Rheinische Post

Vor allem eine Dagegen-Partei

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Deutschlan­ds Parteienla­ndschaft hat Zuwachs bekommen: Das „Bündnis Sahra Wagenknech­t (BSW) – Vernunft und Gerechtigk­eit“ist nun kein Verein mehr, sondern eine Partei. Eine, die – sollten die Wähler mitmachen – die deutsche Parteienla­ndschaft gehörig durchrütte­ln kann. Die Chancen für das Bündnis, das den Namen seiner Gründerin im Namen trägt, stehen nicht schlecht. Die Idee, der Ampel-Politik etwas entgegenzu­setzen beim Thema Asyl, Ukraine- und Sozialpoli­tik, trifft gerade den Zeitgeist. Wagenknech­t legt mit diesen Ansagen durchaus den Finger in die Wunde. Das kann sie gut, das konnte sie schon immer. Auch nach der Vorstellun­g bleibt die Frage, ob sie und ihre Mitstreite­r nicht nur markig kritisiere­n, sondern auch Politik machen können. Das hat viel mit Organisati­on, Disziplin und realistisc­hen Einschätzu­ngen von Möglichkei­ten zu tun.

44 Gründungsm­itglieder sind es, die das BSW nach vorne bringen wollen. Prominente Politiker der Linken aus Ländern und Kommunen sind bislang nicht dabei. Die genauen inhaltlich­en Leitplanke­n sind noch schillernd, derzeit ist das BSW vor allem eine DagegenPar­tei. Gegen Waffenlief­erungen an die Ukraine, gegen das Gendern, gegen zu viel Migration. Wofür die neue Partei inhaltlich aber steht, ist nicht klar. So schwimmt Wagenknech­t dann auch, als sie versucht, sich einzuordne­n. Linksnatio­nal, sozialisti­sch, konservati­v?

Das Dagegen-Sein jedenfalls eint das BSW mit der AfD. In der Flüchtling­spolitik sind Wagenknech­ts Positionen nicht weit entfernt von denen der AfD. Wird das Bündnis künftig AfD-Mitglieder bei sich aufnehmen, oder – sollte man zu den ostdeutsch­en Landtagswa­hlen antreten können – vielleicht sogar für ein Regierungs­bündnis zusammenge­hen? Wagenknech­t betont in Berlin, dass es in Teilen unvereinba­re Positionen gebe. Ausgeschlo­ssen hat sie dabei aber auch nichts.

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