Flückiger und der Emir
Tatort: „Kleine Prinzen“
Wenn es um Tatort-Produktionen der alpenländischen Nachbarn geht, schneiden die Österreicher besser ab als die Schweizer. Denn deren Beiträge – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kommen einfach nicht so gut rüber, weil die Eidgenossen die Spannung nicht gerade erfunden haben. Das gilt leider auch für den neuen Fall des Luzerner Kriminalkommissars Reto Flückiger (Stefan Gubser). Trotz lakonischer Dialoge und einer – allerdings erwarteten – amourösen Begegnung innerhalb der Belegschaft bleibt „Kleine Prinzen“ein Tatort, wie man ihn in dieser Art vor zehn Jahren gedreht hat.
Ausgangspunkt ist der Mord an einer Internatsschülerin, die tot auf der Straße gefunden wird. Dass das Mädchen eine raffinierte Lolita war, bekommt der Zuschauer durch die ständig wiederholten Rückblickszenen einer Handkamera erzählt. Völlig unnötig. Inhaltlich hätte der Film von der speziellen Situation des Landes profitieren können. Wo sonst fügen sich die Welt der Edelinternate, die Verehrung reicher Araber und die Sorge um die diplomatische Immunität der Gäste so perfekt zu einer Einheit?
Weil die Spuren zum Bruder eines Emirs und Ministers führen, sollen Flückiger und seine eher zurückhaltende Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) ausgebremst werden. Aber Flückiger, aufrecht wie Wilhelm Tell, poltert durch das Internat, in dem Drogen vertickt werden, und dringt sogar in die Emirats-Etage im Nobelhotel ein, was bei seinem Chef und der Bundeskriminalpolizei Angst vor einer Staatsaffäre auslöst.
Das erzählt sich brav herunter – so routiniert halt, wie auch die Nebenfiguren gestaltet sind: Der Vater des Mädchens auf Rachetrip, die Etepetete-Internatsleiterin, die Araber, die reden, als seien sie aus „Tausendundeiner Nacht“aufgetaucht. Nur dass die Ermittler Schriftdeutsch sprechen, sollte man ihnen nicht ankreiden. Richtiges Schwyzerdütsch verstehen eben viele nicht.