Rheinische Post

RHEINISCHE LÖSUNG Nikolaus gerettet

Auch ohne Schnee mit Schlitten und Weckmann in den Advent.

- HORST THOREN Unser Autor ist stellvertr­etender Chefredakt­eur. Er wechselt sich hier mit Politikred­akteurin Dorothee Krings ab.

Im Rheinische­n geben sich die Heiligen den Weckmann in die Hand: Sankt Martin, vor Kurzem noch besungen, wird vom ebenso wohltätige­n Nikolaus abgelöst. Und natürlich bringt Kloas, so die rheinische Bezeichnun­g, mit, was alle lieben: Den Buggemann, den süßen Kerl aus Hefeteig, der so wunderbar schmeckt. Gourmets wundern sich vielleicht: Zum Weckmann essen viele das traditione­lle Rübenkraut und manche legen noch Blutwursts­cheiben drauf und trinken sogar Altbier dazu.

Mit Nikolaus kam vormals der Schnee. Und damit die Schlittenz­eit. Jüngst habe ich mein Schneegefä­hrt aus Kindertage­n im Schuppen gefunden. Ich weiß noch, wie Nikolaus ihn gebracht hat. An einem 6. Dezember in den 60er-Jahren stand der Schlitten morgens in der Küche. Ich war baff, zweifelte aber ein wenig, ob wirklich Nikolaus der Wohltäter war, denn meine Mutter verkaufte in ihrem kleinen Laden in der Vorweihnac­htszeit auch Spielzeug, ein Schlitten gehörte zum Sortiment. Als sie mich fragte: „Wo kommt der Schlitten wohl her?“, war meine Antwort klar: „Aus dem Laden.“Schnell schaute ich nach, aber das Ausstellun­gsstück stand noch da. Mein Nikolausgl­auben war gerettet. Vorerst. Mit dem Schlitten begann eine wilde Zeit. Erst wurde ich von Papa gezogen, später ging es bergab – an einem Hügel in der Nachbarsch­aft wurde im Wettbewerb gerodelt. Den Standard-Fehler (auf den Bauch legen, Kopf vorweg) machte ich nur einmal. Denn ich knallte mem Däds gegen einen Baum. In der Studienzei­t in Köln – vor 40 Jahren gab es noch reichlich Schnee im Rheinland – ging es („Lasst uns froh und munter sein“) am Decksteine­r Weiher auf einer Plastikfol­ie auf Rutschpart­ie. Meinen alten Schlitten will ich zum Nikolausta­g in die Küche stellen. Damit der Hiljemann sieht, dass ich ihn und seine Gaben nicht vergessen habe. Wer weiß, ob es auch diesmal was gibt. Für den Buggemann sorgt bestimmt meine Herzallerl­iebste, die schon Knuddelnik­olaus Herbert (von der Frau an der Kasse so getauft) mit nach Hause gebracht hat. Mehr ist kaum zu erwarten, heißt es doch zum Nikolaus: „Lasst die Großen laufen, die können sich selbst was kaufen.”

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