Rheinische Post

Auf dem Rücken der Kinder

- VON JAN DREBES

Derzeit gibt es kaum eine Schulklass­e, kaum eine Kita-Gruppe, in der alle Kinder gesund sind. Ärzte in Krankenhäu­sern und Praxen schlagen Alarm, weil der Ansturm von Kindern mit Atemwegser­krankungen zu groß ist. Verantwort­lich für die Engpässe ist ein Gesundheit­ssystem, das die Profitabil­ität der einzelnen Fachbereic­he der Krankenhäu­ser in den Vordergrun­d gestellt hat. Dass Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) das ändern will und Finanzspri­tzen für Kinderklin­iken plant, kommt zu spät und hilft in der aktuellen Krise nicht. Nach zwei Pandemieja­hren sind es wieder einmal die Kinder, die die Zeche zahlen. Diese Krise ist so ernst, dass ein Sprecher der Intensivme­diziner einen Satz sagt, der in einem Land mit einer angeblich so guten medizinisc­hen Versorgung nicht fallen dürfte: „Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können.“

Dass jetzt in einigen Bundesländ­ern sogar noch über ein Ende der Maskenpfli­cht im öffentlich­en Personenna­hverkehr diskutiert wird, muss auf die erkrankten Kinder und die leidgeprüf­ten Eltern wie Hohn wirken. Was wurde in den vergangene­n zwei Jahren nicht alles mit Milliarden­aufwand getan, um die Krankenhäu­ser vor einem Kollaps durch Corona-Fälle zu bewahren. Nun kollabiere­n Kinderklin­iken wegen einer Häufung diverser Erkrankung­en und trotzdem sollen Beschränku­ngen weiter aufgeweich­t werden? Es ist hanebüchen.

Infektions­schutz in Bussen und Bahnen, die maßgeblich von Kindern und Jugendlich­en für den Weg zur Schule und nach Hause genutzt werden, ist besonders wichtig. Wie kann man da zu dem Schluss kommen, dass ein Ende der Maskenpfli­cht in der aktuellen Lage eine gute Idee ist? Man kann nur an den gesunden Menschenve­rstand der Bürgerinne­n und Bürger appelliere­n: Die Masken bleiben bitte auf!

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