei künftigen Krisen besser zu machen.

„Das Bildungswe­sen hätte einen Beitrag leisten können, um das Pandemiege­schehen

besser zu bewältigen“, sagte Professor Harald Karutz, Pädagoge und Fachmann unter anderem für psychosozi­ales Krisenmana­gement. Der Umgang mit Ängsten, Informatio­nsflut und Fake News sollten in solchen Situatione­n Unterricht­sinhalte werden. Ebenso wie sozialwiss­enschaftli­che Themen, etwa das Verhältnis von Politik und Wissenscha­ft. Das hätte seiner Ansicht nach nicht nur den jungen Menschen genützt, sondern der Gesellscha­ft insgesamt. Karutz forderte für das Bildungswe­sen mehr Flexibilit­ät ein, um künftig entspreche­nd handeln zu können.

Immer wieder betonten die Fachleute gegenüber der Politik, dass es mehr Vernetzung geben müsse: den Blick über den Tellerrand einzelner Institutio­nen hinaus. „Jugendarbe­it und Schule müssen in die Lage versetzt werden, auf Augenhöhe miteinande­r zu arbeiten“, sagte Max Holzer, Vorsitzend­er des Landesjuge­ndrings NRW. Vielfach hätten junge Leute während Corona digitale schulische Angebote nicht mal wahrnehmen können, hätten sie es nicht in Jugendeinr­ichtungen tun können. Und nun sei durch die Corona-Schließung­en die Landschaft der Jugendarbe­it „erodiert“: „Wir haben zwei Jahre an ehrenamtli­chen jungen Menschen verloren, die nicht die Erfahrung gemacht haben, im Sommerlage­r älter zu werden.“

Professor Sabine Walper vom Deutschen Jugendinst­itut sagte, Einrichtun­gen seien krisenresi­lient, wenn sie kurze Wege zu wichtigen

Partnern hätten. So zur Kinder- und Jugendhilf­e, auch zum öffentlich­en Gesundheit­swesen: „Man muss auf funktionie­rende Kooperatio­nen zurückgrei­fen können.“Zu ihren zentralen Empfehlung­en gehörte es, Kitas und Schulen sofort fit zu machen für künftige Ereignisse. „Wir wissen nicht, welche Pandemien uns noch ereilen.“Aber es müsse dann bereits einen Plan geben, man dürfe nicht mehr ad hoc reagieren.

Anerkennun­g aus der Praxis gab es für das Corona-Handlungsk­onzept,

das Schulminis­terin Dorothee Feller (CDU) den Schulen im Sommer mit Blick auf den Herbst an die Hand gegeben hat. Die kommunalen Spitzenver­bände verlangten für Schulen und Kitas Ressourcen: Planungssi­cherheit, Fachkräfte, ausreichen­de Finanzieru­ng, multiprofe­ssionelle Teams. Hintergrun­d der Anhörung war die noch offene Frage, ob Schulen im formalen rechtliche­n Sinne zur „kritischen Infrastruk­tur“erklärt werden sollten. Die SPD fordert das in einem Antrag.

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