Den Übermut der GDL bremsen
Es ist äußerst ärgerlich, dass die GDL Deutschland nun sogar für drei Tage lahmlegen will – und das ausgerechnet zum Start der Handball-Europameisterschaft, deren Sponsor die Deutsche Bahn ist. Denn die Bahn ist den Forderungen der Lokführergewerkschaft stark entgegengekommen, eine Verkürzung der Arbeitszeit soll etwa möglich sein. Allerdings müssten Lokführer einen gewissen Lohnverzicht leisten. Ansonsten ist das Angebot einer elfprozentigen Lohnerhöhung mit einer Laufzeit von 32 Monaten zwar nicht üppig, aber in Anlehnung an die Abschlüsse im öffentlichen Dienst und der viel größeren Bahngewerkschaft EVG müssten Kompromisse möglich sein.
Der Übermut der GDL muss gebremst werden. Es ist unerträglich, dass die Gewerkschaft für eine radikale Arbeitszeitverkürzung streiken, andererseits mit einer eigenen Leiharbeitsfirma davon profitieren will, wenn mehr Lokführer und Lokführerinnen gebraucht werden. Es ist gut, dass die Bahn der GDL verbieten will, diese Doppelstrategie weiter zu fahren. Als Ergebnis wird die GDL sich zwar nicht als Gewerkschaft auflösen, aber ein Verzicht auf die seltsame Leiharbeitsfirma sollte durchgesetzt werden.
Wie sollte es nun weitergehen? Zum Glück wird ein Streik das Land weit weniger treffen, als es frühere Arbeitskämpfe getan haben. Millionen Menschen können dank immer weiterer Digitalisierung im Homeoffice bleiben und entlasten so die Straßen für diejenigen, die Anwesenheitspflicht im Betrieb oder einer Hochschule haben. Zum Teil wird der Streik also ins Leere laufen. Für diejenigen, die auch mangels Auto auf Regionalbahnen oder auf von der Bahn betriebene S-Bahnen angewiesen sind, wird ein längerer Streik dagegen umso belastender. Auch in ihrem Interesse sollten konstruktive Verhandlungen bald beginnen, statt weiter zu streiken und vor Gericht zu streiten.