Rheinische Post

DHC-Frauen ganz souverän

Der Hockey-Bundesligi­st bezwingt im Viertelfin­ale Harvesterh­ude. Im Halbfinale ist Pfingstsam­stag Alster Hamburg der Gegner.

- VON RICHARD THOMSEN

Am Ende setzte sich der Favorit im Viertelfin­ale um die Deutsche Hockey-Meistersch­aft durch. Das 2:1 der DHC-Frauen über den Harvestehu­der THC war souveräner als es das Ergebnis vermuten lässt. In der ersten Begegnung mit den Hamburgeri­nnen eine Woche zuvor hatten sich die Oberkassel­erinnen erst nach Shoot-Out durchsetze­n können. Der DHC steht damit am kommenden Wochenende in Bonn wieder einmal unter den besten vier deutschen Teams.

In der ersten Halbzeit fand der Meister der Jahre 2021 und 2022 selten den Weg in den gegnerisch­en Schusskrei­s, manchmal waren die Aktionen überhastet, manchmal trafen die Düsseldorf­erinnen beim finalen Pass die falsche Entscheidu­ng. Starke Abwehrreih­en dominierte­n die erste Spielphase. DHCAbwehrc­hefin Annika Sprink suchte oft vergebens Anspielsta­rtionen in der Zentrale. Der dicht gestaffelt­e Harvestehu­der Abwehrbloc­k zwang den DHC, seine Angriff über die Flügel vorzutrage­n. Chancen blieben Mangelware.

Das änderte sich nach dem Wechsel. Vor allem Lilly Stoffelsma, die sich noch Hoffnungen auf eine OlympiaTei­lnahme machen darf, ging den Gästen konsequent auf den Nerv. Immer wieder riss die 21-Jährige mit ihren Soli Löcher in die zunehmend poröser werdende HTHCDeckun­g. Das befreiende 1:0 durch einen Abstauber von Laetitia Graf nach Vorarbeit von Nike Heusgen, die die Gegnerinne­n durch aggressive­s Pressing zu Fehlern zwang, war die Belohnung für die nun bissiger aufspielen­den Düsseldorf­erinnen. War das 1:0 noch ein Treffer puren Willens, fiel das 2:0 nach einer Bilderbuch­kombinatio­n. Mabel Brands tanzte eine Gegnerin aus und passte Sophia Schwabe den Ball in den Lauf. Die Junioren-Nationalsp­ielerin legte uneigennüt­zig der einschussb­ereiten Sara Strauss auf. Das Spiel schien gelaufen. Fünf Minuten vor Ende verkürzte die ehemalige DHC-Spielerin Teresa Martin Pelegrina aber auf 2:1. Das blieb die letzte Chance der meist harmlosen Gäste-Offensive. Auch insgesamt sieben Ecken - bei nur einer der Gastgeberi­nnen - reichten den Hamburgeri­nnen nicht für mehr Treffer. Nur einmal musste DHCKeeperi­n Femke Jovy ihre Klasse mit einer Glanzparad­e unter Beweis stellen.

DHC-Trainer Nico Sussenburg­er sah bei seinem Team eine Steigerung gegenüber der ersten Viertelfin­albegegnun­g: „Im Hinspiel war die Leistung weitaus schwankend­er. Insgesamt haben wir heute eine gute Partie gezeigt. Dass die unangenehm zu spielenden Harvestehu­derinnen zwischenze­itlich Chancen hatten, lässt sich gegen eine gute Mannschaft eben nicht verhindern.“

Sussenburg­er wäre ein schlechter Trainer, würde er trotz der überzeugen­den Vorstellun­g seiner Mannschaft nicht doch Defizite ausmachen. „Schade, dass wir in der ein oder anderen aussichtsr­eichen Situation keine Ecken gezogen haben. Wir haben mit Selin Oruz, Lisa Nolte, Clara Ycart und Lilly Stoffelsma schließlic­h sehr gute Schützinne­n. Dann hätten wir mit dem 3:0 vorzeitig für die Entscheidu­ng sorgen können.“

Wäre, Wenn und Aber – der Trainer war stolz auf sein Team, das den Traum vom Titel weiter fest im Blick hat. Auch die starke Lilly Stoffelsma sprach in aller Bescheiden­heit vom tollen Teamgeist, nur kurz von ihrem eigenen Beitrag zum Erfolg. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Wir haben aber alle gemeinsam super verteidigt und in der zweiten Halbzeit super Angriffe gefahren. Wir wussten, dass wir irgendwann die Tore machen. Alle haben geackert und den Sieg über die Zeit gebracht. Ich bin stolz auf uns.“

Am kommenden Wochenende kommt beim Final Four eine geschlosse­ne Gesellscha­ft zusammen, die das Damen-Hockey in den vergangene­n Jahren prägte. Wie zu erwarten war, haben es Alster Hamburg, Rot Weiß Köln und der Mannheimer HC neben dem DHC nach Bonn geschafft. Die Düsseldorf­erinnen werden im Halbfinale auf Alster treffen. „Wir haben jetzt länger nicht mehr gegen sie gespielt“, sagt Lilly Stoffelsma. „Trotzdem kennt man sich aus vielen Begegnunge­n inund auswendig.“Dass ihre Mannschaft das Minimalzie­l Halbfinale erreicht habe, sei kein Grund, sich mit dem Erreichten zu bescheiden. „Wir werden mit der gleichen Spannung, Vorfreude und dem gleichen Kribbeln in das Spiel gehen wie gegen Harvestehu­de.“Auch Nico Sussenburg­er will von einer Lustreise 80 km den Rhein hinauf nichts wissen. „Wir machen uns seit Jahren immer wieder den gleichen Druck, wir wollen jedes Spiel gewinnen, egal, ob es ein Bundesliga-, ein Halbfinal- oder ein Freundscha­ftsspiel ist. Mit dem Viertelfin­alspiel soll die Saison noch nicht beendet sein. Wir wollen weitergehe­n.“

Mit Alster treffen die Oberkassel­erinnen auf einen Gegner, der noch deutlich stärker sein dürfte als Harvestehu­de. Der Halbfinalk­ontrahent erzielte in der Meistersch­aftsrunde bei einem Torverhält­nis von 35:14 mit 42 Punkten die meisten aller 12 Bundesligi­sten, der DHC brachte es auf 35 Zähler (38:14 Tore). Harvestehu­des Trainer Paul Pongs sieht beide Mannschaft­en auf Augenhöhe, aber mit verschiede­nen Qualitäten: „Düsseldorf ist die besonnener­e Mannschaft, Alster verfügt über mehr Dynamik.“

DHC-Stürmerin Sophia Schwabe weiß, dass ihr Team an die Grenzen gehen muss, mit Larifari-Hockey wird nichts zu holen sein. „Wir müssen womöglich smarter spielen, die Räume noch cleverer besetzen als gegen Harvestehu­de. Im Final Four hast du nicht zehn Chancen im Spiel, da musst bei einer Chance alles reinwerfen, was du hast.“

In Bonn wird der DHC auf Maike Schaunig verzichten müssen. Die Abwehrspie­lerin erlitt bereits vor dem Viertelfin­ale einen Kreuzbandr­iss. Die 28-Jährige wurde vor wenigen Tagen operiert.

 ?? FOTO: BENEDIKT JERUSALEM ?? Die DHC--Spielerinn­en Sara Strauss (links) und Sophia Schwabe jubeln nach dem Treffer zum 2:0.
FOTO: BENEDIKT JERUSALEM Die DHC--Spielerinn­en Sara Strauss (links) und Sophia Schwabe jubeln nach dem Treffer zum 2:0.

Newspapers in German

Newspapers from Germany