Heimatdörfchen muss abgebaut werden
Die weihnachtlichen Buden standen schon, doch aus dem Event wird nichts. Stadt und Bezirkspolitik hatten Einwände.
Der Ärger um das Heimatdörfchen in der Carlstadt geht weiter: Betreiber Martin Wilms hat die Anweisung bekommen, seine Buden bis 8. Dezember wieder abzubauen – nachdem er für ihren Betrieb nach tagelangem Zittern doch keine Genehmigung bekommen hatte. Laut Ordnungsamt wird es diese auch nicht mehr geben. Hintergrund sind unter anderem Zweifel der Bezirkspolitik. Auch die Stadt sah den Ort letztlich nicht als geeignet an.
Am Montagabend habe er noch ein Gespräch mit Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) geführt, sagte Wilms unserer Redaktion. „Aber auch von seiner Seite hat es leider keine positiven Signale gegeben. Jetzt müsste ein Wunder passieren.“
Eingeweihte hatten sich schon gewundert, dass die kleinen Hütten an der Mariensäule dunkel blieben, denn eigentlich hatte Wilms die Eröffnung seines Weihnachtsmarktes schon für vergangenen Donnerstag angekündigt. Glühwein und Altbier sollten dort ausgeschenkt, Bratwürste gebraten und Kunsthandwerk verkauft werden. Auch ChorAuftritte waren angedacht. Doch Wilms wartete vergeblich auf die Genehmigung der Stadt, die ihm – so betont er – eigentlich bereits fest zugesagt gewesen sei.
Was genau lief zwischen ihm, der Verwaltung und der Politik schief? Die Stadt hat erklärt, Wilms‘ Agentur Häzzblut habe am 26. Oktober eine sogenannte Sondernutzungserlaubnis für die Fläche zwischen Orangeriestraße und Poststraße beantragt. Danach sei die Konzeption mehrfach geändert worden, die finalen Unterlagen wurden demnach am 17. November eingereicht. Erst vier Tage später fiel im Ordnungsamt auf, dass die Erlaubnis einer förmlichen Beteiligung der Bezirksvertretung 1 bedürfe. Da war die letzte Sitzung (18. November) des Gremiums vor dem geplanten Start jedoch vorbei.
Die Stadt räumt ein, dass das Ordnungsamt eher hätte merken sollen, dass die Beteiligung der BV nötig ist – weist aber darauf hin, dass die Unterlagen des Veranstalters sehr spät vorlagen und der reguläre Abgabeschluss da bereits vorbei war. Wilms hätte sich demnach schon während der zentralen Weihnachtsmarktplanungen
um eine Fläche kümmern sollen. „Im Rahmen der Diskussion wurde zudem festgestellt: Der Gebietscharakter lässt in diesem Umfeld die beabsichtigte Veranstaltung nicht zu“, erklärte ein Stadtsprecher weiter: „Der Platz vor der Mariensäule ist ein schützenswerter Ort, der nicht als Eventlocation mit musikalischen Darbietungen genutzt werden soll.“
In den Fokus rückte in der Debatte zudem FDP-Politikerin Daniela Masberg-Eikelau. Sie erklärt, von einigen Carlstädtern auf das Heimatdörfchen angesprochen worden zu sein – daraufhin brachte sie das Thema in der Bezirksverwaltung zur
Sprache. Ihr tue der Ausgang leid für den Veranstalter, betont sie: „Aber es wäre sicher hilfreich gewesen, wenn er seine Anfrage an die Stadt etwas früher geschickt hätte als im Oktober, normalerweise beschäftigen wir uns schon im Mai mit Weihnachtsmärkten.“
In der Sache steht Masberg-Eikelau dazu, dass sie den Standort wie die Stadt nicht für geeignet hält. „Direkt in einem ohnehin vom Altstadttrubel zuletzt stark belasteten Wohngebiet unmittelbar an einer Schule und einer Kita – da gibt es sicher bessere Orte.“Der bekannte DJ Theo Fitsos hatte ihre Rolle in dem Vorgang am Montag bei Facebook
angeprangert, hat seinen Beitrag aber inzwischen gelöscht und sich bei der Politikerin entschuldigt.
Bezirksbürgermeisterin Annette Klinke (Grüne) hielt einen Dringlichkeitsbeschluss ohnehin nicht für eine adäquate Lösung des Themas: „Das hätte nur unnötig Hektik in die Sache reingebracht, und uns fehlten ja auch sämtliche Informationen, um vernünftig abwägen zu können.“Der Antragsteller sei tatsächlich recht spät aktiv geworden, sagt sie: „Die fachkundige Einschätzung der Fachämter, warum so etwas an diesem Standort womöglich genehmigungsfähig ist, obwohl in der Vergangenheit bei einem KitaFest
auf der wassergebundenen Decke nicht einmal ein Getränkewagen aufgestellt werden durfte, hätten wir dann vor einer Entscheidung schon gerne gehabt.“Stattdessen 48 Stunden vorher eine Einschätzung abgeben zu müssen, sei keine gute Verfahrensweise.
Veranstalter Wilms hofft nun noch auf eine gütliche Einigung in Bezug auf die Kosten, die er bislang hatte – nach seinen Angaben waren das mehr als 30.000 Euro. Anwaltliche Schritte behält er sich vor. „Ich wünsche mir natürlich, dass ich das mit der Stadt diplomatisch regeln kann.“Gespräche zwischen beiden Seiten laufen.