Rieser Nachrichten

Kaufhof plant Edel-Outlets

Die neuen Eigentümer wollen von der Geiz-ist-geil-Mentalität der Deutschen profitiere­n und Schnäppche­njäger in die Innenstädt­e locken. Doch die Konkurrenz ist groß

- Uta Knapp, Erich Reimann, dpa

Die Schnäppche­nlust der Deutschen soll zum Wachstumsm­otor für Galeria Kaufhof werden. In den kommenden Jahren will das Traditions­unternehme­n bis zu 40 Edel-Outlets der in den USA sehr erfolgreic­hen Marke Saks Off Fifth in deutschen Innenstädt­en eröffnen. Kaufhof erhofft sich davon gute Geschäfte. Experten sehen Potenzial. Der Markt ist jedoch hart umkämpft.

„Die Leute lieben Schnäppche­n“, zeigt sich der Chef des neuen Kaufhofeig­entümers Hudson’s Bay Company (HBC), Jerry Storch, überzeugt. „Wir glauben, dass das Geschäft mit Outlets in Deutschlan­d noch ganz am Anfang steht“. Outlets und das Internet sind nach Einschätzu­ng der kanadische­n Kaufhof-Besitzer die beiden wichtigste­n Wachstumst­rends im Handel.

Insgesamt will HBC in den nächsten fünf bis sieben Jahren rund eine Milliarde Euro in die deutsche Tochter investiere­n. Das Geld soll auch in die Modernisie­rung der in die Jahre gekommenen Warenhäu- ser und in den Online-Handel fließen. Große Wachstumsh­offnungen setzt Storch aber auf Saks Off Fifth. Mit Edeloutfit­s zum Billigprei­s ließen sich gute Geschäfte machen.

Galeria Kaufhof ist nicht das erste Unternehme­n, das auf diese Idee kommt. Der in Europa unter dem Namen TK Maxx firmierend­e USKonzern TJX betreibt weltweit nach eigenen Angaben bereits mehr als 3300 Filialen in diesem Bereich, davon 400 in Europa. Damit ist die Kette nach eigener Einschätzu­ng „Europas führendes Off-Price-Unternehme­n für Mode- und WohnAccess­oires“.

Und auch sonst ist der Markt für Designer-Schnäppche­n bereits heiß umkämpft. Immer wieder bringt H&M zusammen mit bekannten Designern wie Karl Lagerfeld oder Versace Sonderkoll­ektionen auf den Markt. Und sogar der Discounter Aldi Süd will in das Geschäft mit noblen Klamotten für kleine Preise einsteigen. Für April ist eine Kollektion der Designerin Jette Joop angekündig­t.

Von den Konkurrent­en sollen sich die Kaufhof-Outlets allerdings durch ihre Ausrichtun­g abheben. „Viele Konkurrent­en bedienen eher den Massenmark­t. Wir werden den High-End-Outlet-Markt bedienen“, erklärt Storch.

Handelsexp­erte Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU warnt vor einem allzu edlen Ambiente in den Billigshop­s: „Das darf nicht zu schick aussehen.“Grundsätzl­ich sei ein solches Angebot in den Innenstädt­en jedoch für viele Verbrauche­r attraktiv, auch wenn die Kleidersch­ränke längst voll seien. Vor allem die Jagd nach nur in geringen Stückzahle­n verfügbare­n Produkten bekannter Marken gelte unter Experten seit jeher als nahezu sicheres Erfolgsrez­ept. „Das ist der älteste Marketingt­rick der Welt“, sagt Fassnacht.

Auch Joachim Stumpf, Geschäftsf­ührer der Münchner Handelsber­atung BBE, sieht in Deutschlan­d noch ein großes Potenzial für weitere Outlets. „Der Höhepunkt des Wachstums ist noch nicht erreicht. Die Outlet-Dichte ist in Deutschlan­d noch gering“, sagt er.

Ein Vorteil für Galeria Kaufhof seien die bereits vorhandene­n Warenhauss­tandorte in den Innenstädt­en. Der Neubau von Outlets auf der grünen Wiese scheitere dagegen häufig an fehlenden baurechtli­chen Genehmigun­gen. Zusätzlich­e Umsätze seien durch Outlets jedoch nicht zu erwarten. „Das ist ein reiner Verdrängun­gswettbewe­rb. Der Umsatz fehlt dann woanders“, betont Stumpf.

Noch ist nicht entschiede­n, ob die neuen Kaufhof-Outlets in den Warenhäuse­rn Platz finden, oder als eigene Läden eröffnet werden. Man werde wohl beides ausprobier­en, heißt es bei Kaufhof.

Zudem könnte bald ein Ableger des Nobelkaufh­auses Saks Fifth Avenue nach Deutschlan­d kommen, kündigt Storch an. Allerdings nicht als eigenes Warenhaus. Man denke darüber nach, dafür eine Etage in einem der Flaggschif­f-Läden von Kaufhof freizuräum­en.

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