Ein Mann und viele Frauen
Friedrich Ani: Der einsame
Engel Droemer, 208 Seiten,
18 Euro Brandanschlag von Neonazis auf eine Detektei am Münchner Sendlinger-Tor-Platz: ein Toter, die Einrichtung zerstört. Soll man alles hinschmeißen? In dem Kriminalroman „Der einsame Engel“muss man sich erst einmal um die Ermittler sorgen, vorneweg den in Friedrich Anis neuem Fall angekommenen Ich-Erzähler Tabor Süden. Der schwermütige Kommissar und seine zwei Kolleginnen hängen bis zum Katzenjammer in Wirtschaften und Bars herum.
Dann beißen sie sich doch fest: Der Geschäftsmann Justus Greve ist verschwunden. Seltsam, dass seine Ex-Freundin dies meldet, nicht aber die aktuelle Geliebte. Seltsam auch, dass der beste Freund ahnungslos ist. In das vom Autor in souveräner Konsequenz geschürzte und aufgelöste Gespinst von Lügen und Lippenbekenntnissen, von Lieb- und Bekanntschaften sind immer mehr Frauen verwickelt. Und sie werden immer jünger . . .
Friedrich Ani, der als einziger Schriftsteller den Deutschen Krimipreis bislang in Serie erhielt, erzählt von Mann und Frau, bis hin zu dem, was zwischen ihnen furchtbar misslingt. Er zeichnet Getriebene und Versehrte. Ein Lesegenuss sind die von Süden scheinbar teilnahmslos geführten Verhöre, generell die Dialoge, in denen sich die Ausflüchte sammeln. Die ins Münchner Lokalkolorit gebetteten Figuren beginnen psychisch zu flackern, auch dank eines Sprachvermögens, das über außergewöhnliche Beobachtungen und Formulierungen gebietet.