Klimavertrag rückt ein Stück näher
Ein gemeinsamer Entwurf liegt auf dem Tisch. Aber es bleibt noch viel Arbeit
Zwei Wochen haben sich die Teilnehmer der UN-Weltklimakonferenz in Paris für den Abschluss eines neuen Klimaabkommens gegeben. Gestern war Ruhetag und auch so etwas wie Halbzeit. Heute beginnt die heiße Phase. Jetzt verhandeln die Umweltminister der 195 Teilnehmerstaaten über einen Vertragsentwurf, auf den sich ihre Beamten trotz weiterhin tiefer Gräben zwischen Industrie-, Schwellenund Entwicklungsländern in den ersten Konferenztagen schon einmal geeinigt haben.
Einige strittige Fragen müssen also bis Freitag noch geklärt werden. In den Verhandlungen wird es vor allem darum gehen, in welchem Umfang sich die Industrieländer an klimabedingten Schäden und Klimaschutzmaßnahmen endgültig beteiligen
Martin Kaiser, Greenpeace
werden. Hier gibt es klare Forderungen aus den Entwicklungsländern nach einem stärkeren Engagement. Versprochen sind für das Jahr 2020 insgesamt 100 Milliarden Dollar. Auch blieb bisher in Paris offen, wie die von einzelnen Staaten angebotene Minderung klimaschädlicher Abgase zudem überprüft werden kann.
„Wir halten einen Entwurf in den Händen, der alles möglich machen kann: ein starkes Abkommen oder eine Luftnummer“, sagt Regine Günther von der Umweltorganisation WWF. „Wir sind weiter mit dem Prozess, als wir es je in Kopenhagen waren“, sagt Martin Kaiser von Greenpeace. Die Klimakonferenz 2009 war unter chaotischen Umständen gescheitert.
Der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth sieht noch keinen endgültigen Durchbruch in Paris: „Es liegt echt eine Menge Arbeit auf dem Tisch der Minister“, sagte er am Wochenende. Der chinesische Unterhändler Su Wei sagt, in der ersten Verhandlungswoche seien „alle Zutaten und Gewürze“für ein Rezept zusammengetragen worden. In der zweiten Woche folge nun „der Gang in die Küche“.
Die französische Verhandlerin Laurence Tubiana glaubt an den Erfolg: „Dieser Text zeigt den klaren Willen aller“, jetzt zu einer Einigung zu kommen. Und ihr Präsident François Hollande zeigt sich besonders zuversichtlich: „Wir haben es fast geschafft.“
Das gemeinsame Ziel lautet: die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Eine gewisse Bewegung zeichnet sich bei der Zielmarke ab, auf die die Erwärmung langfristig begrenzt werden soll. Bislang sind maximal zwei Grad vereinbart, die vom Klimawandel wegen des dramatisch steigenden Meeresspiegels existenziell bedrohten kleinen Inselstaaten wie etwa Vanuatu pochen aber auf höchstens 1,5 Grad. Diese Option liegt weiter auf dem Tisch, Deutschland und die USA wollen sie zumindest in irgendeiner Form im Text erwähnen.
„Wir sind weiter mit dem Prozess, als wir es je in Kopenhagen waren.“