Ein Name geht um die Welt
Schon seit Jahrhunderten gibt es den Familienname Wörlen in Nördlingen. Dort hat er seinen Ursprung. Doch die Wörlens prägen nicht nur die Geschichte der Stadt
Wer bei Wikipedia den Namen Wörlen eingibt, bekommt drei Ergebnisse: einen Jura-Professor namens Rainer Wörlen, einen namhaften Architekten namens Hanns Egon Wörlen und dessen Vater Georg Philipp Wörlen. Und das Erstaunliche daran: Deren Wurzeln reichen bis nach Nördlingen zurück.
Rechtsanwalt Friedrich Wörlen aus Nördlingen ging vor einigen Jahren seiner Herkunft nach und begab sich auf Ahnensuche. Dabei ließ ihm der Architekt Hanns Egon Wörlen aus Passau einen sehr verzweigten Stammbaum zukommen. Ganz oben im Stammbaum steht ein gewisser Leonard Woerlen, der aus „Untermeidlbach“(heute Untermichelbach) nach Nördlingen eingewandert ist. Am 26. August 1538 wurde er Bürger von Nördlingen. „Vermutlich stamme ich von diesem Leonard ab“, sagt Friedrich Wörlen. Doch es gibt etliche Verzweigungen und Linien in diesem Stammbaum – dass Friedrich Wörlen mit all den Wörlens im Stammbaum verwandt ist, ist sehr unwahrscheinlich. Denn die Häufigkeit des Familiennamens sei groß. Auch Abwandlungen wie Wörlin, Wörle oder Wörlein kämen öfters in der Region vor.
Bekannt ist Friedrich Wörlen, dass ein Ahne seines Großvaters die Brauerei zur Krone in Ehringen bei Wallerstein gekauft habe. Er hieß Karl. Genauso wie der Großvater, der Vater und der Bruder Friedrich Wörlens. Seit drei bis vier Jahren gebe es jedoch keine Wörlens mehr in Ehringen. Das Gasthaus Krone wird noch bei bestimmten Anlässen von der Familie Gloning betrieben.
Stammbäume im Ries
Brauer waren in der Familie Wörlen nicht ungewöhnlich. „Meine Vorfahren waren oft Brauer oder Zuckerbäcker“, sagt Friedrich Wörlen. „Wir waren zwar nie richtig wichtig, doch ein sehr großer Clan.“Mit verzweigter Geschichte: 1897 wurde das Anwesen der Ankerbrauerei an das Ehepaar Jakob und Marie Grandel verkauft. Eine Tochter der beiden, Marie, musste den Sohn der bekannten Lammbrauerei, Georg Wörlen, heiraten. Eine Enkelin des Paares Marie und Georg Wörlen, Marle Schneider, ging mit Friedrich Wörlens Frau zur Schule. Das Wappen auf dem Ankerbier ist wahrscheinlich das Familienwappen der Wörlens. Friedrich Wörlen weiß nichts über die Verwandtschaft mit den ehemaligen Inhabern der Ankerbrauerei, da der Name Wörlen in Nördlingen seit Jahrhunderten verbreitet ist. Eine andere Wörlen-Familie aus Nördlingen besaß beispielsweise einen Tuchhandel in der Eisengasse. Karl, ein Sohn der Familie, stellte die blauen Rieser Kittel her.
Viele Nördlinger kaufte sich damals den in Mundart verfassten Ge- dichtband „Rieser Leut’ in alter Zeit“von Karl Wörlen. Einige dachten dabei an den Vater von Friedrich Wörlen. Doch dieser Karl Wörlen war der Großvater des Jura Professors Wörlen, der bei der Google-Suche erscheint. Er informierte darin auch über die Hexenprozesse.
Es gibt verschiedene Schreibweisen
Doch was bedeutet einer der verbreitesten Nördlinger Namen denn eigentlich? „Das weiß keiner ganz genau“, sagt Friedrich Wörlen und lacht. Es gibt verschiedene Ableitungen. Auch in der Schreibweise gebe es Unterschiede zwischen „ö“und „oe“. Seine Bekannte Marle Schneider meinte einmal zum Spaß, dass der Name von „Würmlein“abgeleitet sein konnte, da viele Wörlens eher eine kleine Statur hatten.
Friedrich Wörlen erinnert sich gerne an seine Jugendzeit zurück. Damals lebte er mit seinen Eltern und Geschwistern in der Nürnberger Straße. Auch heute gibt es den Wohnblock, der an eine Hufeisenform erinnere noch. „Meine Eltern waren beide Bauernkinder“, sagt Wörlen. „Bei uns wurde vehement Mundart gesprochen, Deutsch war unsere erste Fremdsprache.“In ihrer Freizeit waren Friedrich und seine Freunde im Jugendchor in Nördingen, der vom ehemaligen Kirchenmusikdirektor Meinzolt geleitet wurde. „Aus diesen Chortreffen entstanden einige Ehen“, sagt Wörlen und grinst. „Unter anderem auch meine.“Denn im Jugendchor kamen die Jungs mit den Mädchen der Realschule zusammen.
Mit seiner Frau Ingrid hat der Anwalt drei Kinder. Diese sind jedoch in ganz Deutschland verteilt. „Unser Zweig in Nördlingen hat seine Blüte hinter sich“, meint Friedrich Wörlen. Der traditionsreiche Familienname werde nicht mehr weitergegeben, weil die Enkel nach ihrem Vater heißen. Ein großer Teil des Wörlen-Clans sei ausgewandert – zum Beispiel in die Schweiz oder nach Frankreich. Auch mit einem Wörlen aus Amerika hatten die deutschen Wörlens mal Kontakt. Doch egal, wo es auf der Welt überall Wörlens gibt, der Ursprung des traditionsreichen Namens bleibt in Nördlingen.