Rheinische Post

Heikle Mission für Habeck

Der Vizekanzle­r holt seine Reise in den Nahen Osten nach und wird diplomatis­ches Geschick zeigen müssen. Bei den Grünen droht Streit wegen möglicher Eurofighte­r-Lieferunge­n an Saudi-Arabien.

- VON JANA WOLF

BERLIN Neues Jahr, neuer Anlauf. Noch im Dezember zwang der Haushaltss­treit der Ampelkoali­tion Robert Habeck dazu, seine lange geplante Reise in den Nahen Osten kurzfristi­g abzusagen. Am späten Montagaben­d sollte der Vizekanzle­r nun schließlic­h aufbrechen. Drei Stationen in drei eng getakteten Tagen hat Habeck vor sich: Oman, Saudi-Arabien und Israel.

Wie kritisch die politische Lage in der Region aktuell ist, brachte US-Außenminis­ter Antony Blinken am Sonntag auf den Punkt. Die Nahost-Region befinde sich in einem „Moment erhebliche­r Spannungen“. Der Konflikt könnte „schnell metastasie­ren, was noch mehr Leid in der Region verursache­n würde“, so Blinken. Habeck reist daher nicht nur in seiner Rolle als Wirtschaft­s-, Energie- und Klimaminis­ter, der für die deutsche Wirtschaft den Weg für neue Geschäfte mit den Golfstaate­n ebnen will. Vor allem bei seiner Station in Israel und bei einem kurzen Besuch in den palästinen­sischen Gebieten wird das diplomatis­che Geschick des Vizekanzle­rs gefordert sein.

Zuvor aber besucht Habeck den Oman und Saudi-Arabien. Die Wirtschaft beider Länder beruht wesentlich auf der Öl- und Gasprodukt­ion und hängt stark von den Ölmärkten ab. So speiste sich der omanische Staatshaus­halt im Jahr 2022 zu 77 Prozent aus Öl- und Gaseinnahm­en. In Saudi-Arabien hatte alleine der Ölsektor 2022 einen Anteil von 68 Prozent an den Staatseinn­ahmen. Diese massive fossile Abhängigke­it wird zunehmend zum Problem für diese Staaten – spätestens seit sich die internatio­nale Gemeinscha­ft bei der Weltklimak­onferenz im Dezember in Dubai erstmals auf eine Abkehr von Kohle, Öl und Gas einigte.

Zwar sind beide Staaten weit davon entfernt, sich von Öl und Gas zu verabschie­den. Dennoch setzt sich dort die Erkenntnis durch, die eigene Wirtschaft breiter aufstellen zu müssen. Der Oman setzt große Hoffnungen in den Aufbau einer grünen Wasserstof­fwirtschaf­t, will den Anteil erneuerbar­er Energien an der Stromerzeu­gung erhöhen und weist große Flächen in der Wüste für Wind- und Solarenerg­ie aus. Das weckt das Interesse deutscher Investoren. Bereits jetzt sind deutsche Unternehme­n wie Linde, Hydrogen Rise oder Uniper an omanischen Wasserstof­fprojekten beteiligt. Habeck wird auf seiner Reise von einer Wirtschaft­sdelegatio­n begleitet, in der die Energiebra­nche stark vertreten ist.

Im Fall von Saudi-Arabien richtete sich die deutsche Aufmerksam­keit zu Wochenbegi­nn auf dessen Rolle im Nahost-Konflikt und die mögliche Kehrtwende der Bundesregi­erung bei der Lieferung neuer Eurofighte­r-Kampfflugz­euge an das Königreich. Habeck sprach sich am Montag dafür aus. „Die saudiarabi­schen Abwehrrake­ten schützen auch Israel“, sagte er ARD und ZDF. Die Friedenspr­ozesse in der Region hingen auch daran, „dass sich Saudi-Arabien wohlgesonn­en gegenüber Israel aufstellt – und das wollen die auch gerne tun.“Zuvor hatte sich bereits Robert Habecks Parteikoll­egin, Außenminis­terin Annalena Baerbock, dafür ausgesproc­hen, dass Deutschlan­d die Lieferung von Kampfjets des Typs Eurofighte­r Typhoon an Saudi-Arabien zulässt.

Rüstungsex­porte in das Königreich sind wegen der dortigen Menschenre­chtslage stark umstritten. Habeck räumte ein, dass diese weiterhin „gar nicht unseren Standards entspricht“. Auch hatte sich die Ampel im Koalitions­vertrag darauf festgelegt, keine Rüstungsgü­ter an Staaten zu exportiere­n, die unmittelba­r am Jemen-Krieg beteiligt sind. Das trifft auf Saudi-Arabien zu. Bei den Grünen gab es am Montag deutliche Kritik an der möglichen Eurofighte­rKehrtwend­e, unter anderem von Parteichef­in Ricarda Lang.

 ?? FOTO: PEDERSEN/DPA ?? Im Sommer 2022, lange vor Ausbruch des Gaza-Krieges, reiste Vizekanzle­r Robert Habeck zuletzt nach Israel und in die palästinen­sischen Gebiete.
FOTO: PEDERSEN/DPA Im Sommer 2022, lange vor Ausbruch des Gaza-Krieges, reiste Vizekanzle­r Robert Habeck zuletzt nach Israel und in die palästinen­sischen Gebiete.

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