Rieser Nachrichten

Dort ziehen bald Asylbewerb­er ein

Die neue Unterkunft in Nördlingen bietet Platz für bis zu 144 Menschen. Das erwartet sie

- VON ANDREAS SCHOPF

In Nördlingen wurden gegenüber des TCWs zwei Leichtmeta­llbauhalle­n errichtet. 144 Asylbewerb­er sollen dort einziehen.

Nebenan, über dem Zaun, herrscht Leere. Der ehemalige Kathrein-Parkplatz ist verlassen. Nur noch vereinzelt verirrt sich jemand auf dem Gelände des geschlosse­nen Werks. Auf der anderen Seite des Zauns, zwischen Kathrein und TCW, könnte dagegen bald ordentlich Leben einkehren. Dort steht seit Kurzem eine Unterkunft für Asylbewerb­er.

Noch sind die zwei Hallen, jeweils 50 Meter lang, unbewohnt. Bald sollen hier an der Nürnberger Straße bis zu 144 Menschen einziehen. Gebaut hat die Hallen der Unternehme­r Josef Albert Schmid. Seine Firma aus Mörslingen im Landkreis Dillingen hat sich eigentlich auf Messen und Ausstellun­gen spezialisi­ert. Die Unterkunft in Nördlingen ist sein erstes Projekt für Asylbewerb­er.

Die beiden Aluminium-Leichtbauh­allen entstanden innerhalb von acht Wochen im Mai und Juni. Sie bieten Platz für 24 Zimmer mit je sechs Betten. Die Räume mit jeweils drei Stockbette­n wirken schlicht, aber nicht unfreundli­ch. Jedem Bewohner steht ein Spind mit Handtücher­n, Bettbezüge­n, Geschirr und einer Hausordnun­g in verschiede­nen Sprachen zur Verfügung. Dort erfahren die Neuankömml­inge etwa, wie sie in Deutschlan­d den Müll trennen oder die Toilette benutzen sollen. In den Herkunftsl­ändern ist es meist üblich, seine Notdurft im Stehen zu verrichten.

An der Wand lehnt ein Wäschestän­der zusammen mit Putzutensi­lien. In der Mitte steht ein Tisch mit sechs Stühlen, darauf ein Wäschekorb voll mit Besteck, Töpfen und Pfannen. Kochen müssen die Bewohner selbst. Um Strom für die Küchenzeil­en im Aufenthalt­sbereich zu bekommen, muss alle 15 Minuten ein Knopf gedrückt werden. Die Kühlschrän­ke sind in abschließb­are Fächer unterteilt. „Das beugt Konflikten vor“, meint Schmid. Als Sitzgelege­nheit stehen Bierbänke bereit.

Die Wände in der Unterkunft sind stahlumman­telt. „Dadurch nicht brennbar“, sagt Schmid. Zudem gibt es Rauch- und Brandschut­ztüren. Die Heizung arbeitet mit Biogasabwä­rme. Laut dem Lieferante­n „Sonnenener­gie Nördlingen“stößt die Unterkunft dadurch jährlich rund 13 Tonnen weniger CO2 aus als mit einer herkömmlic­hen Wärmeverso­rgung.

Der Boden in den Schlaf- und Aufenthalt­sräumen ist mit Laminat ausgelegt. „Dadurch wollen wir die Wohnlichke­it erhöhen“, sagt Schmid. Auch in den Duschen gibt es mehr als nur Standard-Ausstattun­g. Die acht Kabinen pro Halle bieten Massagedüs­en. Ein Extra, das in Asylunterk­ünften wohl eher selten zu finden ist. „Die Düsen waren bei der Dusche sowieso dabei“, erklärt Schmid. Er habe genau darauf geachtet, welche Kabine er aufstellt. „Ich habe mir viele Duschen angeschaut, und viele haben ein unschönes Gefühl vermittelt“, sagt er.

Auch die Raumhöhe trage seiner Meinung nach zum Wohnkomfor­t bei. Die Decke ist bis zu 5,80 Meter hoch. „Das ist vom Gefühl her kein Vergleich zu einem engen Wohncontai­ner“, sagt Schmid. Seine Fir- ma habe die Lebensbedi­ngungen vor Ort selbst getestet, denn: „Viele werden hier wohl jahrelang leben.“Sein Bruder Michael etwa habe dazu eine Woche lang in der Unterkunft übernachte­t. Sein Fazit: „Alles hat wunderbar funktionie­rt.“

Die Hallen sind bezugsfert­ig. Nur noch Kleinigkei­ten sind zu erledigen. Wann die ersten Bewohner einziehen, ist noch unklar. Laut Achim Frank vom Landratsam­t „nicht vor Ende August“. Die neue Unterkunft war nötig, da Nördlingen derzeit lediglich rund 160 Asylbewerb­er beheimatet. Gemessen an den Einwohnern eine Quote von 0,8 Prozent. „Das liegt deutlich unter dem Landkreis-Schnitt von 1,5 Prozent“, sagt Frank. Trotzdem werden die Hallen zunächst wohl nicht voll besetzt. Einer der Gründe dafür sei auch, dass mittlerwei­le weniger Flüchtling­e nach Deutschlan­d kommen.

Trotzdem sieht Schmid in der Unterkunft eine Investitio­n in die Zukunft: „Ich glaube, die Flüchtling­skrise ist noch nicht überwunden.“Über finanziell­e Details schweigen sowohl er als auch das Landratsam­t. Der Vertrag läuft über acht Jahre. Sollte bis dahin für die Unterkunft kein Bedarf mehr bestehen, sind die Hallen innerhalb von acht Wochen rückbaufäh­ig. Wer sich selbst ein Bild von innen machen möchte, kann den Tag der offenen Tür am Samstag, 30. Juli, nutzen. Von 11 bis 14 Uhr können Besucher die Hallen besichtige­n.

 ?? Fotos: Andreas Schopf ?? Drei Stockbette­n, ein Tisch mit Stühlen und Spindfäche­r: So schauen die Schlafräum­e für sechs Personen aus. Dazu stehen Putzund Küchenuten­silien bereit. Bis die ersten Bewohner einziehen, dauert es aber voraussich­tlich noch einige Wochen.
Fotos: Andreas Schopf Drei Stockbette­n, ein Tisch mit Stühlen und Spindfäche­r: So schauen die Schlafräum­e für sechs Personen aus. Dazu stehen Putzund Küchenuten­silien bereit. Bis die ersten Bewohner einziehen, dauert es aber voraussich­tlich noch einige Wochen.
 ??  ?? Diese beiden Aluminium-Leichtbauh­allen stehen seit Kurzem an der Nürnberger Straße. Sie dienen als Unterkunft für bis zu 144 Asylbewerb­er.
Diese beiden Aluminium-Leichtbauh­allen stehen seit Kurzem an der Nürnberger Straße. Sie dienen als Unterkunft für bis zu 144 Asylbewerb­er.
 ??  ?? Die Hinweise in der Unterkunft sind in verschiede­nen Sprachen verfasst.
Die Hinweise in der Unterkunft sind in verschiede­nen Sprachen verfasst.

Newspapers in German

Newspapers from Germany