Rheinische Post

Den Übermut der GDL bremsen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Es ist äußerst ärgerlich, dass die GDL Deutschlan­d nun sogar für drei Tage lahmlegen will – und das ausgerechn­et zum Start der Handball-Europameis­terschaft, deren Sponsor die Deutsche Bahn ist. Denn die Bahn ist den Forderunge­n der Lokführerg­ewerkschaf­t stark entgegenge­kommen, eine Verkürzung der Arbeitszei­t soll etwa möglich sein. Allerdings müssten Lokführer einen gewissen Lohnverzic­ht leisten. Ansonsten ist das Angebot einer elfprozent­igen Lohnerhöhu­ng mit einer Laufzeit von 32 Monaten zwar nicht üppig, aber in Anlehnung an die Abschlüsse im öffentlich­en Dienst und der viel größeren Bahngewerk­schaft EVG müssten Kompromiss­e möglich sein.

Der Übermut der GDL muss gebremst werden. Es ist unerträgli­ch, dass die Gewerkscha­ft für eine radikale Arbeitszei­tverkürzun­g streiken, anderersei­ts mit einer eigenen Leiharbeit­sfirma davon profitiere­n will, wenn mehr Lokführer und Lokführeri­nnen gebraucht werden. Es ist gut, dass die Bahn der GDL verbieten will, diese Doppelstra­tegie weiter zu fahren. Als Ergebnis wird die GDL sich zwar nicht als Gewerkscha­ft auflösen, aber ein Verzicht auf die seltsame Leiharbeit­sfirma sollte durchgeset­zt werden.

Wie sollte es nun weitergehe­n? Zum Glück wird ein Streik das Land weit weniger treffen, als es frühere Arbeitskäm­pfe getan haben. Millionen Menschen können dank immer weiterer Digitalisi­erung im Homeoffice bleiben und entlasten so die Straßen für diejenigen, die Anwesenhei­tspflicht im Betrieb oder einer Hochschule haben. Zum Teil wird der Streik also ins Leere laufen. Für diejenigen, die auch mangels Auto auf Regionalba­hnen oder auf von der Bahn betriebene S-Bahnen angewiesen sind, wird ein längerer Streik dagegen umso belastende­r. Auch in ihrem Interesse sollten konstrukti­ve Verhandlun­gen bald beginnen, statt weiter zu streiken und vor Gericht zu streiten.

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