Ein Stern leuchtet wieder
Nicole Boyle
Rødtnes: Wie das Licht von einem erlo
schenen Stern Das erste Wort, das Vega nach der Dunkelheit des Komas ins Bewusstsein tropft, ist ihr völlig fremd: Aphasie. Was es bedeutet, merkt die junge Dänin, die nach einem Sternbild benannt ist, als sie versucht zu sprechen. Niemand versteht sie. Das Loch in ihrem Schädel nach einem Sturz in einen Swimmingpool hat ihr Sprachzentrum nachhaltig geschädigt. Als „Wörterschlamm“bezeichnet Vega in ihren Gedanken wütend jene Fetzen, die ihr noch aus dem Mund kommen. Ein Dauerzustand. Der sich auch dann nicht bessert, als Vega das Krankenhaus längst verlassen hat und versucht, in ihr altes Leben zurückzufinden.
Doch aufgewühlt von ihrem Unvermögen zu sprechen und der Suche nach jener Person, die sie in den Pool gestoßen hat, macht Vega keine Fortschritte. Erst als sie in einer Selbsthilfegruppe auf Theo stößt, lernt sie umzudenken. Er ist ein junger Taucher, der ebenfalls mit Aphasie geschlagen ist. Und er gibt ihr die Kraft, doch weiter an ihrer verlorenen Sprache zu arbeiten.
Autorin Nicole Boyle Rødtnes greift auf leidvolle Erfahrungen aus ihrer eigenen Familie zurück. Wohl deshalb wirkt Vegas verzweifelter Kampf mit ihrem Schicksal so echt und berührend. Rødtnes schildert dabei nicht nur die schwere Lage der Betroffenen, sondern auch die der Angehörigen und Freunde, die mit ihrem Mitleid, ihrer Hilfe und ihrem Verständnis oft scheitern. Trotzdem kein Buch, das auf die Tränendrüse drückt, sondern eine bewegende Liebes- und Leidensgeschichte.