Instrumentenbau erfordert viel Geduld
Mehr als 20 Aussteller präsentierten bei der Handwerkskammer Düsseldorf filigrane Instrumente und ihre Handwerkskunst.
„Was wäre die Musik ohne das Handwerk?“, fragte Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann beim Tag des Musikinstrumentenbaus am Samstag. Und spielte damit darauf an, dass beides durch das Wirken der Instrumentenbauer eng verknüpft ist. Zum Auftakt spielte die Bläserklasse der Georg-Schulhoff-Realschule aus Düsseldorf Stücke wie „Skyfall“und „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“und stimmte damit die Besucher auf einen natürlich musikreichen Tag ein.
Denn auch der weitere Nachmittag wurde natürlich musikalisch untermalt, unter anderem von dem Ukulelen-Trio „The Lucky Ukes“. Jazz-Musik war ebenfalls zu hören von Sebastian Gahler mit dem „Two Moons Quartett“. Den Abschluss der Veranstaltung bildete schließlich ein Kammerkonzert von Meisterschülern der Robert-Schumann-Hochschule. Anna Lemmer ( Violine), Sam Lucas (Violoncello) und Anastasia Galenina (Klavier) präsentierten Werke von Dvořák und Babadjanian.
Zwischen und parallel zu den Darbietungen konnten Interessierte die einzelnen Musikinstrumentenbauer und ihr Handwerk näher kennenlernen. Hier hatte man die Möglichkeit, die Arbeitstechniken und den Herstellungsprozess der Instrumentenbauer zu verfolgen, typische Werkzeuge in Aktion zu erleben und die Instrumente sogar selbst auszuprobieren. Ganz nach dem Motto: Anfassen erlaubt!
Der Tag des Musikinstrumentenbaus fand in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt. Einer der Aussteller war Rodolfo Angilletta.
Der Geigenbaumeister aus Düsseldorf zeigte interessierten Kindern und Erwachsenen, wie Streichinstrumente entstehen. Wie viele Instrumentenbauer repariert er hauptsächlich bestehende Instrumente und baut nur dann eigene neue, wenn es die Zeit hergibt. Mit im Gepäck hatte Rodolfo Angilletta unter anderem selbstgebaute Geigen und Bratschen und auch eine Achtel-Geige. Die ist so klein, dass Vier- bis Sechsjährige darauf spielen können. In den Bau einer Geige fließen in der Regel zwischen 150 und 250 Arbeitsstunden berichtete er. Es ist also eine Menge Geduld und natürlich Fingerspitzengefühl gefragt.
Neben den Streichinstrumentenbauern waren unter anderem auch Hersteller von Holz- und Blechblasinstrumenten vor Ort sowie ein Akkordeonmacher und mehrere Orgelbauer. Einer von ihnen veranschaulichte Interessierten die Mechanik hinter einer Orgel. Es wurde deutlich, wie viele Einzelteile und Materialien in den Orgelbau fließen. Holz, Stoff, Metall – ein Orgelbaumeister ist irgendwie auch Tischler, Mechaniker und Mathematiker, denn in diesem Beruf kommen all diese Fertigkeiten zusammen. Aktuell würde sein Betrieb eine sogenannte „Kino-Orgel“restaurieren, erzählte er weiter. Diese habe neben den bekannten Orgelpfeifen auch noch ein integriertes Schlagwerk und könne so zur Vertonung von Filmen genutzt werden.
Der Akkordeonbauer Siegfried Zöllner aus Odenthal stellte am Tag des Musikinstrumentenbaus eine Neuheit vor: einen Akkordeon-Konfigurator. Mit diesem Online-Baukasten können sich professionelle Akkordeonspieler ein eigenes Instrument konfigurieren, ganz nach ihren speziellen Bedürfnissen. Der Preis ist ebenfalls bereits ersichtlich. Im Anschluss fertigt der Akkordeonmeister die Instrumente dann an. Neben diesen Einzelanfertigungen richtet und repariert Siegfried Zöllner sonst hauptsächlich bereits existierende Akkordeons.
Nicht wenige Musikinstrumentenbauer erzählten, dass es schwierig sei, Nachwuchs für ihr Handwerk zu gewinnen. Die Ausbildung würde sich finanziell kaum lohnen. Auch bestehen einige Betriebe nur aus einer oder zwei Personen. Keine guten Voraussetzungen, um Lehrlinge vollumfänglich zu betreuen und auszubilden. Womöglich konnte die Veranstaltung der Handwerkskammer ja etwas Abhilfe leisten – oder zumindest neue Begeisterung für das Handwerk schaffen. Viele Kinder und natürlich auch die Erwachsenen staunten jedenfalls nicht schlecht, als die Künstler zeigten, wie aus einem einfachen Stück Holz eine Geige oder eine Oboe wird.