Es knarzt auch bei Rowling mal
Beginnen wir mit dem weniger Schönen – so wie ja auch dieser Kriminalroman – nämlich mit einem Vorwurf. Was bringt eine so gute Erzählerin wie Joanne K. Rowling dazu, beim Schreiben in die Bastelkiste für Anfänger zu greifen? In ihrem Krimi „Die Ernte des Bösen“um Cormoran Strike und seine Assistentin Robin Ellacott lässt sie den Privatdetektiv gedanklich in der Vergangenheit versinken, während er durch London läuft. „Die Erinnerungen schnappten förmlich nach ihm, als wäre er in ein Nest schlafender Schlangen getreten…“Bei dieser mehrfach verwendeten Konstruktion quietschen förmlich die Scharniere und ja, es stellt sich der Verdacht ein, dass Rowling den dritten Teil ihrer Serie, verfasst unter dem Synonym Robert Galbraith, womöglich in rechter Eile abgeliefert hat. Wobei sie im Nachwort erklärt, sie könne sich nicht erinnern, „jemals mehr Spaß beim Verfassen eines Romans gehabt zu haben“.
Und damit zum Schöneren, dem Lob. Abgesehen von ein paar Knarzern zeigt Rowling wieder, was sie scheinbar so locker kann: Charaktere zeichnen, eine knisternde Liebesgeschichte elegant mit einer finsteren Mordserie verknüpfen, funkelnde Dialoge schreiben, Idioten bloßstellen und in diesem Fall auch noch Liedtexte einer Hardrock-Band einbauen. Wunderbar!
Muss man mehr wissen? Hier nur das Nötigste: Zu Beginn wird Robin ein abgetrenntes Frauenbein zugestellt, drei Täter kommen für Strike infrage. Eine Hochzeit ist nicht abzuwenden. Robert Galbraith: Die Ernte des Bösen Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Blanvalet, 672 Seiten, 22,99 Euro