Ein Schlager für den Papst
Früher sangen Kevin und Manuel bei den Regensburger Domspatzen. Jetzt wollen sie mit Franziskus Karriere machen
Passanten bleiben verdutzt stehen, als sie die beiden jungen Männer mit den hellblonden, frisch gestylten Haaren auf dem Regensburger Domplatz entdecken. Andere blicken interessiert, winken. „Ey, euer Auftritt letztens war super“, ruft ihnen ein junger Mann zu. In dunkelblauen Blazern und Jeans strahlen Kevin und Manuel etwas verschämt in Richtung Kamera. In ihrer Mitte: Papst Franziskus. Allerdings handelt es sich dabei nicht um den „Heiligen Vater“persönlich, sondern um eine Pappfigur.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche würde wohl kaum beim Abklatschen mit dem Schlagerduo vor dem Dom gesichtet werden. Also muss der Papp-Papst herhalten, um die Werbetrommel für das neue Album zu rühren. Mit sozusagen himmlischer Unterstützung wollen die Schlager-Jünglinge aus Regensburg jetzt nach ganz oben: Vor einigen Wochen haben die Nachwuchs- sänger ihr zweites Studiowerk mit dem Titel „Papa Francesco“herausgebracht. Die gleichnamige Single, in der sie Papst Franziskus mit eingängigen Reimen als Hoffnungsträger der Menschheit besingen, erschien Ende 2015. Seitdem ist das mediale Interesse an den 18- und 19-jährigen Schülern, die ihre musikalische Karriere bei den Regensburger Domspatzen gestartet haben, ungebrochen. „Wir haben einfach total viel Glück gehabt“, sagt Manuel mit einem breiten Lächeln.
Ein bisschen müde seien sie. Erst am Vorabend sind sie aus Berlin zurückgekommen. Der Auftritt bei der Late-Night-Show Circus HalliGalli mit den Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas HeuferUmlauf in dieser Woche sei einer der besten Momente ihres Lebens gewesen: „Das ist wirklich ein Traum, der wahr wird – absolut genial.“Persönlich nähmen sie es nicht, dass sich die beiden Modera- toren in der Woche zuvor noch über ihre Lieder lustig gemacht hatten.
Joko und Klaas sind nicht die ersten Komiker, die die noch junge Schlagerkarriere der beiden Regensburger als Vorlage für ihre Witze genutzt haben. Alles begann 2014 mit einem etwas ungelenken Auftritt bei „Immer wieder sonntags“. Die Choreografie zu ihrem Lied „Mitternacht auf Korsika“sollten
Das sie sich ausdenken. „Da haben wir ein bisschen rumprobiert“, sagen sie lachend. Stefan Raab verglich ihre Darbietung daraufhin in seiner Sendung TV total mit dem Bewegungsfluss der Figuren in der Augsburger Puppenkiste. Selbstbewusster seien sie geworden, sagen sie.
Und das glaubt man den ehemaligen Domspatzen, die eigentlich Martin und Valentin heißen, wenn sie fast schon routiniert die Interviewfragen beantworten. Ihr Produzent hatte die Idee, sie nach den Fußballspielern Kevin Großkreutz und Manuel Neuer zu benennen. Die Ähnlichkeit sei einfach frappierend, sagte er. Unrecht hat er nicht.
Auf ihre Vergangenheit bei den Regensburger Domspatzen sind sie stolz. Schon damals hätten sie auch Volkstümliches gesungen. Krass sei die Umstellung dennoch gewesen. „Schlager ist schon etwas komplett anderes.“Unangemessen fänden sie es nicht, ein Lied über den „Heiligen Vater“zu singen und damit ihre Karriere anzukurbeln. „Wir denken, dass wir mit ,Papa Francesco‘ die Leute wirklich berühren und zum Nachdenken anregen.“Neben Andreas Gabalier ist der Papst eines ihrer großen Idole. Einen großen Traum hat das Duo: Es möchte unbedingt in den Vatikan reisen und Papst Franziskus persönlich sein Album übergeben.