Grillen mit Weihnachtsmütze
Es ist als Mitteleuropäer nicht so ganz einfach, in Kapstadt weihnachtliche Gefühle zu entwickeln. Rund 27 Grad haben die Tage im Dezember, nirgends ist Mitleid mit den dick eingepackten Weihnachtsmann-Schauspielern so angebracht wie im Süden Afrikas.
Nun sind aber über 80 Prozent der Südafrikaner Christen, die meisten davon leben ihren Glauben aktiver als die Deutschen. Und so ist das Geschäft mit dem Fest lukrativ. Schon im September sind die Supermärkte mit kitschigem Weihnachtsschmuck zugestellt. Straßenhändler bieten an roten Ampeln Weihnachtsbäume aus Draht und Plastikperlen an. Am sichersten aber erkennt man den Advent an der Urlaubsstarre der Stadt. Denn spätestens ab dem 15. Dezember wird in Kapstadt kein Finger mehr gerührt. Die Schulen gehen für vier Wochen in den Urlaub, Firmen schließen ihre Pforten. Das Internet funktioniert nicht? Gedulden Sie sich bis zum nächsten Jahr. Stattdessen rutschen die zuständigen Techniker eine 300 Meter lange Wasserrutsche mitten in der Stadt hinunter, eine der größten Weihnachtsattraktionen in diesem Jahr. Aber ich bin jetzt seit fast sieben Jahren in Südafrika, man gewöhnt sich an alles, auch an den Grill-Marathon am 2. Weihnachtstag. Menschen, die sonst für ein gewisses Stil-Gefühl bekannt sind, laufen an Weihnachten mit Papierhütchen rum. Und auf den Stadtmärkten wird Glühwein angeboten. Wirkt bei fast 30 Grad im Schatten wie ein Vorschlaghammer, hat aber Vorteile: Immerhin schämt man sich danach nicht mehr, mit Weihnachtsmütze Beachvolleyball zu spielen. Ein frohes Fest, wenn auch ein wenig anders als zu Hause.