Wer mit wem? Das ist hier die Frage
Der Abend verspricht Spannung: Selbst wenn die Zahlen aus den drei Bundesländern vorliegen, ist noch nicht sicher, wer regiert
Mit Prognosen ist das ja immer so eine Sache. Da kann man sich ordentlich blamieren. Wer an diesem Super-Sonntag auf einen spannenden Abend wettet, lehnt sich aber nicht besonders weit aus dem Fenster. Nichts ist ausgeschlossen. So sieht es in den drei Bundesländern aus: ● Im Ländle trug sich vor fünf Jahren Erstaunliches zu. 58 Jahre lang hatten dort Ministerpräsidenten von der CDU regiert. Doch der Ärger um Stuttgart 21 und die Katastrophe von Fukushima änderten alles. Mit
wurde erstmals in Deutschland ein Grüner Ministerpräsident. Und man kann sagen, dass der Mann seine Chance genutzt hat. Der Landesvater ist über alle Parteigrenzen hinweg populär und so könnte sich am Sonntag wieder Erstaunliches tun: Die Grünen liegen in den letzten Umfragen erstmals vor der CDU. Und trotzdem ist deren Spitzenkandidat nicht chancenlos. Denn die SPD schwächelt so sehr, dass es für eine Fortsetzung von Grün-Rot ganz knapp werden könnte. Da die CDU sich nur unter Schmerzen mit einer Rolle als Juniorpartner der Grünen anfreunden würde, spricht man in Baden-Württemberg schon von einem Dreierbund. Dann käme es auf die FDP an, die eine schwarz-rotgelbe „Deutschland-Koalition“anstrebt. Der SPD wäre eine Ampel unter Führung der Grünen lieber.
Die Frage ist also: Wer mit wem? Noch in der Nacht dürften in den Hinterzimmern die Köpfe rauchen. Ein Ministerpräsident Wolf ist trotz der Kretschmann-Euphorie nicht völlig ausgeschlossen. ● Hauchdünn war beim letzten Mal gescheitert. Ein halbes Prozent trennte die junge CDU-Herausforderin damals vom angeschlagenen Dauerlandesvater Kurt Beck. Die SPD hielt sich gerade so an der Spitze des Landes. Doch die Zeit von Beck war vorbei. Mehr oder weniger freiwillig machte er zwei Jahre später Platz. Pech für Klöckner, die es nun nicht mehr mit einem männlichen Auslaufmodell, sondern mit einer beliebten, weiblichen Konkurrentin zu tun hat. Lange sah es trotzdem so aus, als werde die ehrgeizige CDU-Frau das Land, in dem einst Helmut Kohl regierte, für die Union zurückerobern. Dann kam die Flüchtlingskrise und Klöckners Umfragewerte sanken. Zwar versuchte sich die Kandidatin immer wieder von Angela Merkels Politik der offenen Grenzen abzusetzen. Sie entwickelte den berühmten „Plan A2“und sprach davon, dass man in der Asylpolitik „zweigleisig“fahren müsse. Aber viele Wähler bleiben skeptisch. Traut man den Umfragen, wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Frauen geben. Die Gewinnerin wird anschließend den Anspruch erheben, die neue Regierung zu bilden. Die klassischen Koalitionen Rot-Grün und Schwarz-Gelb bekommen aber aufgrund des AfD-Erfolges kaum eine Mehrheit. Liegt Klöckner vorne, deutet einiges auf eine Große Koalition hin. Auch Jamaika (CDU, Grüne, FDP) wäre möglich. Die Grünen würden allerdings wohl lieber Ministerpräsidentin Dreyer mit einer Ampel zu einer weiteren Amtszeit verhelfen. Und: Die SPD-Frau könnte auch als Chefin einer Großen Koalition im Amt bleiben, wenn sie vor Klöckner liegen sollte. ● Zumindest eines scheint klar: dass Ministerpräsident und die CDU am meisten Stimmen bekommen. Das Problem des Amtsinhabers ist die Partnersuche. Für eine Fortsetzung von Schwarz-Rot gibt es wohl keine Mehrheit. Die SPD war schon vor fünf Jahren nur drittstärkste Kraft geworden – hinter der Linken. Nun wird aller Voraussicht nach auch die AfD an den Sozialdemokraten vorbeiziehen. Falls die FDP den Einzug in den Landtag wieder verpasst, bliebe für Haseloff nur ein Bündnis aus CDU, SPD und Grünen. Diese Kenia-Koalition (angelehnt an die Flagge des afrikanischen Landes) wäre ein Novum. Allerdings krebsen die Grünen wie die FDP an der Fünf-ProzentHürde herum und könnten als Partner ausfallen, wenn sie es überraschend nicht ins Parlament schaffen.
Bleiben die Grünen drin, wäre theoretisch auch Rot-Rot-Grün unter Führung des Linken möglich. Eine Mehrheit dafür gilt aber als sehr unwahrscheinlich.