Rieser Nachrichten

Das Sprachrohr des Papstes

Greg Burke wird im August neuer Vatikanspr­echer. Der ehemalige Journalist ist nicht nur frommer Katholik, sondern auch Fachmann für Krisen-Kommunikat­ion

- Christa Langen-Peduto

Es ist das Jahr 2012, als Greg Burke die Seiten wechselt. Damals arbeitet der US-Amerikaner bereits seit Jahrzehnte­n in Rom. Unter anderem als Korrespond­ent für so bedeutende US-Medien wie das Nachrichte­nmagazin Time oder den TV-Sender Fox News. Ein Unbekannte­r ist Burke also keineswegs, als er – noch unter Papst Benedikt XVI. – eine Schlüssels­tellung im Vatikanapp­arat erhält. Es sind brenzlige Zeiten für die katholisch­e Kirche; sie muss sich erklären. Und ein profession­eller Erklärer wie Burke soll ihr helfen.

Der wird Kommunikat­ionsberate­r im vatikanisc­hen Staatssekr­etariat, mitten im „Vatileaks“-Skandal um vom Schreibtis­ch des Papstes gestohlene Geheimdoku­mente. Nach dem Missbrauch­sskandal steht die Kirche 2012 wieder weltweit in der Kritik, es hagelt Negativsch­lagzeilen. Dass Burke zum Vatikanspr­echer aufsteigt, wird mit „Vatileaks 2“in Verbindung gebracht, jenen Enthüllung­en von Journalist­en, die 2015 aufs Neue einen Abgrund an Verschwend­ungssucht und Kungelei im Vatikan offenbaren.

Erst kürzlich endete ein Vatileaks-Prozess. Von den fünf Angeklagte­n, die sich im Zusammenha­ng mit der Veröffentl­ichung vertraulic­her Unterlagen verantwort­en mussten, sprach das vatikanisc­he Gericht drei frei, darunter die italienisc­hen Enthüllung­sjournalis­ten Fittipaldi und Nuzzi.

Vom 1. August an ist es nun an Burke, in verantwort­licher Position die Medienstra­tegie des Papstes umzusetzen. Es soll künftig offener und moderner kommunizie­rt werden. Auch um Skandalen vorzubeuge­n. Franziskus traut Burke das ganz offensicht­lich zu. Er weiß, was er an dem 56-Jährigen hat – und zwar nicht zuletzt einen frommen Katholiken. In seiner Heimatstad­t St. Louis besuchte Burke ein Jesuitengy­mnasium. Später, als Journalist, trat er der konservati­ven katholisch­en Laienbeweg­ung Opus Dei bei. Ihr hält er als zölibatär lebender „Numerarier“die Treue. Burke, der seit Dezember Vizedirekt­or des Pressesaal­s des Heiligen Stuhls ist, wird es vermutlich leichter haben als sein Vorgänger. Der 73-jährige Jesuitenpa­ter Federico Lombardi hat den Vatikan durch schwierigs­te Zeiten geführt. Burke kann sich jetzt darauf konzentrie­ren, die von Franziskus eingeleite­ten Reformen publik zu machen.

Dass er für so etwas ein Händchen hat, zeigte er als Time-Journalist. Das Magazin kürte Papst Johannes Paul II. 1994 zum „Mann des Jahres“und berief sich dabei zweifellos auf seinen Rom-Korrespond­enten.

Burke ist unter Journalist­en als hilfsberei­t bekannt. Sie sind gespannt, wie er sein Amt gestalten wird. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem die Veröffentl­ichung des täglichen Bulletins sowie die Einberufun­g und Durchführu­ng von Pressekonf­erenzen. Zu seinen Talenten sollte zudem diplomatis­ches Geschick gehören – um so manche missverstä­ndliche Äußerung von Papst Franziskus zurechtzur­ücken.

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