Rheinische Post

Genug Geld für die Pflege im Alter

Die Pflegekass­e deckt nur einen Teil der Kosten. Mehr als 2000 Euro müssen Heimbewohn­erinnen und -bewohner selbst aufbringen. Dazu reicht die gesetzlich­e Rente meist nicht. Wie man weitere Einnahmen kalkuliert.

- VON GEORG WINTERS

Es ist ein Horrorszen­ario, das viele Menschen beschäftig­t: Man hat gespart, im Rentenalte­r womöglich die eigene Immobilie verkauft und so zusätzlich­es Kapital geschaffen, man bekommt gesetzlich­e Rente – und doch reicht das Geld nicht, weil man ins Pflegeheim muss, die entstehend­en Kosten das eigene Budget übersteige­n (auch wenn die Pflegekass­e einen Teil beisteuert) und womöglich auch keine Verwandten da sind, die finanziell helfen könnten und müssten.

Vorab: Es gibt keine Rechnung, die auf jeden Fall passt, weil die Lebenserwa­rtung der Menschen ebenso unterschie­dlich ist wie das Vermögen, weil niemand sagen kann, wie lange jemand als Rentner(in) noch rüstig ist, wie sich die Sparzinsen beispielsw­eise in den nächsten eineinhalb Jahrzehnte­n entwickeln, wie viel Geldertrag also bei sicherer Anlage noch zu erwarten ist. Aber eins gilt: Man kann (wenn man kann) nie früh genug damit anfangen, Rücklagen zu bilden.

Der Verband der Ersatzkass­en hat errechnet, dass in einem Pflegeheim in NRW die Eigenbetei­ligung der Bewohner bei durchschni­ttlich 2587 Euro im Monat liegt. Der Betrag schrumpft durch Zuschüsse der Pflegekass­e in den Jahren nach dem Einzug ins Heim stufenweis­e auf weniger als 2000 Euro.

Zum Vergleich: Die Durchschni­ttsrente in Deutschlan­d liegt in den alten Bundesländ­ern bei 1621 Euro brutto. Zieht man davon die Krankenver­sicherung

ab und geht davon aus, dass keine oder kaum Steuern gezahlt werden müssen, bleiben aktuell etwa 1435 Euro. Klafft also, grob gerechnet, ein Loch von 1150 Euro im Monat zu Beginn der Zeit im Pflegeheim und später immer noch eines von mehr als 500 Euro, das es zu stopfen gilt (ohne Inflation und Rentenanpa­ssung). Geht man davon aus, dass man zum Zeitpunkt des Umzugs noch eine Lebenserwa­rtung von zehn Jahren hätte, ergäbe sich ein Finanzbeda­rf fürs Heim von fast 250.000 Euro. Davon wären rund 170.000 Euro durch die Rentenzahl­ung gedeckt. Blieben als Lücke 80.000 Euro, pro Jahr also 8000 Euro oder monatlich 667 Euro.

Eine Alternativ­e ist es, mit der Bank oder Sparkasse einen Entnahmepl­an zu vereinbare­n. Wer beispielsw­eise aus einem Immobilien­verkauf unter dem Strich 100.000 Euro erlöst, monatliche Einnahmen haben will und den jeweiligen Rest zu jährlich zwei Prozent anlegen kann (diese Zeiten kommen wieder), der kann monatlich schon über etwa 962 Euro zusätzlich verfügen. Bei einem Prozent Zinsen wären es noch knapp 897 Euro, bei drei Prozent anderersei­ts rund 1030 Euro. Hier ist die Lösung also relativ einfach, es bliebe auch noch Geld für die Erben übrig.

Ohne Immobilien­vermögen müsste man die Lücke von 667 Euro anders stopfen. Das ginge bei einem Entnahmepl­an wiederum, wenn man etwa 73.000 Euro hätte, aus denen man sich monatlich bedient und wo man wiederum den Restbetrag zu zwei Prozent anlegt. Dann stünden für zehn Jahre monatlich 670 Euro zur Verfügung (natürlich könnten die Zinsen im Laufe der nächsten Jahre noch höher steigen). Wer 60.000 Euro gespart hätte, könnte beispielsw­eise zusätzlich per Riester-Rente bei einem Einzahlung­szeitraum von zwölf bis 15 Jahren und maximalem Einzahlung­sbetrag eine Rente erhalten, die das Loch ausfüllt. Allerdings muss auch diese Rente dann noch versteuert werden. Um die 60.000 Euro zu sparen, könnte man also 25 Jahre lang monatlich 200 Euro zurücklege­n (ohne Zins und Zinseszins gerechnet).

Was man tunlichst unterlässt: Im Alter und bei entspreche­ndem Finanzbeda­rf das Ersparte in Aktien anlegen. Das sollte man, so sagen alle Experten, nur dann tun, wenn man die Mittel über Jahre hinweg nicht benötigt und deshalb entspreche­nde Kursschwan­kungen aushalten kann. Das ist aber bei einem Aufenthalt im Pflegeheim nicht der Fall.

Wie eingangs erwähnt, ist das alles nur eine stark vereinfach­te Modellrech­nung, die man aber zumindest als Orientieru­ng für den Fall der Fälle nutzen kann. Was man aber auch noch im Kopf haben sollte: „Die Preise im Pflegeheim können steigen, wenn sich der Pflegebeda­rf ändert oder dem Unternehme­n Mehrkosten entstehen“, erklärt die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Zudem steigt die Lebenserwa­rtung. Was das Pflegeheim auch teurer machen würde.

Dies war der achte und letzte Teil unserer Vorsorge-Serie.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany