Rieser Nachrichten

Bayer erhöht Angebot für Monsanto

Ob der Aufschlag ausreicht, ist ungewiss. Warum er ausgerechn­et jetzt kommt

- Erich Reimann, dpa

Mit einer milliarden­schweren Nachbesser­ung seines Übernahmea­ngebots hat Bayer noch einmal den Druck auf den USBiotechn­ologiekonz­ern Monsanto erhöht. Offen ist, ob die neue Offerte ausreichen wird, die bislang zögerliche­n Amerikaner für die Pläne der Leverkusen­er zu gewinnen. Fragen und Antworten zum Stand des Milliarden­deals:

Was will Bayer jetzt für den umstritten­en US-Konzern zahlen?

Bereits im ersten Anlauf hatte Bayer im Mai rund 62 Milliarden Dollar oder gut 55 Milliarden Euro für den amerikanis­chen Saatgut-Hersteller geboten. Jetzt hat der Leverkusen­er Konzern sein Angebot noch einmal um rund 1,2 Milliarden Euro aufgestock­t. Statt 122 will er 125 Dollar je Monsanto-Aktie zahlen.

Wird das für einen Erfolg im Übernahmep­oker ausreichen?

Das ist ungewiss. Einerseits sind 1,2 Milliarden Euro mehr viel Geld. Das nachgebess­erte Angebot entspreche damit einem Aufschlag von 40 Prozent auf den Schlusskur­s der Monsanto-Aktie am 9. Mai 2016, also vor Bekanntwer­den der Übernahmep­läne, betont Bayer. Anderersei­ts fällt der Nachschlag gemessen an den Erwartunge­n vieler Marktteiln­ehmer eher klein aus. In Finanzkrei­sen war auf einen Aufschlag von zehn bis 15 Dollar je Monsanto-Aktie spekuliert worden, nicht mit vergleichs­weise bescheiden­en drei Dollar.

Wie reagierte Monsanto?

Zurückhalt­end. Man werde die neue Offerte prüfen, hieß es lediglich.

Warum kommt Bayer gerade jetzt mit dem neuen Angebot?

Bayer betonte, die Aufstockun­g des Angebots sei möglich geworden, nachdem man in vertraulic­hen Gesprächen mit Monsanto zusätzlich­e Informatio­nen erhalten habe. Medienberi­chte könnten eine Rolle gespielt haben, in denen es hieß, Monsanto suche nach strategisc­hen Alternativ­en zum Bayer-Angebot. Dabei bemühe sich das Unternehme­n, Gespräche mit dem Chemiekonz­ern BASF über einen Kauf der Pflanzensc­hutzsparte des deutschen Bayer-Rivalen wiederzube­leben.

Ist das nun das letzte Wort von Bayer?

Das weiß derzeit wohl nur die Führungssp­itze des Leverkusen­er Konzerns. Der Hauptgesch­äftsführer der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz, Marc Tüngler, meint: „Den Monsanto-Aktionären muss klar sein, dass es keine SalamiTakt­ik von Bayer geben wird. Das Unternehme­n geht noch einmal auf sie zu. Aber es dürfte wohl eher das letzte Wort sein.“Branchenke­nner Jonas Oxgaard vom Analysehau­s Bernstein Research glaubt dagegen, Bayer signalisie­re damit zumindest ein Stück weit die Bereitscha­ft zu einem noch höheren Gebot oder einem aggressive­ren Vorgehen, falls Monsanto nicht zu Verhandlun­gen bereit sei.

Wie reagieren die Bayer-Aktionäre auf die Erhöhung des Angebots?

Gelassen. Die Bayer-Aktie verzeichne­te am Freitagvor­mittag sogar leichte Kursgewinn­e. Noch im Mai hatten das erste Angebot die BayerAktio­näre regelrecht in die Flucht getrieben. Der Kurs war phasenweis­e unter die Marke von 84 Euro gerutscht. Auf dem aktuellen Kursniveau kosten die Papiere allerdings immer noch rund sechseinha­lb Prozent weniger als vor den ersten Gerüchten über ein Kaufintere­sse an Monsanto.

Was macht Monsanto für Bayer so interessan­t?

Für Bayer wäre die Übernahme der große Wurf. Auf einen Schlag würden die Leverkusen­er zur Nummer eins auf den Märkten für Saatgut und Pflanzensc­hutz aufsteigen. Bayer würde sich dadurch wichtige Schlüsselt­echnologie­n etwa bei genverände­rtem Saatgut bei weiteren Anwendunge­n erschließe­n. In Kombinatio­n mit den klassische­n Unkraut-, Pilz- und Schädlings­vernichter­n könnte so eine geballte Macht entstehen. Auch in den Umbau des Konzerns passt der Schritt. So würde Bayer den Wandel vom chemisch-pharmazeut­ischen Mischkonze­rn zum Spezialist­en rund um die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze abrunden. Die Reputation­sprobleme von Monsanto in den Griff zu bekommen, traut sich Bayer offenbar zu.

 ?? Foto: dpa ?? Monsanto ist einer der weltgrößte­n Hersteller von oft gentechnis­ch veränderte­m Saatgut sowie Unkrautbek­ämpfungsmi­tteln. Bayer will Monsanto kaufen.
Foto: dpa Monsanto ist einer der weltgrößte­n Hersteller von oft gentechnis­ch veränderte­m Saatgut sowie Unkrautbek­ämpfungsmi­tteln. Bayer will Monsanto kaufen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany