Mexiko trennt sich nach WM-Debakel vom Trainer
(dpa) Edson Álvarez und Luis Chávez vergossen nach Mexikos erstem WM-Vorrunden-Aus seit 1978 vor laufenden Fernsehkameras Tränen, Trainer Gerardo Martino erklärte sich wenig später zum Alleinschuldigen. „Ich übernehme alle Verantwortung für dieses Scheitern“, sagte der sichtlich enttäuschte Martino. Am Tag darauf gab der mexikanische Verband dann die Trennung von Nationaltrainer Gerardo Martino bekannt. „Sein Vertrag ist ausgelaufen. Er weiß, dass das negative Umfeld und der Misserfolg es für ihn unmöglich machen, weiterzumachen“, sagte Verbandspräsident Yon de Luisa. „Wir schätzen ihn als fähigen Trainer“, sagte Sportdirektor Jaime Ordiales. „Aber im Fußball zählen die Ergebnisse.“
Am Abend zuvor rang Álvarez direkt nach dem 2:1 gegen Saudi-Arabien, das nicht zum Weiterkommen reichte, um eine Erklärung. „Es ist ein harter Schlag, es gibt keine Worte dafür“, sagte der Mittelfeldspieler. Nur ein Tor hätte für den Einzug ins Achtelfinale gefehlt. Dort steht nun Polen.
Martino stand in Mexiko zuletzt heftig in der Kritik, auch der frühe WM-K.-o. wurde nun vor allem ihm angelastet. „Er hat kein Vermächtnis hinterlassen. Er konnte mit dem Paket Mexiko nicht umgehen“, urteilte der TV-Sender „Azteca Deportes“nach der dreijährigen Amtszeit des Argentiniers. Sein größter Erfolg war der Gewinn des Gold Cups 2019. „Wir haben gegen Argentinien nicht wirklich verstanden, was er von uns sehen wollte“, sagte Chávez.
Bei den vergangenen sieben WMTurnieren war Mexiko stets im Achtelfinale ausgeschieden, nun reichte es nicht einmal dafür. „Wir wissen natürlich, dass das nicht passieren darf“, sagte Chávez. „Wir hatten uns das fünfte Spiel zum Ziel gesetzt, jetzt haben wir es nicht einmal bis ins vierte Spiel geschafft.“Vor allem die schwache Leistung in den ersten beiden Partien, als beim 0:0 gegen Polen und beim 0:2 gegen Argentinien nicht mal ein Tor gelang, brachte das Team am Ende um das Weiterkommen. „Wir haben nicht genug getan“, klagte Chávez.
Nun beginnt die Aufarbeitung des historisch schlechten Abschneidens. „Wir werden in den kommenden 60 Tagen eine tiefgreifende Analyse machen. Wir werden über strukturelle Veränderungen nachdenken“, sagte der Verbandspräsident. Das Team sei in Katar „nicht konkurrenzfähig“gewesen. „Wir müssen die richtigen Schlüsse daraus ziehen und uns verbessern.“
Für den Neuaufbau nach der großen Enttäuschung dürfte El Tri aber nicht die schlechtesten Voraussetzungen haben. In Katar war Mexiko mit einem jungen Team aus zahlreichen Bronze-Gewinnern von den Olympischen Spielen 2021 angetreten.