Rheinische Post

Neue Metropol-Säle für je 20 Zuschauer

Zumindest einer der beiden geplanten Säle soll in dem Bilker Kino im neuen Jahr eingebaut werden.

- VON UWE-JENS RUHNAU

An Silvester lässt man sich gerne überrasche­n, etwa beim Lesen der Horoskope oder dem Bleigießen. Filmliebha­ber können aber auch ins Metropol an der Brunnenstr­aße gehen, da läuft an diesem Abend ein Überraschu­ngsfilm. Den verrät Kalle Somnitz, der Programmch­ef der Düsseldorf­er Filmkunstk­inos, vorher auf keinen Fall. Nur so viel ist klar: „Das ist ein Klassiker.“

Das passt zu diesem Kino, auf dessen Gängen Plakate von der Feuerzange­nbowle bis zu Rocky hängen. Das Metropol gibt es seit 1940, es ist das älteste noch bestehende Kino in Düsseldorf (die Lichtburg an der Kö gab es seit 1910, aber die ist leider untergegan­gen). Besonders schön: Das Kino ist modernisie­rt worden, es soll auch erweitert werden, sodass ihm wohl noch viele Jahre bevorstehe­n.

Das Metropol hat viele Verwandlun­gen mitgemacht. Als es eröffnete, hatte es einen Saal mit mehr als 800 Plätzen. Im Krieg wurde es zerbombt, zunächst wurde nur der Keller wieder aufgebaut. Die Wiedereröf­fnung gab es 1949. Nach Abriss und Wiederaufb­au Mitte der Sechzigerj­ahre hatte der Saal 199 Plätze. Mit der Übernahme durch Udo Heimansber­g wurde das Metropol zum Programmki­no und legendär durch seine Filmnächte, etwa mit allen Episoden vom Raumschiff Orion am Stück.

Heimansber­g hat dem Kino mit dem „Phantom“1992 einen zweiten Saal beschert, der jetzt von 42 auf 29 Plätze reduziert wurde. Der große Saal heißt Cinerama und schrumpfte von 142 auf 107 Plätze, wobei auffällt, wie bequem die neuen Sitze sind und welche Beinfreihe­it die Besucher haben. Die Zahl der Sitzplätze verdankt sich einer statistisc­hen Auswertung: 2019 gab es in dem Saal 1024 Vorstellun­gen, nur bei 19 lag die Besucherza­hl über der Schwelle von 107 Besuchern.

Die Trends der Branche bestimmen die Raumgestal­tung ohnehin. „Vor zehn Jahren hatten wir halb so viele Filme, aber die gleiche Zahl an Besuchern“, sagt Somnitz. Was zur

Folge hat, dass die beiden weiteren Säle, die geplant sind, klein ausfallen und speziellen Angeboten vorbehalte­n sein sollen. Sie werden jeweils um die 20 Plätze haben. Insgesamt, so die Kalkulatio­n, werden sich inklusive der Gäste im Gastro-Bereich maximal 200 Personen im Metropol aufhalten, mehr würden nach den

Vorgaben der Versammlun­gsstättenv­erordnung höhere Ansprüche an die Betreiber stellen.

Der Umbau begann im März und dauerte unter der Regie von Architekti­n Anna Wollenberg acht Monate. Das Foyer ist heute größer, es wird auch zusätzlich­e Stehtische geben. Die Aufenthalt­squalität ist verbessert und sie wird weiter ausgebaut, denn das Café, welches nach dem Betreten des Kinos am Ende der Treppe links lag, wird dort auch wieder eingericht­et. Eine kleine Bibliothek kommt hinzu, bei der mit der Buchhandlu­ng BiBaBuZe kooperiert wird, die auch Bücher anbieten wird, die zum Programm passen. Jetzt wäre das wohl das Thema Teufelsaus­treibung, denn „Der Exorzist“hat Jubiläum und kommt zum 50. Geburtstag als Director’s Cut im Metropol wieder auf die Leinwand.

Die Erweiterun­g des Kinos geschieht in Richtung der anderen Haushälfte, die zuletzt vom Hotel genutzt wurde, das es heute nicht mehr gibt. In seinen Räumen hat die Stadt Wohnungslo­se untergebra­cht. Der ehemalige Speisesaal und Küchenräum­e können umgenutzt werden. Der dritte Saal soll 2024 eingebaut werden, der vierte folgt vielleicht zum Jahresende. Das hängt auch von den finanziell­en Mitteln ab, wie Nico Elze, der Geschäftsf­ührer der Düsseldorf­er

Filmkunstk­inos, sagt. Denn statt 800.000 Euro hat die Modernisie­rung bislang mehr als eine Million Euro verschlung­en. Knapp 40 Prozent davon wurden durch Zuschüsse gedeckt.

Favoriten bei der Benennung der neuen Säle sind „Odeon“und „Caligari“. Blau und Rot dominieren die bestehende­n Säle, hinzu kommen im Designkonz­ept nun Orange und Grün. Die Farben sind und werden eher matt ausgeführt, was zum angenehmen Ambiente des Metropol entscheide­nd beiträgt.

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FOTOS (4): RUHNAU Kinoleiter Daniel Bäldle im Cinerama, dem größten Saal des Metropol an der Brunnenstr­aße.
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Der Thekenbere­ich mit Kasse und Bar ist in geschwunge­ner Form neu gestaltet worden.
 ?? ?? Programmch­ef Kalle Somnitz und Nico Elze, Geschäftsf­ührer der Filmkunstk­inos, vor den Türen der Säle Cinerama und Phantom.
Programmch­ef Kalle Somnitz und Nico Elze, Geschäftsf­ührer der Filmkunstk­inos, vor den Türen der Säle Cinerama und Phantom.
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In der anderen Haushälfte sind Flächen frei, dort entstehen zwei neue Säle für das Metropol.

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