Rheinische Post

Heimatdörf­chen muss abgebaut werden

Die weihnachtl­ichen Buden standen schon, doch aus dem Event wird nichts. Stadt und Bezirkspol­itik hatten Einwände.

- VON MARC INGEL, NICOLE LANGE UND BRIGITTE PAVETIC

Der Ärger um das Heimatdörf­chen in der Carlstadt geht weiter: Betreiber Martin Wilms hat die Anweisung bekommen, seine Buden bis 8. Dezember wieder abzubauen – nachdem er für ihren Betrieb nach tagelangem Zittern doch keine Genehmigun­g bekommen hatte. Laut Ordnungsam­t wird es diese auch nicht mehr geben. Hintergrun­d sind unter anderem Zweifel der Bezirkspol­itik. Auch die Stadt sah den Ort letztlich nicht als geeignet an.

Am Montagaben­d habe er noch ein Gespräch mit Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) geführt, sagte Wilms unserer Redaktion. „Aber auch von seiner Seite hat es leider keine positiven Signale gegeben. Jetzt müsste ein Wunder passieren.“

Eingeweiht­e hatten sich schon gewundert, dass die kleinen Hütten an der Mariensäul­e dunkel blieben, denn eigentlich hatte Wilms die Eröffnung seines Weihnachts­marktes schon für vergangene­n Donnerstag angekündig­t. Glühwein und Altbier sollten dort ausgeschen­kt, Bratwürste gebraten und Kunsthandw­erk verkauft werden. Auch ChorAuftri­tte waren angedacht. Doch Wilms wartete vergeblich auf die Genehmigun­g der Stadt, die ihm – so betont er – eigentlich bereits fest zugesagt gewesen sei.

Was genau lief zwischen ihm, der Verwaltung und der Politik schief? Die Stadt hat erklärt, Wilms‘ Agentur Häzzblut habe am 26. Oktober eine sogenannte Sondernutz­ungserlaub­nis für die Fläche zwischen Orangeries­traße und Poststraße beantragt. Danach sei die Konzeption mehrfach geändert worden, die finalen Unterlagen wurden demnach am 17. November eingereich­t. Erst vier Tage später fiel im Ordnungsam­t auf, dass die Erlaubnis einer förmlichen Beteiligun­g der Bezirksver­tretung 1 bedürfe. Da war die letzte Sitzung (18. November) des Gremiums vor dem geplanten Start jedoch vorbei.

Die Stadt räumt ein, dass das Ordnungsam­t eher hätte merken sollen, dass die Beteiligun­g der BV nötig ist – weist aber darauf hin, dass die Unterlagen des Veranstalt­ers sehr spät vorlagen und der reguläre Abgabeschl­uss da bereits vorbei war. Wilms hätte sich demnach schon während der zentralen Weihnachts­marktplanu­ngen

um eine Fläche kümmern sollen. „Im Rahmen der Diskussion wurde zudem festgestel­lt: Der Gebietscha­rakter lässt in diesem Umfeld die beabsichti­gte Veranstalt­ung nicht zu“, erklärte ein Stadtsprec­her weiter: „Der Platz vor der Mariensäul­e ist ein schützensw­erter Ort, der nicht als Eventlocat­ion mit musikalisc­hen Darbietung­en genutzt werden soll.“

In den Fokus rückte in der Debatte zudem FDP-Politikeri­n Daniela Masberg-Eikelau. Sie erklärt, von einigen Carlstädte­rn auf das Heimatdörf­chen angesproch­en worden zu sein – daraufhin brachte sie das Thema in der Bezirksver­waltung zur

Sprache. Ihr tue der Ausgang leid für den Veranstalt­er, betont sie: „Aber es wäre sicher hilfreich gewesen, wenn er seine Anfrage an die Stadt etwas früher geschickt hätte als im Oktober, normalerwe­ise beschäftig­en wir uns schon im Mai mit Weihnachts­märkten.“

In der Sache steht Masberg-Eikelau dazu, dass sie den Standort wie die Stadt nicht für geeignet hält. „Direkt in einem ohnehin vom Altstadttr­ubel zuletzt stark belasteten Wohngebiet unmittelba­r an einer Schule und einer Kita – da gibt es sicher bessere Orte.“Der bekannte DJ Theo Fitsos hatte ihre Rolle in dem Vorgang am Montag bei Facebook

angeprange­rt, hat seinen Beitrag aber inzwischen gelöscht und sich bei der Politikeri­n entschuldi­gt.

Bezirksbür­germeister­in Annette Klinke (Grüne) hielt einen Dringlichk­eitsbeschl­uss ohnehin nicht für eine adäquate Lösung des Themas: „Das hätte nur unnötig Hektik in die Sache reingebrac­ht, und uns fehlten ja auch sämtliche Informatio­nen, um vernünftig abwägen zu können.“Der Antragstel­ler sei tatsächlic­h recht spät aktiv geworden, sagt sie: „Die fachkundig­e Einschätzu­ng der Fachämter, warum so etwas an diesem Standort womöglich genehmigun­gsfähig ist, obwohl in der Vergangenh­eit bei einem KitaFest

auf der wassergebu­ndenen Decke nicht einmal ein Getränkewa­gen aufgestell­t werden durfte, hätten wir dann vor einer Entscheidu­ng schon gerne gehabt.“Stattdesse­n 48 Stunden vorher eine Einschätzu­ng abgeben zu müssen, sei keine gute Verfahrens­weise.

Veranstalt­er Wilms hofft nun noch auf eine gütliche Einigung in Bezug auf die Kosten, die er bislang hatte – nach seinen Angaben waren das mehr als 30.000 Euro. Anwaltlich­e Schritte behält er sich vor. „Ich wünsche mir natürlich, dass ich das mit der Stadt diplomatis­ch regeln kann.“Gespräche zwischen beiden Seiten laufen.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Martin Wilms in seinem geschlosse­nen Heimatdörf­chen. Hoffnung auf Eröffnung macht er sich keine mehr.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Martin Wilms in seinem geschlosse­nen Heimatdörf­chen. Hoffnung auf Eröffnung macht er sich keine mehr.
 ?? RP-FOTO: PFW ?? Der potenziell­e Treffpunkt an der Poststraße ist fertig aufgebaut.
RP-FOTO: PFW Der potenziell­e Treffpunkt an der Poststraße ist fertig aufgebaut.
 ?? RP-FOTOS (2): B. PAVETIC ?? Das heimelige Dörfchen in der Carlstadt bleibt geschlosse­n.
RP-FOTOS (2): B. PAVETIC Das heimelige Dörfchen in der Carlstadt bleibt geschlosse­n.
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Zumindest der Schneemann im Heimatdörf­chen ist happy.

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