Das Gundelsheimische Schloss
Zum ersten Mal gibt es eine Abbildung der Anlage in Steinhart
Die Ortschaft Steinhart liegt landschaftlich reizvoll in den Ausläufern des Hahnenkamms und gehört zum Naturpark Altmühltal. Erst mit der Vereinigung der Landkreise Nördlingen und Donauwörth im Jahr 1972 wurde die Ortschaft vom mittelfränkischen Landkreis Gunzenhausen in den Regierungsbezirk Schwaben umgegliedert. Am östlichen Ortsrand von Steinhart befindet sich ein israelitischer Friedhof mit knapp 100 Grabsteinen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Diese Gedenkstätte bildet ein beeindruckendes Zeugnis der jüdischen Geschichte von Steinhart. Bereits seit dem 16. Jahrhundert ist eine jüdische Gemeinde im Ort nachweisbar. Nach starkem Zuwachs wurde eine Synagoge und 1842 ein israelitisches Schulhaus mit einer Mikwe errichtet. Zu Beginn und in der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Hälfte der etwa 400 Einwohner in Steinhart jüdischen Glaubens. Nach starkem Wegzug löste sich die Judengemeinde 1883 auf.
Dort war einst das Zuhause einer Adelsfamilie
In dem kleinen Dorf trifft man überall auf weitere historische Zeugnisse. Im Wald nordöstlich des Ortes sind vorgeschichtliche Grabhügel erhalten und auch der Platz des jüdischen Friedhofs bildet ein Bodendenkmal. Dort befand sich ein mittelalterlicher Burgstall der Adelsfamilie der „Späten“von Steinhart. Dieses örtliche Edelfreien-Geschlecht errichtete neben seinem Adelssitz im Jahr 1328 eine weitere Burg. Diese Anlage ist noch heute hoch über dem Dorf im Wald als Burgruine erhalten und wird seit 1996 von einem Förderverein gepflegt. Im 16. Jahrhundert verlegten die inzwischen verschiedenen Zweige der Adelsfamilie ihren Wohnsitz von der Burg in den Ort und erbauten dort zwei Schlösser. Die kleinere dieser Anlagen ist noch heute als „Wildensteinisches Schlösschen“neben der Kirche erhalten. Das weitaus größere „Gundelsheimische Schloss“befand sich in der Frankenstraße in Steinhart. Von dieser Anlage existierte bislang keine einzige Abbildung. Erst bei neuerlichen Forschungen zur Ortsgeschichte wurde im Staatsarchiv Nürnberg ein Bauplan dieser Schlossanlage aus der Zeit um 1740 entdeckt. Gezeichnet hat diesen Plan der markgräflich-ansbachische Hofbaumeister Johann David Steingruber (1702 bis 1787), der auch die 1752/53 errichtete Dorfkirche in Steinhart geplant hat. Das Schloss befand sich mit der Dorfherrschaft im 16. Jahrhundert im Besitz der Familie von Gundelsheim und wurde 1614 an die Herren von Crailsheim verkauft. Ab 1659 war das Schloss dann in Besitz des Freiherrn Johann Matthias von Händel und ab 1679 im Besitz der Familie von Rauber. Diese errichtete im Hauptgebäude einen Festsaal. Einige Namen von Bediensteten im Schloss lassen Rückschlüsse auf den kleinen Hofstaat zu, der damals in Steinhart existierte. Im Jahr 1717 kam die Schlossherrschaft als Lehen an die Markgrafen von Ansbach und wurde 1768 um 78500 Gulden an die „Krafft-von-Crailsheim-Rüglandische Fidei-Komiss-Stiftung“veräußert. Im 1810 starb mit Johann Philipp Friedrich Zinn der letzte Amtsverwalter im Steinharter Schloss. Danach ging die Anlage in Privatbesitz über.
Das Hauptgebäude fiel um das Jahr 1920 der Spitzhacke zum Opfer und ein Nebengebäude wurde als letzter Rest um 1960 abgebrochen. Heute ist von dem alten Gundelsheimischen Schloss nichts mehr zu sehen.