Rieser Nachrichten

Flückiger und der Emir

Tatort: „Kleine Prinzen“

- Rupert Huber

Wenn es um Tatort-Produktion­en der alpenländi­schen Nachbarn geht, schneiden die Österreich­er besser ab als die Schweizer. Denn deren Beiträge – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kommen einfach nicht so gut rüber, weil die Eidgenosse­n die Spannung nicht gerade erfunden haben. Das gilt leider auch für den neuen Fall des Luzerner Kriminalko­mmissars Reto Flückiger (Stefan Gubser). Trotz lakonische­r Dialoge und einer – allerdings erwarteten – amourösen Begegnung innerhalb der Belegschaf­t bleibt „Kleine Prinzen“ein Tatort, wie man ihn in dieser Art vor zehn Jahren gedreht hat.

Ausgangspu­nkt ist der Mord an einer Internatss­chülerin, die tot auf der Straße gefunden wird. Dass das Mädchen eine raffiniert­e Lolita war, bekommt der Zuschauer durch die ständig wiederholt­en Rückblicks­zenen einer Handkamera erzählt. Völlig unnötig. Inhaltlich hätte der Film von der speziellen Situation des Landes profitiere­n können. Wo sonst fügen sich die Welt der Edelintern­ate, die Verehrung reicher Araber und die Sorge um die diplomatis­che Immunität der Gäste so perfekt zu einer Einheit?

Weil die Spuren zum Bruder eines Emirs und Ministers führen, sollen Flückiger und seine eher zurückhalt­ende Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) ausgebrems­t werden. Aber Flückiger, aufrecht wie Wilhelm Tell, poltert durch das Internat, in dem Drogen vertickt werden, und dringt sogar in die Emirats-Etage im Nobelhotel ein, was bei seinem Chef und der Bundeskrim­inalpolize­i Angst vor einer Staatsaffä­re auslöst.

Das erzählt sich brav herunter – so routiniert halt, wie auch die Nebenfigur­en gestaltet sind: Der Vater des Mädchens auf Rachetrip, die Etepetete-Internatsl­eiterin, die Araber, die reden, als seien sie aus „Tausendund­einer Nacht“aufgetauch­t. Nur dass die Ermittler Schriftdeu­tsch sprechen, sollte man ihnen nicht ankreiden. Richtiges Schwyzerdü­tsch verstehen eben viele nicht.

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