Rieser Nachrichten

Es knarzt auch bei Rowling mal

- Stefanie Wirsching

Beginnen wir mit dem weniger Schönen – so wie ja auch dieser Kriminalro­man – nämlich mit einem Vorwurf. Was bringt eine so gute Erzählerin wie Joanne K. Rowling dazu, beim Schreiben in die Bastelkist­e für Anfänger zu greifen? In ihrem Krimi „Die Ernte des Bösen“um Cormoran Strike und seine Assistenti­n Robin Ellacott lässt sie den Privatdete­ktiv gedanklich in der Vergangenh­eit versinken, während er durch London läuft. „Die Erinnerung­en schnappten förmlich nach ihm, als wäre er in ein Nest schlafende­r Schlangen getreten…“Bei dieser mehrfach verwendete­n Konstrukti­on quietschen förmlich die Scharniere und ja, es stellt sich der Verdacht ein, dass Rowling den dritten Teil ihrer Serie, verfasst unter dem Synonym Robert Galbraith, womöglich in rechter Eile abgeliefer­t hat. Wobei sie im Nachwort erklärt, sie könne sich nicht erinnern, „jemals mehr Spaß beim Verfassen eines Romans gehabt zu haben“.

Und damit zum Schöneren, dem Lob. Abgesehen von ein paar Knarzern zeigt Rowling wieder, was sie scheinbar so locker kann: Charaktere zeichnen, eine knisternde Liebesgesc­hichte elegant mit einer finsteren Mordserie verknüpfen, funkelnde Dialoge schreiben, Idioten bloßstelle­n und in diesem Fall auch noch Liedtexte einer Hardrock-Band einbauen. Wunderbar!

Muss man mehr wissen? Hier nur das Nötigste: Zu Beginn wird Robin ein abgetrennt­es Frauenbein zugestellt, drei Täter kommen für Strike infrage. Eine Hochzeit ist nicht abzuwenden. Robert Galbraith: Die Ernte des Bösen Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Blanvalet, 672 Seiten, 22,99 Euro

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