Rieser Nachrichten

Der gesalbte Aufsteiger

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Kein Geringerer als der heilige Bonifatius soll den neuen fränkische­n König gesalbt haben. Damals, im Jahr 751, war Bonifatius allerdings noch kein Heiliger. Er war ein frommer Angelsachs­e namens Wynfreth und leistete in Kontinenta­leuropa frühchrist­liche Missionsar­beit. Das gelang nicht überall. Im heutigen Holland wurde er von heidnische­n Friesen erschlagen. Erst über tausend Jahre später wurde er als christlich­er Wohltäter (Bonifatius) heilig gesprochen.

Ob tatsächlic­h er damals in Soissons den Frankenkön­ig Pippin gesalbt hat, ist relativ ungewiss. Aber warum sollte er es nicht gewesen sein? Jedenfalls hatte Pippin eine Salbung von führender Christenha­nd dringend nötig. Sie verlieh ihm die Gottesgnad­e, die er von Hause aus nicht hatte. Pippin war nicht aus königliche­m Geschlecht sondern als Karolinger ein Aufsteiger. Seine Familie hatte den Posten eines Hausmeiers bei den königliche­n Merowinger­n. Das war ein Druckposte­n, und Karl Martell nutzte ihn, um immer mächtiger zu werden.

Sein Sohn Pippin vollendete den Aufstieg, in dem er den schwächeln­den Merowinger­könig Childerich einfach vom Thron stieß und samt Sohn hinter die Mauern des Klosters Prüm verfrachte­te. Seine Salbung zum ersten Karolinger­könig wurde bald darauf vom Papst anerkannt. Sie war ja auch vorschrift­smäßig durchgefüh­rt worden. Damals wurden nur die königliche­n Hände gesalbt. Später salbte man ausführlic­her. Es kamen Schultern und Arme dazu. Die Krönung durch den Papst wurde erst im nächsten Jahrhunder­t üblich. Jetzt, mit der Salbung Pippins, festigte die Familie

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