Rheinische Post

Die Wiedergebu­rt der Bibliothek­en

Für NRW-Kulturmini­sterin Ina Brandes sind die Einrichtun­gen Orte, die die kulturelle Identität prägen.

- VON LAURA WAGENER

Freies W-Lan, Tablets und multimedia­le Lernräume: Eine öffentlich­e Bibliothek muss heute mehr bieten als noch vor wenigen Jahren. Und dennoch ist eines geblieben: Bibliothek­en sind Orte der Bildung und der Begegnung.

Der Verband der Bibliothek­en des Landes NRW (VBNW) feierte am Mittwoch sein 75-jähriges Bestehen mit einem Festakt in der Düsseldorf­er Zentralbib­liothek. Grund genug, die Situation der Einrichtun­gen näher unter die Lupe zu nehmen. Wie gut sind die Bibliothek­en hierzuland­e ausgestatt­et? Welche Resonanz erfährt das Angebot? „Die Bibliothek­en selbst sind wieder gut gefüllt“, sagt Johannes BorbachJae­ne, Vorsitzend­er für die öffentlich­en Bibliothek­en des Verbandes: „Nach den Sommerferi­en haben wir wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.“Schleppend gestalte sich die Nachfrage bei kulturelle­n Veranstalt­ungen wie Lesungen. Der Verband sei zuversicht­lich, dass sich das mit der Zeit geben werde, will aber konkrete Maßnahmen ergreifen. „Wir müssen immer wieder neue Sachen ausprobier­en und testen, was ankommt“, sagt Borbach-Jaene. In der Dortmunder Stadt- und Landesbibl­iothek, die er selbst leitet, habe man in der Vergangenh­eit beispielsw­eise einen Escape-Room angeboten: „Man muss experiment­ieren.“

Als unbedingt erforderli­ch gilt weiterhin der Ausbau der technische­n Infrastruk­tur. Schnelles offenes W-Lan, ausreichen­d Steckdosen, Geräteauss­tattung wie Rechner. Damit man auch mal eine Bewerbung oder einen Lebenslauf schreiben kann. Außerdem die Möglichkei­t zu drucken. Große Einrichtun­gen wie die Zentralbib­liothek in Düsseldorf haben ihr multimedia­les Angebot mittlerwei­le auf Musikzimme­r, Gaming-Bereiche, digitale Werkstätte­n mit 3-D-Drucker und VR-Brillen oder die „Bibliothek der Dinge“ausgeweite­t. „Die Idee dahinter: Es gibt Dinge, die man nur manchmal braucht, aber nicht kaufen will“, erklärt der Vorsitzend­e. Auch der Nachhaltig­keitsgedan­ke spiele dabei eine Rolle. Und eben die Begegnung: Lernboxen für Schüler und

Studierend­e sowie Räume, um gemeinsam zu lesen, zu spielen oder zu diskutiere­n. Bibliothek­en wollen so wieder attraktive­r werden.

NRW-Kulturmini­sterin Ina Brandes sieht die Aufgabe der Büchereien besonders im sozialen Miteinande­r: „Die Bibliothek ist der Ort, der kulturelle Identität prägt, Teilhabe und Austausch fördert.“Kein Ort sei so niedrigsch­wellig und habe die Möglichkei­t, so viele Menschen zu erreichen. Das Thema Leseförder­ung sei so aktuell wie nie. Sie sei offen gegenüber entspreche­nden Ideen aus der Gesellscha­ft, kündigte aber auch anstehende politische Maßnahmen an.

Trotz aller Modernität ist die Digitalisi­erung längst nicht abgeschlos­sen. Einrichtun­gen wie das ZBW-Leibniz-Informatio­nszentrum Wirtschaft arbeiten seit Jahren an der digitalen Abrufbarke­it wissenscha­ftlicher Texte. „Wir haben Hunderttau­sende Publikatio­nen zu erschließe­n“, sagt Direktor Klaus Tochterman­n. Zur Katalogisi­erung sei künstliche Intelligen­z nötig. Von Menschenha­nd sei dies nicht zu schaffen.

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FOTO: ANNE ORTHEN NRW-Kulturmini­sterin Ina Brandes (CDU) will die Leseförder­ung in den Bibliothek­en in den Fokus nehmen.

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