Rieser Nachrichten

Ein gutes Ergebnis, aber . . .

Die etwas gedämpfte Freude macht deutlich: Die deutschen Frauen hatten sich im Staffelwet­tbewerb mehr als Bronze erhofft. Aber ausgerechn­et für Laura Dahlmeier lief es nicht so gut wie in den vergangene­n Tagen

- VON ANDREAS KORNES

Da saßen sie auf dem Podium, die deutschen Biathletin­nen. Rechts außen. In der Mitte die Norwegerin­nen in goldenen Jacken. Ganz links die Französinn­en. Ein Blick in die Gesichter reichte, um den Rennverlau­f zu erzählen.

Das norwegisch­e Quartett kam aus dem Strahlen nicht mehr heraus. Jedes dritte Wort: „happy“. Einigermaß­en überrasche­nd hatten die Gastgeberi­nnen Gold gewonnen und das Stadion am Holmenkoll­en zum Beben gebracht.

Eher indifferen­t waren die Reaktionen der anderen acht Damen. Während die Französinn­en sich noch einigermaß­en zufriedeng­aben, sprachen die Gesichter der Deutschen Bände. Bronze war nicht das, was sie sich erhofft hatten.

Das sagte natürlich niemand in dieser Deutlichke­it. Stattdesse­n war die Rede von einem guten Ergebnis, mit dem man sehr gut leben könne. „Es ist immer etwas Besonderes, bei einer WM eine Medaille zu gewinnen“, formuliert­e es Franziska Hildebrand diplomatis­ch. Franziska Preuß, deren Stock während des Rennens gebrochen war, sagte, angesichts der starken Konkurrenz könne man schnell auch ganz aus den Medaillenr­ängen fallen. „Deshalb sind wir froh über Bronze.“

Laura Dahlmeier wiederum gab sich selbstkrit­isch: „Alles in allem können wir zufrieden sein. Jeder hat alles gegeben. Bei mir ging es heute läuferisch leider nicht ganz so gut, ich habe die Belastunge­n der vergangene­n Tage gemerkt.“

Die gestrige Staffel war das vierte Rennen der 22-Jährigen bei dieser WM, in allen vieren hat sie eine Medaille gewonnen. Diese Erfolge haben allerdings auch Schattense­iten, denn sie kosten wertvolle Zeit. Nach den Rennen folgt die kleine Siegerehru­ng im Stadion, danach ein Interview-Marathon und um 20 Uhr steht die große Siegerehru­ng im Zentrum von Oslo an. Erst dort bekommen die Sportler die Medaillen umgehängt.

Dazwischen: Hektik. Duschen, umziehen, essen. Eine optimale Regenerati­on sieht anders aus.

Bisher hatte Dahlmeier diesen Stress gut verkraftet. Gestern allerdings machten sich erste Verschleiß­erscheinun­gen bemerkbar. Die Schlussläu­ferin des deutschen Quartetts lief die mit Abstand langsamste Zeit und konnte die vorauseile­nden Marie Dorin-Habert und Marte Olsbu nicht mehr angreifen. „Im ersten Moment war es natürlich sehr schade, dass ich auf der Schlussrun­de keine Chance mehr hatte. Ich bin jetzt aber einfach müde“, sagte sie knapp eine Stunde nach dem Rennen. „Ich hatte noch nicht einmal Zeit, mich umzuziehen.“

So richtig zufrieden wirkte aus dem deutschen Team nur Maren Hammerschm­idt. Für sie war die gestrige Bronze die erste WM-Me- daille überhaupt. „Das ist der Wahnsinn, brutal“, schwärmte sie. „Endlich habe ich auch eine Medaille, die ich an die Wand hängen kann.“Dabei hatte sie am Schießstan­d durchaus Nerven gezeigt und zwei Nachlader gebraucht.

Daran lag es gestern aber nicht, dass die deutsche Staffel ihren WMTitel aus dem Vorjahr nicht wiederhole­n konnte. 28 Sekunden fehlten auf die siegreiche­n Norwegerin­nen, 23 auf Frankreich.

Heute haben die deutschen Biathletin­nen frei. Das Tagesprogr­amm wird übersichtl­ich sein. Auslaufen, Gymnastik, ausruhen. Am Sonntag steht der abschließe­nde Massenstar­t auf dem Programm. „Da wollen wir noch mal alles versuchen“, kündigte Hildebrand gestern kämpferisc­h an. Kein Wunder: Im Gegensatz zu Dahlmeier hatte sie bei dieser Weltmeiste­rschaft noch nicht allzu viel Medaillens­tress.

MEDAILLENS­PIEGEL

 ?? Foto: Hendrik Schmidt, dpa ?? Die deutsche Bronzemann­schaft bei der Biathlon-WM in Oslo (von links): Franziska Preuß, Franziska Hildebrand, Maren Hammerschm­idt und Laura Dahlmeier nach dem Staffelren­nen.
Foto: Hendrik Schmidt, dpa Die deutsche Bronzemann­schaft bei der Biathlon-WM in Oslo (von links): Franziska Preuß, Franziska Hildebrand, Maren Hammerschm­idt und Laura Dahlmeier nach dem Staffelren­nen.

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