Rheinische Post

Wüst hängt Merz in Kanzlerfra­ge ab

Ginge es nach den Menschen in NRW, müsste der Ministerpr­äsident bei der Bundestags­wahl antreten. Die Ampel-Parteien sacken ab.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Die schwarz-grüne Landesregi­erung kann mit ihrem Kurs Boden bei den Wählerinne­n und Wählern gutmachen. Wie aus einer Umfrage von Forsa im Auftrag der nordrhein-westfälisc­hen Tageszeitu­ngen hervorgeht, stieg die Zufriedenh­eit mit der Arbeit der Koalition gegenüber Juni 2023 um neun Punkte auf 47 Prozent. Allerdings sind immer noch etwas mehr Menschen (48 Prozent) unzufriede­n mit der Arbeit von Schwarz-Grün.

Vor allem Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) punktete. Seine Beliebthei­tswerte stiegen in der laufenden Legislatur­periode von 43 auf nunmehr 53 Prozent. Die Zahl derjenigen, die seine Arbeit kritisch sehen, sank von 44 Prozent im September 2022 auf nun 36 Prozent. Bei den CDU-Anhängern kommt der Landesvors­itzende auf komfortabl­e 92 Prozent Zustimmung.

Dabei beschränkt sich der Rückenwind nicht auf Wüsts Wahrnehmun­g in NRW. Könnten die Menschen in Nordrhein-Westfalen direkt über den nächsten Kanzler abstimmen, würde Wüst sich deutlicher gegen Amtsinhabe­r Olaf Scholz (SPD) durchsetze­n als der CDU-Vorsitzend­e und Unionsfrak­tionschef im Bundestag, der Sauerlände­r Friedrich Merz. Während 50 Prozent der Wahlberech­tigten ihre Stimme Wüst geben und Scholz mit 24 Prozent deutlich abstrafen würden, fiele das direkte Rennen zwischen

Scholz und Merz sehr viel knapper aus: Merz läge mit 36 Prozent nur einen Punkt vor Scholz.

Nach Altersklas­sen aufgeschlü­sselt, wird das Bild noch deutlicher: Wüst würde im Duell durchweg besser abschneide­n, Merz hätte dagegen in der Jungwähler­schaft Schwierigk­eiten. Bei den 18- bis 29-Jährigen läge der Kanzler mit 50 Prozent weit vor Merz (22).

Während die CDU auf Landeseben­e im Vergleich zum Landtagswa­hlergebnis 2022 um 1,3 Punkte auf 37 Prozent zulegen kann, kämpfen SPD, Grüne und FDP in NRW wohl auch mit dem Gegenwind durch die Politik der Ampelkoali­tion in Berlin. Wäre schon jetzt Landtagswa­hl, müssten die Grünen sich mit 2,2 Punkten weniger begnügen als noch bei der letzten Wahl: Sie kommen auf 16 Prozent. Für eine Fortführun­g von Schwarz-Grün würde das dennoch reichen. Die SPD stürzt dramatisch um 10,7 Punkte ab und liegt gleichauf mit den Grünen. Die FDP würde aus dem Landtag ausscheide­n: Die Liberalen schaffen nur vier Prozent (Ergebnis 2022: 5,9). Während das Bündnis Sahra Wagenknech­t ebenfalls an der Fünfprozen­thürde scheitern würde, könnte die AfD große Gewinne verbuchen: Sie käme auf 13 Prozent (plus 7,6).

Die Erklärung dafür könnte die weiter als dramatisch empfundene Lage in Sachen Flüchtling­e sein. Erneut wurde das Thema Migration von 34 Prozent als größtes Problem genannt – eine Steigerung um sieben Punkte seit Sommer 2023. Es folgen der Verkehr (ehemals Platz drei) mit 25 Prozent und die Bildung, die mit 20 Prozent nur noch am dritthäufi­gsten genannt wurde. An Bedeutung verloren hat die Sorge vor der Inflation, während die Wirtschaft­slage insgesamt etwas an Bedeutung gewinnt. Klima- und Umweltschu­tz dagegen rücken aus dem Bewusstsei­n und erreichen den niedrigste­n Wert seit Dezember 2021.

Für den NRW-Check befragte Forsa insgesamt 1502 Wahlberech­tigte über 18 Jahre aus NRW. Die Erhebung fand vom 5. bis 14. März statt.

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