Warum die EZB ihren Kurs verschärft
Mit allen Mitteln gegen den Preisverfall: Führt das Europas Währungshüter zum Ziel oder steckt die Notenbank in einer Sackgasse?
Mario Draghi und die Verantwortlichen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gehen in die Offensive. Doch nach den beispiellosen Beschlüssen des EZB-Rates wächst die Kritik an diesem Kurs. Welche Folgen hat die Geldflut?
Was hat die EZB beschlossen?
Der Leitzins sinkt auf null Prozent – erstmals in der Geschichte der Währungsunion. Heißt: Banken bekommen frisches Zentralbankgeld künftig umsonst. Zudem bietet die EZB den Geldhäusern neue extrem güns- tige Langfristkredite an. Banken, die eine bestimmte Menge Kredite ausgeben, bekommen das Geld sogar zu negativen Zinsen. Sie werden also für die Kreditvergabe bezahlt. Und damit die Institute gar nicht erst auf die Idee kommen, Geld zu horten, anstatt das Wachstum zu fördern, brummt die EZB ihnen nun 0,4 Prozent Strafzinsen auf, wenn sie Geld bei der Notenbank parken.
Warum erhöht die EZB die Dosis?
Prozent. Das ist meilenweit entfernt vom Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank. Dauerhaft niedrige Preise gelten aber als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben, in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird.
Hilft die Geldflut Konjunktur und Inflation auf die Beine?
Viele Ökonomen sind skeptisch. Nach Einschät- zung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer schwächen die Nebenwirkungen der EZB-Politik die Rahmenbedingungen für Unternehmen.
Wer profitiert von der Geldschwemme?
Vor allem die Staaten, denn sie können sich günstig am Markt mit frischem Geld einde- cken. Teils verdienen sie an der Schuldenaufnahme sogar, wie Deutschland. Auch Häuslebauer und andere Kreditnehmer profitieren von dem Billiggeld – noch. Bankenverbände warnen bereits: Kredite könnten teurer werden, weil Institute gezwungen sind, fehlende Erträge auszugleichen.
Hat die EZB ihr Pulver jetzt verschossen?
„Wir haben keine Sorge, dass uns die Munition ausgeht“, betont Draghi. Statt an den diversen Zinsschrauben zu drehen, müsse man künftig eben noch mehr über unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen nachdenken. Seinen Erfindungsreichtum hat Draghi in der Schuldenkrise wiederholt bewiesen. Doch inzwischen wachsen die Zweifel am „Magier Mario“. Der Euro-Kurs schwankte zuletzt stark. Der Goldpreis stieg dagegen und erreichte am Freitag den höchsten Stand seit einem Jahr. Das Edelmetall gilt vielen Anlegern als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten.