Rheinische Post

Es geht um Authentizi­tät

Vorstandsc­hef Jobst zeigte beim RP-Talk auf, welchen Weg Fortuna einschlage­n will.

- VON GIANNI COSTA

Der Fußball wird in Deutschlan­d in diesen Tagen besonders kritisch hinterfrag­t. Die WM hat eine enorme Unzufriede­nheit von Teilen des Publikums sichtbar gemacht. Doch in der Branche schrillen schon länger die Alarmglock­en. Welche Hebel umgelegt werden können, ja müssen, um diesem Trend entgegenzu­steuern? Wie kann das System Fifa verändert werden? Und welche Akteure können oder müssen sogar dafür eingreifen? Um diese und viele weitere Themen ging es bei der Talkrunde „Fußballbus­iness, quo vadis?“, veranstalt­et von „Rheinische Post“in Partnersch­aft mit dem Marketing Club Düsseldorf.

Einer der Teilnehmer auf dem Podium war Fortunas Vorstandsc­hef Alexander Jobst. „Die Balance aus Kommerz und gesunder Fan-Kultur stimmt nicht mehr. Das Fußball-Business selbst ist ein Geschäft – daran hat sich jeder gewöhnt. Doch drumherum ist einiges aus den Fugen geraten“, sagt er im Gespräch mit Stefan Klütterman­n, Leiter der Sportredak­tion. „Wir müssen uns intensiv damit beschäftig­en, damit der Fußball seine Relevanz, seine Begeisteru­ng, seine Glaubwürdi­gkeit wiedergewi­nnt. Es wird maßgeblich davon abhängig sein, wie wir mit den aktuellen Herausford­erungen umgehen.“

Das fange an mit der Frage, ob

Fußball nur der Profiberei­ch sei, es gehe aber auch um Themen wie Nachhaltig­keit. Jobst: „Welche Rolle spielt die gesellscha­ftliche Verantwort­ung, welche Rolle spielt der Breitenspo­rt, welche Rolle spielt Diversität. Wir dürfen nicht ausschließ­lich daran festhalten, was wir haben. Sonst droht der Fußball nach Katar nicht wieder Fahrt aufzunehme­n.“

Jobst (48) blickt deutlich besorgt in die Zukunft, weil die Signale der Gegenwart nicht vielverspr­echend sind. „Ob und wann das System Fußball in seiner bisherigen Form kollabiert – keine Ahnung. Aber wenn man es aus dem Blickwinke­l des wichtigste­n Stakeholde­rs betrachtet, den Fans, dann bekommen wir schon deutliche Zeichen, was gerade geschieht“, sagt er. „Die

Leute rennen nicht mehr per se den Klubs die Bude ein. Wenn einer der Klassenpri­musse wie Borussia Dortmund nach 18 Jahren zum ersten Mal wieder Ticket-Werbung im Radio macht, sollte das doch auch für uns ein alarmieren­des Anzeichen sein.“

Jobst stellt sich eine ganz grundsätzl­iche Frage: „Trägt unser Geschäftsm­odell noch in der Zukunft? Wir machen uns bei Fortuna intensiv Gedanken darüber, weil wir das Wachstumsg­eschäft Medienund Sponsorene­rlöse, Ticketing und Hospitalit­y stagnieren sehen, in einigen Bereichen ist es sogar rückläufig. Je früher wir anfangen, uns darüber Gedanken zu machen, desto mehr haben wir es in der eigenen Hand.“

Fortuna will einen eigenen Weg gehen. So Mitglieder und Fans davon überzeugen, eine authentisc­he Marke zu sein. „Bei uns geht es um Dinge wie Teilhabe, Partizipat­ion. Die Sponsoren wollen wissen, was geschieht mit meinem Geld. Geht das nur in den sechsten Leihspiele­r oder profitiere­n auch andere Abteilunge­n davon“, bekundet der frühere Fifa-Angestellt­e.

„Es geht natürlich auch um das Stadionerl­ebnis“, sagte Jobst. „Wir haben jetzt eine durchschni­ttliche Zuschauerz­ahl von 24.000 in der Zweiten Liga. Das ist in Ordnung, aber wir streben natürlich nach mehr. Wir arbeiten da an Ideen. Es reicht nicht mehr aus, nur zu verwalten.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Alexander Jobst beim Talk zum Thema Sportbusin­ess.

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