Oberon lässt grüßen
Es ist schon ziemlich ambitioniert, William Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“zur Grundlage eines Jugendbuchs zu machen. Aber Tanya Lieske schafft es, die Leser mit auf eine Reise in eine fantastische literarische Welt zu nehmen und trotzdem die Probleme der Jugendlichen unserer Tage zu thematisieren.
Allerdings kommt die Autorin bei der Übertragung der Geschichte ins Heute nicht ganz ohne Klischees aus: Die hübsche vernachlässigte Tochter aus reichem Haus, der überforderte Sohn einer Alkoholikerin, der Underdog als Drogendealer, die Mädels mit dem ShoppingWahn ... Der sadistische Lehrer, dem es Spaß macht, Schwächere bloßzustellen, hat ebenso seinen Auftritt wie der Direktor, der nicht gegen den reichen Unterstützer der Schule ankommt.
Aber dann gibt es auch den Vertrauenslehrer Ben, einen Gutmenschen im besten Sinn, den die kapriziöse Freundin an der Nase herumführt. Er hatte die Idee, die Schüler der 9c zum Schuljubiläum den „Sommernachtstraum“spielen zu lassen – und keine Ahnung davon, was er damit in Bewegung setzen würde: Liebeswirren und kleine Dramen begleiten die Proben bis hin zur großen Tragödie am Ende. Und immer kommentiert in Fußnoten ein launiger Shakespeare die Ereignisse, wobei dem Elfenkönig Oberon eine ganz besondere Rolle zukommt. Gespannt folgt man dieser Geschichte und lässt sich vom Ende ebenso verzaubern wie die schauspielernden Schüler.