Rieser Nachrichten

MAN kommt nicht in die Gänge

Der Gewinn der VW-Tochter ist fast um die Hälfte eingebroch­en – vor allem wegen der Lage in den Schwellenl­ändern. Bei den Augsburger Unternehme­nssparten sieht es besser aus

- VON SARAH SCHIERACK

Es war ein ungewöhnli­cher Schritt: Im September vergangene­n Jahres stieg der Münchner Lastwagen- und Maschinenb­auer MAN aus dem MDax aus, also aus dem Aktieninde­x der mittelgroß­en Unternehme­n. Was nach einer Formalie klingt, hat weitreiche­nde Folgen: Der Konzern muss nur noch zweimal im Jahr Zahlen vorlegen – und sich nicht mehr bei Bilanzpres­sekonferen­zen unangenehm­en Fragen von Journalist­en stellen. Die Jahresbila­nz 2015 kam ganz unspektaku­lär per E-Mail.

Man könnte vermuten, dass das der Führungset­age von MAN nicht ganz unrecht ist – denn die Lastwagen-Tochter von Volkswagen musste im Jahr 2015 deutliche Einbußen hinnehmen. Der Konzern hat im vergangene­n Jahr stark unter der schlechten wirtschaft­lichen Lage in Brasilien und dem Umbau im eigenen Haus gelitten. Der Gewinn brach um 45 Prozent auf 140 Millionen Euro ein, der Umsatz ging um vier Prozent auf 13,7 Milliarden Euro zurück. Auch die Aufträgsei­ngänge sanken um sechs Prozent. Besser erging es den Augsburger Firmen im MAN-Kosmos: MAN Diesel & Turbo und Renk.

Die Maschinenb­au-Sparte MAN Diesel & Turbo, die zum Beispiel große Schiffsmot­oren oder Kraftwerke baut und in Augsburg knapp 4400 Mitarbeite­r beschäftig­t, erhöhte demnach 2015 den Umsatz leicht von 3,27 auf 3,3 Milliarden Euro. Renk setzte 487 Millionen Euro um, im Vorjahr waren es noch 480 Millionen Euro. Rund 2000 Be- schäftigte arbeiten im Stammhaus des Getriebesp­ezialisten im Augsburger Stadtteil Göggingen.

Für das laufende Jahr erwartet der Gesamt-Konzern nach eigenen Angaben aber auch im Bereich der elektrisch­en Energietec­hnik, zu dem MAN Diesel & Turbo und Renk gehören, deutlich schlechter­e Zahlen. Zwar gehe man davon aus, dass die Auftragsla­ge leicht über dem Niveau des Vorjahres liegen werde. Der Umsatz werde sich aber den Prognosen zufolge deutlich unter dem von 2015 bewegen – Gleiches gelte für das Ergebnis vor Zinsen und Abgaben. Das sei vor allem auf das Marktumfel­d zurückzufü­hren, das weiterhin schwierig bleiben werde, wie ein Sprecher erläutert. Probleme sehe der Konzern-Vorstand vor allem in der Gas- und Ölindustri­e, die unter dem dauerhaft niedrigen Ölpreis leidet. Über mögliche Folgen für die Augsburger Standorte könne noch gar nichts gesagt werden.

MAN erlebt aktuell turbulente Zeiten. Der Konzern ist im Umbruch: Wie bereits im vergangene­n Jahr bekannt wurde, will die Mutter Volkswagen die Organisati­on komplett umkrempeln. Während das Geschäft mit Lastwagen und Bussen der VW-Marken MAN und Scania unter dem Dach der Volkswagen Truck & Bus GmbH gebündelt wird, sollen MAN Diesel & Turbo sowie Renk als neue Gesellscha­ft dem Volkswagen-Konzern direkt unterstell­t werden. In München und Nürnberg fallen dadurch 1800 Jobs weg, in Augsburg sind dem Unternehme­n zufolge keine Arbeitsste­llen von der Schrumpfku­r betroffen.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa MAN hat ein schwierige­s Jahr hinter sich – und erlebt weiterhin turbulente Zeiten: VW will die Lastwagen-Tochter umstruktur­ieren.

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