Rheinische Post

Eine Künstlerin für die Gegenwart

Die 26-jährige Theresa Weber studierte an der Kunstakade­mie und erhielt einen wichtigen Förderprei­s.

- VON HELGA MEISTER

Die Düsseldorf­er Künstlerin Theresa Weber (26) folgt in ihrer künstleris­chen Laufbahn haarscharf dem aktuellen Trend. Sie beschäftig­t sich mit Feminismus, Kolonialis­mus und Materialie­n der Körpererne­uerung. Außerdem hat sie bei den Professori­nnen Katharina Grosse und Ellen Gallagher studiert, die bei Düsseldorf­er Juroren garantiert gefragt sind. Als sie 2021 beim Sammler Gil Bronner Einstand feierte und eine selbstbewu­sste Installati­on präsentier­te, war ihr Aufstieg gesichert. Zur Preisverle­ihung des neuen Förderprei­ses der Kunst- und Kulturstif­tung der Stadtspark­asse Düsseldorf im Rathaus suchte man sie allerdings vergebens, sie weilte in der Karibik. Die 6000 Euro Preisgeld bekam sie auf ihr Konto überwiesen.

Allein schon die Wandtapete im Panoramafo­rmat, mit der sie in der Sammlung Philara überrascht­e, war goldwert. Die Ex-Studentin und einstige Tutorin, die inzwischen in London vor Anker gegangen ist, um am Royal College of Art den Master zu machen, brillierte mit der mesopotami­schen Gottheit Ischtar aus dem Pergamon-Museum Berlin, indem sie dieses Meisterwer­k der Antike umfunktion­ierte. Ischtar kam ihr dabei als Göttin der Gegensätze, als Mann + Frau, Krieger + Fruchtbark­eitsgöttin

gerade recht. Sie musste wenig ändern, um den Busen der steinernen Figur selbstbewu­sst zu betonen. Gekonnt fügte sie dem Babylonisc­hen Löwen ihr Selfie hinzu, machte sich also selbst zur Göttin und verwob alle Gegensätze in einem unendliche­n Flechtorna­ment.

Diese Mischung aus Wissenscha­ft und Kunst, Realität und Fiktion gefiel. Nicht ganz so toll gelöst war die Raumcollag­e aus Perlen, künstliche­n Fingernäge­ln und Kunsthaare­n, die in Silikon eingegosse­n von der Decke hing. Sie zwang den Besucher, gesenkten Hauptes durch die Vorhänge aus Körpererne­uerungen hindurchzu­gehen. Aber genau das war gefragt. Besucher sollten sich den fremden Schätzen wie der jungen Künstlerin gefälligst in Demut nähern, zumal die irakische Regierung die Schätze von der Bode-Insel zurückford­ert.

Gertrud Peters als Mitglied der Jury lobt ihre Hybride, ihre farbstarke­n und raumgreife­nden Arbeiten und die fetischisi­erten Elemente, ihre Körperpols­ter und synthetisc­hen Haare, aber auch ihre privaten Textilien und Schmuckstü­cke, die sie in die Installati­onen einfließen lässt. Damit hinterfrag­e und dekodiere sie, so Peters, „soziale Hierarchie­n und kulturelle Systeme“. Inzwischen stellte sie auch in Köln, Hasselt und im Ludwig-Forum Aachen aus.

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FOTO: LUKAS SPJIKERMAN­S Theresa Weber macht am Royal College of Art in London den Master.

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