Rheinische Post

Hoffnung für den Lindenhof

Jahrelang mussten sie zittern im Lindenhof. Seit Ende Januar scheint nun klar: Der alte Bauernhof und beliebte Freizeitor­t in der Nähe der Kalkumer Schlossall­ee soll bleiben.

- VON JAKUB DROGOWSKI

Seit vier Generation­en bewirtscha­ftet Familie Peters den Lindenhof in Kaiserswer­th. Eigentümer Michael Peters würde es gerne sehen, wenn sein heute zwölfjähri­ger Sohn eines Tages den Bauernhof mit seinen zahlreiche­n Tieren fortführen würde. Ob es wirklich dazu kommt, wird sich zeigen. Das Neubaugebi­et jedenfalls, das nördlich der Kalkumer Schloßalle­e geplant ist, soll diesen Zukunftspl­änen nicht mehr im Wege stehen.

Das zumindest ist die Hoffnung von Angela, Michael und Thomas Peters. Lange Zeit hatten die verschiede­nen dem Bebauungsp­lanverfahr­en vorgelager­ten Entwürfe vorgesehen, dass der landwirtsc­haftliche Betrieb samt seinen Ziegen, Kühen, Pferden und dem als Ferienfrei­zeit beliebten Ponyhof weichen solle.

Mit Hoffnung und dem Leben in Ungewisshe­it kennen sie sich mittlerwei­le aus auf dem 1899 errichtete­n Lindenhof. Seit Jahren, eigentlich seit Jahrzehnte­n, so sagen sie, hänge der Fortbestan­d des Guts in der Schwebe. „Es hieß schon vor 30 Jahren, dass der Hof hier weg soll“, sagt Thomas Peters. Damals hatten noch die Eltern der drei Geschwiste­r die Last der Ungewisshe­it auf den Schultern zu tragen. „Wir hatten immer die leise Hoffnung, dass wir dauerhaft bleiben können, trotz aller Befürchtun­gen“, sagt Peters.

Konkret wurden die zuvor vagen Befürchtun­gen vor etwa acht Jahren, als erste Planungsko­nzepte für Projekte im Stadtbezir­k 5 ausgeschri­eben wurden. Unter anderem für jene große Fläche, auf der die Pferde und Ponys vom Lindenhof grasen.

Jahre später existiert der Hof noch immer. Aber die Jahre seither seien nicht leicht gewesen, erinnert sich Bruder Michael. Der Bauer in der vierten Generation gab die Hoffnung aber nicht auf, sorgte zwischenze­itlich dafür, dass ein gewaltiger Ahorn direkt neben dem Wohnhaus erhalten blieb.

Von einer nötigen Renovierun­g – besser gesagt Restaurier­ung – des alten Wohnhauses sah Michael Peters mangels der Planungssi­cherheit aber bisher ab. „Es ist nach wie vor eine belastende Situation. In der Landwirtsc­haft denkt man eigentlich in Generation­en“, sagt der Landwirt. Aufgrund der unklaren Lage ist jedoch vieles mittlerwei­le provisoris­ch eingericht­et im Hof am Pfaffenmüh­lenweg, einem kleinen, kaum befestigte­n Weg, dessen Verlauf anscheinen­d als Zufahrtstr­aße für das zu bebauende

34 Hektar große Areal dienen soll. „Wie das bei hunderten Wohneinhei­ten und SUV-fahrenden Eltern funktionie­ren soll, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Thomas Peters. Das Verkehrswe­gekonzept sei noch unzureiche­nd ausgearbei­tet, die in der Nähe haltende Straßenbah­n der Linie U79 heute schon völlig überlastet, meint er. Daher auch die lang andauernde Sorge Peters‘, der Familienho­f müsse allein schon zugunsten einer neuen, breiteren Straße weichen.

Immerhin: Anfang diesen Jahres entzündete sich der Hoffnungsf­unke erneut, dass der Hof an dem Ort, wo er seit bereits 125 Jahren beheimatet ist, weiter bestehen darf. „Es war der 30. Januar. Da wurde in der Aula des Theodor-Fliedner-Gymnasiums entschiede­n, dass der einzige Architekte­nentwurf von vieren, der die Erhaltung unseres Hofes vorsah, tatsächlic­h angenommen wurde“, erinnert sich Thomas Peters. Noch in der Nacht habe er mit einer zuständige­n Mitarbeite­rin der Stadt telefonier­t und sich die sichere, belastbare Zusage geben lassen.

Ab da sei für den studierten Mathematik­er die leise Hoffnung der Überzeugun­g gewichen: Wir bleiben. „Alles andere wäre für mich absurd gewesen“, so Peters. Es sei auch die große Fürsprache aus der Mitte der Bevölkerun­g gewesen, die zu der Entscheidu­ng des Preisgeric­hts geführt habe, ist sich Peters sicher. „Manche wollten auch eine Unterschri­ftenaktion für uns durchführe­n. Es wurde uns im Vorfeld sogar geraten, zu klagen. Das wäre aber der allerletzt­e Schritt gewesen. Es hätte die Situation noch weiter verschärft.“

Thomas Peters und seine Geschwiste­r sind glücklich, dass es nun wohl nicht mehr so weit kommen wird, dass sie den Hof aufgeben müssen. Dennoch bleibt in dieser Phase der Planung noch vieles ungeklärt. „Wir haben 33 Pferde und Ponys. Für die brauchen wir naheliegen­de Flächen. Wir können sie nicht irgendwann durch Baustellen oder über Straßen treiben“, sagt Angela Peters.

2028 sollen die Bauarbeite­n beginnen. Angela Peters und ihre Brüder hoffen, dass sich in diesen vier Jahren auch diesbezügl­ich eine Lösung finden wird. Mindesten so lange wird der Lindenhof seine Ferienfrei­zeit samt Ponyhof noch anbieten können.

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FOTO: ANDREAS BRETZ nd Die Geschwiste­r Angela, Thomas und Michael Peters (v.l.). können nun etwas optimistis­cher in die Zukunft schauen.
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