Genug Geld für die Pflege im Alter
Die Pflegekasse deckt nur einen Teil der Kosten. Mehr als 2000 Euro müssen Heimbewohnerinnen und -bewohner selbst aufbringen. Dazu reicht die gesetzliche Rente meist nicht. Wie man weitere Einnahmen kalkuliert.
Es ist ein Horrorszenario, das viele Menschen beschäftigt: Man hat gespart, im Rentenalter womöglich die eigene Immobilie verkauft und so zusätzliches Kapital geschaffen, man bekommt gesetzliche Rente – und doch reicht das Geld nicht, weil man ins Pflegeheim muss, die entstehenden Kosten das eigene Budget übersteigen (auch wenn die Pflegekasse einen Teil beisteuert) und womöglich auch keine Verwandten da sind, die finanziell helfen könnten und müssten.
Vorab: Es gibt keine Rechnung, die auf jeden Fall passt, weil die Lebenserwartung der Menschen ebenso unterschiedlich ist wie das Vermögen, weil niemand sagen kann, wie lange jemand als Rentner(in) noch rüstig ist, wie sich die Sparzinsen beispielsweise in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten entwickeln, wie viel Geldertrag also bei sicherer Anlage noch zu erwarten ist. Aber eins gilt: Man kann (wenn man kann) nie früh genug damit anfangen, Rücklagen zu bilden.
Der Verband der Ersatzkassen hat errechnet, dass in einem Pflegeheim in NRW die Eigenbeteiligung der Bewohner bei durchschnittlich 2587 Euro im Monat liegt. Der Betrag schrumpft durch Zuschüsse der Pflegekasse in den Jahren nach dem Einzug ins Heim stufenweise auf weniger als 2000 Euro.
Zum Vergleich: Die Durchschnittsrente in Deutschland liegt in den alten Bundesländern bei 1621 Euro brutto. Zieht man davon die Krankenversicherung
ab und geht davon aus, dass keine oder kaum Steuern gezahlt werden müssen, bleiben aktuell etwa 1435 Euro. Klafft also, grob gerechnet, ein Loch von 1150 Euro im Monat zu Beginn der Zeit im Pflegeheim und später immer noch eines von mehr als 500 Euro, das es zu stopfen gilt (ohne Inflation und Rentenanpassung). Geht man davon aus, dass man zum Zeitpunkt des Umzugs noch eine Lebenserwartung von zehn Jahren hätte, ergäbe sich ein Finanzbedarf fürs Heim von fast 250.000 Euro. Davon wären rund 170.000 Euro durch die Rentenzahlung gedeckt. Blieben als Lücke 80.000 Euro, pro Jahr also 8000 Euro oder monatlich 667 Euro.
Eine Alternative ist es, mit der Bank oder Sparkasse einen Entnahmeplan zu vereinbaren. Wer beispielsweise aus einem Immobilienverkauf unter dem Strich 100.000 Euro erlöst, monatliche Einnahmen haben will und den jeweiligen Rest zu jährlich zwei Prozent anlegen kann (diese Zeiten kommen wieder), der kann monatlich schon über etwa 962 Euro zusätzlich verfügen. Bei einem Prozent Zinsen wären es noch knapp 897 Euro, bei drei Prozent andererseits rund 1030 Euro. Hier ist die Lösung also relativ einfach, es bliebe auch noch Geld für die Erben übrig.
Ohne Immobilienvermögen müsste man die Lücke von 667 Euro anders stopfen. Das ginge bei einem Entnahmeplan wiederum, wenn man etwa 73.000 Euro hätte, aus denen man sich monatlich bedient und wo man wiederum den Restbetrag zu zwei Prozent anlegt. Dann stünden für zehn Jahre monatlich 670 Euro zur Verfügung (natürlich könnten die Zinsen im Laufe der nächsten Jahre noch höher steigen). Wer 60.000 Euro gespart hätte, könnte beispielsweise zusätzlich per Riester-Rente bei einem Einzahlungszeitraum von zwölf bis 15 Jahren und maximalem Einzahlungsbetrag eine Rente erhalten, die das Loch ausfüllt. Allerdings muss auch diese Rente dann noch versteuert werden. Um die 60.000 Euro zu sparen, könnte man also 25 Jahre lang monatlich 200 Euro zurücklegen (ohne Zins und Zinseszins gerechnet).
Was man tunlichst unterlässt: Im Alter und bei entsprechendem Finanzbedarf das Ersparte in Aktien anlegen. Das sollte man, so sagen alle Experten, nur dann tun, wenn man die Mittel über Jahre hinweg nicht benötigt und deshalb entsprechende Kursschwankungen aushalten kann. Das ist aber bei einem Aufenthalt im Pflegeheim nicht der Fall.
Wie eingangs erwähnt, ist das alles nur eine stark vereinfachte Modellrechnung, die man aber zumindest als Orientierung für den Fall der Fälle nutzen kann. Was man aber auch noch im Kopf haben sollte: „Die Preise im Pflegeheim können steigen, wenn sich der Pflegebedarf ändert oder dem Unternehmen Mehrkosten entstehen“, erklärt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zudem steigt die Lebenserwartung. Was das Pflegeheim auch teurer machen würde.
Dies war der achte und letzte Teil unserer Vorsorge-Serie.