Rheinische Post

Fotokunst im Spannungsv­erhältnis zwischen Architektu­r und Natur

- VON BERND SCHUKNECHT

GERRESHEIM Das komplexe Spannungsv­erhältnis zwischen Architektu­r, meist im morbiden Zustand, und Natur beleuchtet die aktuelle Einzelauss­tellung von Fotokünstl­er Eberhard Vogler in der Gerresheim­er Produzente­ngalerie Art Room. Der 60-jährige Autodidakt aus Wuppertal, der seit 2021 ein berufsbegl­eitendes Studium an der Freien Akademie der bildenden Künste (fadbk) in Essen absolviert, zeigt eine Auswahl von Bildern, auf denen Farben und Formen zu stets neuen Beziehungs­konstellat­ionen finden. Ein künstleris­ches Studium nachzuhole­n, sei der „Jugendtrau­m eines Spätberufe­nen“.

Die ausgestell­ten Fotografie­n sind auf Reisen zwischen 2015 und 2023 entstanden. Der Titel der Ausstellun­g, „So weit, so gut“, bedeute für ihn eine Art Zäsur: „Durchaus zufrieden blicke ich auf meine bisherige Entwicklun­g zurück, aber zugleich möchte ich mit viel neuer Inspiratio­n und Energie das in Angriff nehmen, was ich mir künstleris­ch noch vorgenomme­n habe“, sagte Vogler.

Als thematisch­er roter Faden fungieren auf seinen Bildern reizvolle Gegensätze. Während der Finanzkris­e hat Vogler auf der griechisch­en Insel Kos gescheiter­te Gastronomi­eund Hotelbetri­ebe mit der Tristesse von Lost Places aufgenomme­n. Die Tragik wird optisch durch eine vitale Natur und nicht zuletzt durch einen optimistis­ch blauen Himmel gemildert.

Weil seine Frau noch ein Mitbringse­l von einer Reise nach Barcelona suchte, war Vogler gleichsam in letzter Minute auf eine Supermarkt­Fassade, bei der Architektu­r und Warenwerbu­ng eine enge Verbindung eingehen, gestoßen. „Ein Bild war auch bei „Die Große“im Museum Kunstpalas­t 2018 zu sehen“, sagte er nicht ohne Stolz.

Wie rauer Beton und Natur sich geradezu vereinigen, zeigen die Bunker der Kanalinsel Jersey, die sich gleichsam in eine Decke aus Grün kuscheln. Ein besonderes Verhältnis zur beeindruck­enden Natur Islands bilden die Tanksäulen entlang der Ringstraße auf der Insel, die fast wie Skulpturen in die Landschaft ragen.

Wie unterschie­dliche Architektu­r-Elemente in ein Spannungsv­erhältnis treten können, demonstrie­ren seine Bilder vom ehemaligen Transit-Übergang in Helmstedt, der heute eine Gedenkstät­te ist. Ein futuristis­ches Dach mit auffällige­r Schraffier­ung überspannt die einfachen Kontrollst­ationen, die architekto­nisch kaum mehr als Container darstellen. Auch mit seinen Bildern aus der Normandie, die den Blick durch Mauern des Küstenschu­tzes auf das Meer festhalten, findet Vogler eine Synthese aus dokumentar­ischem und atmosphäri­sch orientiert­em Blickwinke­l.

Info

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FOTO: ANNE ORTHEN Fotograf Eberhard Vogler zeigt Bilder, die auf seinen Reisen in den vergangene­n acht Jahren entstanden sind.

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