Rheinische Post

Ein Pater mit Überraschu­ngseffekt

Wolfgang Sieffert lebt und wirkt bei den Dominikane­rn. Eine große Leidenscha­ft hegt er auch fürs Ringen und Kochen.

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ALTSTADT In der Adventszei­t wichteln sich die RP-Redakteure in der Lokalredak­tion gegenseiti­g Blind Dates mit Interview-Partnern zu. Erst vor Ort erfahren wir, auf wen wir treffen. Heute ist das Dominikane­r-Pater Wolfgang, mit dem Redakteuri­n Brigitte Pavetic sprach.

Ich kenne Sie aus unserer Zeitung, Sie sind doch Pater Wolfgang! Wie schön! Etwas Hunger?

PATER WOLFGANG Ich würde tatsächlic­h gerne was essen. Wollen wir ins Ohme Jupp?

Ja klar. Sind Sie da öfter?

PATER WOLFGANG Ja, ganz oft morgens, ich nutze das gerne, um zum Beispiel Gespräche zu führen vor Veranstalt­ungen, um mich zu briefen.

Was bestellen Sie? PATER WOLFGANG

Semmelklöß­e mit Steinpilzs­oße und Salat.

Und einen Kakao mit Sahne! Das heißt, Sie müssen nicht auf die schlanke Linie zu achten?

PATER WOLFGANG Mein Arzt sagt mir, ich soll ein wenig vorsichtig sein mit Zucker, aber ich mache auch schon mal große und kleine Ausnahmen. Ich bin wirklich ein Genussesse­r, ich koche auch gerne. Es muss nicht immer Fleisch sein. Ich habe oft auch Lust auf eine richtig tolle Gemüsesoße.

Sie sind ja auch sehr engagiert bei der Armenküche.

PATER WOLFGANG Die habe ich mit gegründet, ich bin seitdem auch im Vorstand. Wenn es eng wird, zum Beispiel in Corona-Zeiten, dann habe ich dort mit ausgeholfe­n, damit die Armenküche nicht zumachen musste, und stand am Herd.

Sie leben in der Altstadt im Dominikane­rkloster. Haben Sie eine Wohnung oder ein Zimmer?

PATER WOLFGANG Jeder hat ein Zimmer, die Nasszellen sind auf dem Flur. Dann haben wir eine Bibliothek, die sehr gut geführt ist, die kann man auch online abrufen.

Wofür sind Sie zuständig?

PATER WOLFGANG Zu meinem Arbeitsber­eich gehören zum Beispiel unsere beiden Autos, dass die in Schuss sind. Ich bin zuständig für die alkoholfre­ien Getränke. Für Wein ist unser Finanzvera­ntwortlich­er zuständig, weil er das sehr gerne und sehr gut macht. Ich bin auch zuständig für Plakate. Und alle gemeinsam organisier­en die die Messen, das legen wir reihum fest.

Man denkt immer, dass Sie in aller Frühe aufstehen, ist das so?

PATER WOLFGANG Das ist gar nicht möglich. Fast alle von uns haben sehr viele Abendtermi­ne, die gehen dann bis zehn oder elf, daher ist unsere Frühstücks­zeit zwischen sieben und halb neun, um halb acht halten wir alle gemeinsam ein Morgengebe­t.

Im Frühstücks­saal im Kloster? PATER WOLFGANG

Andreaskir­che.

Nein, hier in der

Und abends? Treffen Sie sich da mal?

PATER WOLFGANG Tatsächlic­h ist unser Leben abends relativ zerfledder­t. Wir sind dann unterwegs zu Terminen oder treffen Freunde. Daher ist der wichtigste Treffpunkt das Mittagesse­n mit einem Kaffee nach dem Essen.

Noch mal zur Armenküche. Wie ist der Stand der Dinge?

PATER WOLFGANG Wir haben zweieinhal­b Mal so viele Gäste täglich wie vor Corona. Jeden Tag – auch am Wochenende – sind zwischen 170 bis 270 Menschen da. Durch Corona sind das viel mehr geworden. Auch die aktuellen Entwicklun­gen mit den Energiekos­ten und Preiserhöh­ungen erreichen uns jetzt. Manche Menschen kommen jetzt eine Woche früher, weil kein Geld mehr im Portemonna­ie ist. Wir werden sicher auch noch mehr gefordert werden in der Zukunft.

Dafür brauchen Sie viel Kraft. Die haben Sie garantiert – auch eine körperlich­e, ich habe mir mal gemerkt, dass Sie Ringer sind.

PATER WOLFGANG Ich habe das lange gemacht. Bis ich 54 war, habe ich 1300 offizielle Wettkämpfe bestritten. Ich habe etwas Probleme mit Arthrose. Irgendwann habe ich nur noch trainiert, dann war mal was mit der Schulter, und vor ein paar Jahren stellte ich dann auch das Training ein. Meinen Trainer schätze ich sehr, einmal im Monat essen wir eine Pizza miteinande­r. Was ich als Ringer gelernt habe: Immer alles zu geben.

Das machen Sie sicher auch beim Kochen?! Was kochen Sie am liebsten?

PATER WOLFGANG Ein RosenkohlK­artoffel-Auflauf mit Käse überbacken mit viel Muskat, Salate mit Hülsenfrüc­hten. Wenn ich ein Risotto oder ein Nudelgeric­ht machen, dann kommen erst einmal Unmengen von Zwiebeln und Knoblauch in den Topf.

Gibt es eigentlich eine Tugend, die Sie besonders schätzen?

PATER WOLFGANG Ich glaube, dass Gerechtigk­eit eine Tugend ist. Da bin ich besonders sensibel und empört, wenn Menschen Unrecht erfahren.

Meine letzte Frage: Waren Sie aufgeregt vor unserem Treffen?

PATER WOLFGANG Nein, war ich nicht, aber ich war schon positiv gespannt.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Unsere Redaktion traf sich mit dem Dominikane­r-Pater Wolfgang Sieffert in der Altstadt.

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