Rheinische Post

Düsseldorf­er Jecke beseelt vom kölsche Jeföhl

Beim Närrischen Dienstag im Maritim sangen, tanzten und schunkelte­n die Karnevalsf­reunde zu Hymnen auf die hassgelieb­te Nachbarsta­dt.

- VON TINO HERMANNS

Wahrschein­lich weiß man es auf der ganzen Welt: „Kölle is en Jeföhl“. Genau dieses Gefühl bekam die Düsseldorf­er Jeckenscha­r beim „Närrischen Dienstag“des Allgemeine­n Vereins der Karnevalsf­reunde (AVDK) im Maritim geballt zu spüren. Mit welcher Inbrunst die Kölsch-Rocker von Brings, Kasalla, Höhner, Bläck Fööss und De Räuber ihre Heimatstad­t besingen – das ließ auch die gut 1900 bunt kostümiert­en Jecken in der Landeshaup­tstadt nicht kalt und sie sangen und schunkelte­n bei den Hymnen auf die hass-geliebte rheinische Rivalin genauso inbrünstig mit.

Einige aber wandelten auch kurzerhand die kölle-typischen Refrains mit Düsseldorf-Bezügen ab. So kam der Ex-Venetia Sabine Ilbertz das „Ich bin ne kölsche Jung“von Brings nicht über die Lippen. Nicht nur, weil es ja auch sachlich falsch gewesen wäre, wurde bei der ehemaligen Regentin des Düsseldorf­er Narrenvolk­s aus dem kölsche Jung eine Altstadt Göre. Mit solch kleinen Tricks konnten sich alle ins superglück­liche KarnevalsJ­eföhl bringen.

„Vom Einmarsch der Prinzengar­den bis zum Ende war es eine herausrage­nde Stimmung“, urteilte AVDK-Elferratsp­räsident Stefan Kleinehr. „Das ist selbst für uns, die viel im Karneval erleben, ein absolutes Highlight.“Und es waren viele Highlights, denn jeder Auftritt der Musikkapel­len und auch der Redner hatte seine ganz eigene Charakteri­stik, seinen ganz eigenen Rhythmus und Humor, und alles fand dankbare Abnehmer im Publikum. Jeder einzelne Auftritt wurde bejubelt, belacht oder betanzt.

Da störte denn auch gar nicht, dass Ein- und Ausmarsch der Kölner und der beiden Düsseldorf­er Prinzengar­den Rot-Weiss und Blau-Weiss inklusive Düsseldorf­er Prinzenpaa­r länger dauerte als geplant. „Direkt am Anfang hatten wir zehn Minuten Verzögerun­g, weil so viele Karnevalis­ten auf der Bühne waren“, erläuterte Kleinehr. Die Lust auf Narretei jeglicher Couleur wurde dadurch nicht gebremst, im Gegenteil. Schon als Bernd Stelter, der neben einem gesungenen Jahresrück­blick („Man kann nicht alles auf die Regierung schieben, aber seit die Ampel dran ist, können nicht mal mehr die Frauen Fußball spielen“) auch auf seine mittlerwei­le 35 Jahre währende Karnevals-Karriere zurückblic­kte, wurden die Lachmuskel­n aufs äußerste strapazier­t. Getoppt wurde das noch von Schopps, der unter anderem den Vorgang einer Kindeszeug­ung auf Computer-Denglish übersetzte, und natürlich vom „Sitzungspr­äsidenten“Volker Weininger – da durfte mal nicht zu lange lachen, um den nächsten Gag nicht zu verpassen.

Bernd Stelter und Peter Brings plauderten auf der Bühne auch Privates aus: Der eine ist gerade Großvater geworden, der andere wird es demnächst. Da wurde es ein bisschen emotional im Saal – passt aber auch, denn der ganze Karneval ist ja ein großes Jeföhl.

 ?? RP-FOTO: TINO ?? Als Brings den „Kölsche Jong“sangen, wurden einige der Düsseldofe­r Jecken kreativ und sangen spontan umgedichte­te Versionen mit.
RP-FOTO: TINO Als Brings den „Kölsche Jong“sangen, wurden einige der Düsseldofe­r Jecken kreativ und sangen spontan umgedichte­te Versionen mit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany