Fortuna plötzlich ein Aufstiegskandidat
Die Düsseldorfer sind erneut mit großen Erwartungen in die Saison gestartet. Diesmal könnten sie wirklich erfüllt werden.
In Düsseldorf ist das mit Saisonzielen immer so eine Sache. Selbst wenn man sie nicht ausspricht, sind sie eigentlich immer klar. Der Verein, durch viele Irrungen und Wirrungen bis in die Oberliga abgestürzt, sieht sich selbst dann doch als Teil der besten deutschen Fußball-Mannschaften. Seit dem bis dato letzten Abstieg 2020 versucht sich Fortuna nun wieder zu berappeln, um die sportliche Qualifikation für die BundesligaRückkehr zu schaffen.
Der Weg dahin ist jedoch beschwerlich, und die Gründe dafür sind vielfältig. Wirtschaftlich ist das so eine Sache. Einerseits verfügen die Rheinländer zwar über ein weitaus größeres Budget als viele andere Zweitliga-Klubs. Andererseits gibt es auch Konkurrenten mit größeren Mitteln, aber die Mehrheit muss eben deutlich sparsamer haushalten. Fortuna indes hat einen sehr teuren Apparat, und auch die Angestellten im aktuellen Kader sind nicht allesamt Schnäppchen. Der Klub schleppt zudem noch immer Altlasten mit sich herum, weshalb mancher Prozess länger dauert als geplant. „Fortuna für alle“ist ein Instrument, mit dem er sich mittelfristig in eine deutlich komfortablere Situation bringen will.
Besonders personelle Entscheidungen im sportlichen Bereich müssen aber sitzen. Und da hat Sportvorstand Klaus Allofs im Zusammenspiel mit Sportdirektor Christian Weber in den vergangenen beiden Transferperioden deutlich mehr richtig als falsch gemacht. Besonders die Leihspieler Christos Tzolis und Isak Johannesson sind voll eingeschlagen; der Grieche ist sogar zu einem der ligaweit besten Spieler aufgestiegen. Doch auch dahinter hat sich vieles entwickelt: Cheftrainer Daniel Thioune hat aus begrenzten Rahmenbedingungen bis jetzt das Beste gemacht. Ein Selbstläufer war das nicht.
Und vor einigen Wochen sah es auch noch nicht so aus, als könne sich Fortuna bereits in dieser Saison
in die Position bringen, ernsthaft ein Wörtchen im Aufstiegskampf mitzusprechen. Am sechsten und siebten Spieltag thronten die Düsseldorfer zwar einmal an der Tabellenspitze. Doch die überwiegende Zeit haben sie im Verfolgerfeld verbracht. Noch im Februar, nach dem 2:2 beim Karlsruher SC, stand Fortuna lediglich auf Platz sieben.
Dann rollte der Thioune-Express allerdings los. Mit dem 2:0 gegen den Hamburger startete Fortuna am 25. Spieltag eine imponierende Serie von bis jetzt sechs Siegen hintereinander; den jüngsten feierte sie am Samstag mit dem 1:0 gegen Fürth. Das hat die Rheinländer in die Situation gebracht, vier Spieltage vor Saisonende
zumindest die Relegation in der eigenen Hand zu haben. Der direkte Aufstieg dürfte schwierig zu erreichen sein, ist aber auch nicht ausgeschlossen – Holstein Kiel und der FC
St. Pauli sind sechs beziehungsweise fünf Punkte entfernt. Die gute Nachricht: Der HSV als Vierter hat ebenso sechs Punkte Rückstand auf Fortuna. Und trotzdem besteht eben noch die Gefahr, letztlich mit leeren Händen dazustehen.
Doch das Momentum ist gerade aufseiten der launischen Diva. Trainer Thioune kann auf eine eingespielte Mannschaft zurückgreifen, die über eine gute Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit verfügt. Die Balance zwischen Angriff und Verteidigung ist im Vergleich mit der Konkurrenz beeindruckend. Denn Fortuna verfügt über die beste Offensive (64 Treffer) und hat die wenigsten Tore (35) zugelassen. Vor allem diese Stabilität macht den Klub derzeit so stark.
Selbst kurzfristige Ausfälle kann Fortuna mittlerweile ordentlich kompensieren, etwa am Wochenende gegen Fürth, als Thioune den gelbgesperrten Tzolis auf dem linken Flügel ersetzen musste. Vincent Vermeij sorgte mit seinem Siegtor für die Erlösung. Am kommenden Samstag gastieren die Rot-Weißen in der Arena auf Schalke, und dann wird Jamil Siebert nicht auf dem Platz stehen, ebenfalls wegen einer Gelbsperre.
Die Reise geht trotzdem weiter, und die Hoffnung, schon bald wieder in die Bundesliga zurückzukehren, bleibt bestehen. Der Weg bis dahin ist aber noch weit.