Stadt kappt Baumkronen im Wald
Schadhafte Bäume können im Stadtwald eine Gefahr darstellen. Das Forstamt entscheidet sich bei manchen Bäumen dafür, nur die Kronen zu entfernen und den Stamm als stehendes Totholz zu nutzen.
Früh morgens rückt schweres Gerät im Grafenberger Wald an: Die drei letzten von insgesamt 15 Altbuchen werden heute teilgefällt. Dabei wird lediglich die Baumkrone gekappt, ein möglichst langer Teil des Stammes soll so erhalten bleiben. „Für den Stadtwald ist das wertvolle Totholz ökologisch von großer Bedeutung“, erklärt Forstdirektor Paul Schmitz.
Das Spezialfahrzeug besteht aus einem ausfahrbaren Greifarm, der vom Boden aus bedient werden kann. In der Fahrerkabine steuert ein Mitarbeiter der Firma den Arm, der nach und nach die Hauptäste greift. Eine direkt unter dem Greifer befestigte, herausklappbare Kettensäge, wird gestartet, sobald der Ast sicher durch die Maschine gehalten wird. In wenigen Sekunden ist das Holz durchgesägt. Ast für Ast wird hinter dem Stamm auf dem Boden abgelegt, bis dieser nur noch fünf bis sechs Meter hoch ist.
„Im Fall dieses Baumes gibt es einen Pilzbefall. Von außen sieht man nur wenige Spuren, das Myzel durchsetzt aber den ganzen Stamm und macht diesen morsch“, erklärt Paul Schmitz im Hinblick auf die rund 150 Jahre alte Buche, die teilgefällt werden soll. Sie ragt an einer Kreuzung leicht schräg über den Weg. „Würde der Baum umkippen, würde er der Länge nach genau auf den Hauptweg fallen“, stellt Schmitz fest. Deshalb müsse man rechtzeitig eingreifen.
In dem stehenbleibenden Stamm können Spechte nisten und Fledermäuse einen Platz in den Baumhöhlen finden. In liegendem Totholz könnten eben diese Tiere keinen
Platz finden, auch wenn das genauso wichtig für andere Bereiche sei. „Die abgesägte Krone bleibt allerdings auch im Wald“, sagt Schmitz. Diese diene dann wiederum anderen Waldbewohnern als Lebensraum und bildet so einen weiteren Baustein im Ökosystem Wald.
Mit der Kronenkappung ist eine Spezialfirma beauftragt. Pro Baum dauert es mit Auf- und Abbau nicht einmal eine Stunde, bis alles fertig ist. „Diese Methode ist auch deutlich teurer, als wenn wir einfach den Baum als Ganzes fällen“, sagt Schmitz. Diese Arbeiten würden
die Forstmitarbeiter selbst erledigen. Der Spezialauftrag kostet rund 500 Euro pro Baum. „Das ist es uns aber wert“, ist Schmitz überzeugt. Schließlich könne der Stamm so noch einige Jahre, gar Jahrzehnte, wertvolle Dienste leisten – ohne eine Gefahr für die Waldbesucher darzustellen. „Das Problem gerade bei den Altbuchen ist die Baumkrone. Das Gewicht und die Windkräfte können dazu führen, dass morsches Holz abbricht oder gar der ganze Baum umstürzt“, sagt Schmitz.
Dabei wird keiner der Bäume leichtfertig gefällt. „Wir prüfen das sorgfältig“, betont Paul Schmitz und verweist darauf, dass in jedem der drei Forstreviere in Düsseldorf mehrere Mitarbeiter eine spezielle Ausbildung zum Baumkontrolleur haben.
Diese patrouillieren regelmäßig die Hauptwege entlang und prüfen dort sowie schwerpunktmäßig an Kinderspielplätzen und anderen Aufenthaltsorten die Bäume auf mögliche Schäden, Schädlingsoder Pilzbefall. Denn dies könnte die Standfestigkeit der Bäume beeinträchtigen und für die Waldbesucher gefährlich werden. „Manche sind der Meinung, dass die Verkehrssicherungspflicht nicht besteht“, sagt Schmitz. Das stimme nur bedingt: Entlang der Hauptwege und an besonderen Punkten sieht er die Pflicht, einzugreifen, wenn sich Gefahren abzeichnen.
Auch in den kommenden Jahren werden die Forstmitarbeiter überprüfen, ob der stehen gebliebene Stamm noch standfest ist, damit auch in Zukunft keine Gefahr davon ausgeht. „Mitten im Wald selbst greifen wir allerdings nicht ein – das geschieht nur dort, wo Menschen von herabstürzendem Holz getroffen werden können“, betont Jürgen Schulze, der Revierleiter im Forstgebiet Mitte, das den Aaper und Grafenberger Wald umfasst.
Daher bleibe es auch wichtig, den Stadtwald weiterhin zu bewirtschaften. In den kommenden Jahren sollen 61.000 Jungbäume gepflanzt werden, um den Wald besser an die Klimaveränderungen anzupassen und ihn zu stärken und ihn zu verjüngen. „Wir möchten eine noch größere Durchmischung verschiedener Baumarten“, erklärt Paul Schmitz.