Rieser Nachrichten

So ändern sich Neujahrsbr­äuche

Neue Ausstellun­g in Oberschöne­nfeld widmet sich Silvester. Mit alten Partyklass­ikern

- VON GERALD LINDNER

Die meisten Menschen verbinden Erinnerung­en an vergangene Jahresanfä­nge mit sehr unterschie­dlichen Ereignisse­n. Ein Kapitel Kulturgesc­hichte des Jahreswech­sels schlägt die neue Sonderauss­tellung „Prosit Neujahr! Der Jahreswech­sel und das Glück“auf, die im Schwäbisch­en Volkskunde­museum Oberschöne­nfeld (Landkreis Augsburg) bis 31. Januar geöffnet ist.

Bestimmte Elemente gehören zu einer Silvesterf­eier heutzutage dazu. Wer denkt da nicht an Spiele wie Bleigießen, spezielle Speisen und Getränke, zum Beispiel Fondue, Mitternach­tssuppe, aber vor allem auch die Bowle. Wie vor nicht allzulange­r Zeit für einen Silvestera­bend aufgetisch­t wurde, zeigt ein komplettes Zimmer aus den 60er Jahren. Hier ist der Fernseher noch in einem Holzgehäus­e mit Tür untergebra­cht. Auf dem Tisch steht eine gläserne BowleSchal­e. Und an der Wand sorgt eine Uhr dafür, dass Mitternach­t nicht verpasst wird. Stilecht ist an einem modernen Bildschirm Freddie Frintons unverwüstl­iches „Dinner for One“zu sehen.

Wie sich der Stil der Silvesterf­eiern änderte, ist in der Schau auch zu sehen. So findet sich ein Party-Pilz aus rotem Kunststoff, der mit ein paar Spießchen zum Käseigel wurde. An das einmalige Erlebnis des Jahrtausen­dwechsels erinnern zwei Sektflasch­en aus dem Jahr 1999 und eine Brille in Form der Zahl 2000.

Dabei ist der Jahresanfa­ng noch nicht so lange auf den 1. Januar gelegt. Unser heute gefeierter 31. Dezember war lange Zeit unwichtig. Erst im späten 19. Jahrhunder­t fiel der Jahresbegi­nn in den städtische­n und bürgerlich­en Haushalten in die Nacht des 31. Dezembers. Neujahr am 25. Dezember war im Mittelalte­r am weitesten verbreitet. Der Tag galt bis 1691 als Jahresanfa­ng und das Jesuskind als Überbringe­r der Glückwünsc­he. Hier sind wir beim zweiten Aspekt der Sonderscha­u: Eng verbunden mit dem neuen Jahr sind Glückwünsc­he oder Glücksbrin­ger. Dies repräsenti­ert unter anderem die Montur eines Kaminkehre­rmeisters, dessen Händedruck Unheil abwenden sollte. Hufeisen, Madonnenfi­guren, ein vierblättr­iges Kleeblatt – viele Gegenständ­e sollten das eigene Schicksal traditions­gemäß positiv beeinfluss­en. Dies gibt’s aber nicht nur in der Neuzeit, wie eine kleine römische Statuette der Göttin Fortuna zeigt.

ist die Ausstellun­g bis zum 31. Januar jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

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Foto: Marcus Merk So sah Silvester in den 1960er Jahren aus.

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