Vor dem Turnier ist nach dem Turnier
Bianca Brenner gehört zum Organisationteam des Scharlachrennens
Für Bianca Brenner begann die Reitsport-Faszination tatsächlich so, wie man es sich landläufig vorstellt: Schon als kleines Mädchen war sie von Pferden fasziniert, mit sechs begann sie zu reiten. Gut, bei ihr war es anders als bei anderen kleinen Mädchen – ihr Vater Hariolf Schönherr war kein Unbekannter in der Reitszene, hatte schon mehrfach Preise unter anderem beim Scharlachrennen gewonnen. Er gab ihr professionellen Reitunterricht, zuhause waren immer Pferde.
Die gebürtige Nördlingerin lebt zwar im Raum Ellwangen, aber sie trainierte seit jeher im Reitstall St. Georg in Nördlingen. Mit zwölf, dreizehn Jahren ritt sie ihre ersten Turniere, schnitt von Anfang an gut ab, schaffte es in die zweitschwerste Springreitklasse M A. Ein großes Ziel war schon immer die Teilnahme am Scharlachrennen, von dem sie heute so schwärmt wie früher, als sie es oft mit der Familie besuchte: „Die Rieser können stolz sein auf dieses Traditionsturnier. Jedes Jahr wird deutschlandweit darüber gesprochen und bei allen Reitern ist es beliebt wegen des tollen Flairs und dem hohen sportlichen Niveau.“
Ihr Zeitfenster für die Teilnahme war eng – etliche Jahre lang gab es eine Turnier-Pause auf der Kaiserwiese, vor 15 Jahren erfüllte sich ihr Wunsch und sie war ein Mal als Teilnehmerin dabei. Im Jahr darauf kam ihre Tochter, heute ebenfalls begeisterte und erfolgreiche Reiterin, und Bianca Brenner schränkte ihren aktiven Reitsport ein. Der Bezug zum Scharlachrennen blieb, und als sie vor gut zehn Jahren von Paul Bengesser, Beirat im Verein Scharlachrennen, gefragt wurde, ob sie ehrenamtlich als Schriftführerin im Verein die Organisation des Rennens mit unterstützen wolle, sagte sie sofort zu. Was ihre Aufgaben sind? „Das kann man im Einzelnen gar nicht in Worte fassen“, sagt sie und nennt die wichtigsten Punkte: Organisation der Ehrenpreise, Anwerben und Einteilen vieler fachkundiger Helfer aus umliegenden Reitvereinen, die die Reitprüfungen protokollieren, Organisation des Eintrittskarten-Verkaufs, Begleitung der Siegerehrungen, Koordination der Öffentlichkeits- und Pressearbeit. Viele Detailaufgaben kommen dazu; die Vorbereitungen beginnen jeweils im September des Vorjahres. „Vor dem Turnier ist nach dem Turnier“, gelte für das vierköpfigen Organisations-Team mit ihr, Siegfried Mitzel, Sebastian Haag und Hannes Utz, das „stets gerüstet ist für eine erstklassige sportliche Veranstaltung“, wie sie sagt, wobei sie im gleichen Atemzug den Erlebniswert für Besucher, vor allem Familien herausstellt: „Vor allem am Sonntag gibt es ein Programm ohne Pausen: Die Knabenkapelle läuft auf, es gibt Shows mit Oldtimern und alten Traktoren, die Hundemeute ist ein außergewöhnlicher Anblick, die Stallzelte mit den Fohlen und Stuten sind faszinierend vor allem für Kinder.“
„Reitsport ist ein Null-Summen-Spiel“
Auch für Laien sei es sehr interessant, hochklassige Galopprennen oder Dressurdarbietungen zu erleben. Erlebnis, Tradition und Atmosphäre machen das Rennen aus – da sei es bedauerlich, dass in früheren Jahren zuweilen der Eindruck entstand, das Turnier solle einen elitären Touch bekommen und es gehe um viel Geld. „Reitsport ist ein Null-Summen-Spiel“, unterstreicht Bianca Brenner, dass sich an Preisgeldern niemand bereichert, sondern damit nur Unkosten abgedeckt werden. Die Turnierteilnehmer müssen Startgeld und die Unterkünfte der Pferde bezahlen, ohne die mehr als 50 Sponsoren wären Preisgelder und damit das Turnier nicht möglich. Ein Erfolgserlebnis für das Scharlachrennen und damit auch das Organisationsteam ist eine Neuerung in diesem Jahr: Erstmals findet in Nördlingen eine Qualifikation zum Bayernchampionat statt, wo Springer in der schwersten Klasse (S) starten. „Eine enorme Aufwertung des Turniers“, so Bianca Brenner.