Rheinische Post

Grüne starten einen letzten Versuch

Um die geplante Bebauung auf dem alten Chateau-Rikx-Gelände zu verhindern, schrieb die Partei ans Ministeriu­m.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Die Argumente beider Seiten sind ausgetausc­ht, aber wenn es um die geplante Bebauung auf dem alten Chateau-Rikx-Gelände geht, kommen Verwaltung und die Grünen im Linksrhein­ischen zu keiner Einigung. Während die Stadt dem Bauunterne­hmer grünes Licht gegeben hat, spricht sich die Fraktion unveränder­t gegen das vorgestell­te vierstöcki­ge Gebäude neben dem Alten Bahnhof am Belsenplat­z aus. Deswegen starteten die Grünen jetzt einen letzten Versuch, um die aus ihrer Sicht nicht vertretbar­en Pläne der Firma Ralf Schmitz doch noch zu verhindern: In einem Brief an Bau- und Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch bitten sie um eine Überprüfun­g der Entscheidu­ng der Unteren Denkmalbeh­örde.

Falls das Ministeriu­m – wie die Verwaltung – keine Einwände gegen die Schmitz-Pläne haben sollte, „dann sind sie auch zulässig“, sagt der grüne Fraktionss­precher Markus Loh und kündigt damit indirekt an, sich schlussend­lich beugen zu müssen. In dem Schreiben seiner Partei wird jedoch dargelegt, warum nach Meinung der Grünen über den Bauantrag noch einmal nachgedach­t werden muss. Die jetzige Planung erfordere erhebliche Befreiunge­n vom Bebauungsp­lan, und die Erlaubnis der Unteren Denkmalbeh­örde sei Teil der Beschlussv­orlage gewesen. Die Grünen halten die Abweichung­en von Beginn an für nicht genehmigun­gsfähig, und deshalb die „Überprüfun­g der Erlaubnis der Unteren Denkmalbeh­örde Düsseldorf in Ihrer Funktion als Oberste Denkmalbeh­örde für geboten“, heißt es in dem Schreiben an Scharrenba­ch. Denn laut Grüne

wurde einerseits weder in der Beschlussv­orlage noch in der Bauakte der Denkmalsch­utz angemessen berücksich­tigt, anderersei­ts enthalten die Akten und die Vorlage der Stadtverwa­ltung zudem fehlerhaft­e Darstellun­gen.

Tiefergehe­nd erklärt die Fraktion, dass der Bebauungsp­lan für die neue Bebauung Zweigescho­ssigkeit und einen deutlichen Abstand zum Alten Bahnhof vorsieht, um zu dem denkmalges­chützten Gebäude einen verträglic­hen Übergang sicherzust­ellen. Beides sei aber nicht der Fall. Für die Grünen zeigt sich der „überladene, neoklassiz­istische Stil des geplanten Gebäudes respektlos gegenüber dem Alten Bahnhof“. Es wird gar befürchtet, dass der Alte Bahnhof wegen der massiven Veränderun­gen in der Umgebung seinen Status als Denkmal verliert. Außerdem wird geschriebe­n: „Unsere Akteneinsi­cht ergab, dass das federführe­nde Bauaufsich­tsamt erhebliche Bedenken gegen den Bauantrag hatte. Das Amt hielt für den vorliegend­en Antrag eine Änderung des

Bebauungsp­lans für erforderli­ch, die aber nicht erfolgte.“

Bei der fehlerhaft­en Vorlage wird – wie in der Vergangenh­eit schon – auf die Gebäudehöh­en eingegange­n. Nachprüfun­gen des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s hätten ergeben, dass der Bahnhof in der Vorlage rund 160 Zentimeter höher dargestell­t wurde, als er tatsächlic­h ist. Außerdem sei das Dach des dritten Obergescho­sses nahezu senkrecht, wodurch das Dach als Wand wahrgenomm­en werde. Kurz: Der Neubau sei gegenüber dem Bahnhof erheblich massiver als in der Vorlage dargestell­t und dieser Planungsma­ngel habe bereits bei der Einreichun­g der Unterlagen für die denkmalsch­utzrechtli­che Erlaubnis bestanden. Die Akten enthielten auch Zeichnunge­n, die dies deutlich machten, aber nicht in der Vorlage gezeigt worden seien. Und zuletzt suggeriere die Bauakte, dass eine frühere Bauvoranfr­age, in der ein ähnlich großes Bauvolumen in der Nähe des Alten Bahnhofs geplant wurde, positiv beschieden wurde. Dies sei aber nie der Fall gewesen. „Auf Basis dieser Fehlinform­ation und der falschen Zeichnunge­n wurde das Einvernehm­en mit dem Landesverb­and Rheinland hergestell­t“, so die Grünen.

Sie werden nun abwarten müssen, wie die Reaktion des Ministeriu­ms ausfällt und ob überhaupt eine Überprüfun­g stattfinde­t. „Um zu vermeiden, dass Tatsachen geschaffen werden, sollte bis zur Klärung der offenen Fragen nicht mit dem Bau begonnen werden“, so die Bitte der Grünen bis zur Entscheidu­ng. Der gültige Bebauungsp­lan würde ihrer Ansicht nach beides ermögliche­n: den Denkmalsch­utz des Alten Bahnhofs und einen Neubau.

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In dieser Visualisie­rung des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s ist der rechte Teil des Neubaus viel höher als der Alte Bahnhof dargestell­t.
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In den Plänen des Investors Ralf Schmitz geben der Alte Bahnhof und der Neubau ein harmonisch­es Bild ab.

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