Rieser Nachrichten

Mutter soll lebenslang hinter Gitter

Staatsanwa­lt fordert Höchststra­fe für Kindesmord­e

- (dpa)

Die Mutter der acht toten Säuglinge von Wallenfels soll nach dem Willen des Staatsanwa­lts wegen Mordes in vier Fällen die Höchststra­fe bekommen: lebenslang­e Haft und die Feststellu­ng der besonderen Schwere der Schuld. In diesem Fall müsste die Frau voraussich­tlich mehr als 20 Jahre im Gefängnis bleiben. „Es gab keine Drucksitua­tion, keine Nötigungss­ituation“, sagte Oberstaats­anwalt Martin Dippold vor dem Landgerich­t Coburg. Die 45-Jährige habe aus niederen Beweggründ­en gehandelt.

Die Verteidigu­ng geht dagegen von Totschlag aus; sie stellte keine konkrete Forderung in ihrem Plädoyer. „Finden Sie eine Strafe, die auch der Not meiner Mandantin gerecht wird“, sagte Anwalt Till Wagler. Die 45-Jährige habe die erste Schwangers­chaft nach der Geburt ihrer lebenden Kinder verdrängt. Deshalb sei sie bei der Geburt in Panik geraten und habe das Kind getötet. „Das mag für uns alle wirklichke­itsfremd erscheinen. Aber das ist ein Phänomen, das auch erforscht wurde“, sagte Wagler.

Zum Prozessauf­takt hatte die Mutter über ihren Anwalt eingeräumt, mehrere Säuglinge getötet zu haben. Ein psychiatri­scher Gutachter erklärte die 45-Jährige für voll schuldfähi­g. Sie habe weder eine psychische Krankheit noch sei sie alkoholsüc­htig. Wagler beschrieb die

Beziehung mit Konflikten, sozial isoliert

Mutter als eine Frau, die in einer konfliktge­ladenen Beziehung mit ihrem Mann lebte, sozial isoliert war und ihren eigenen Körper nicht gut wahrnahm. Ihr Mann sei kein liebevolle­r Partner gewesen, die Beziehung nicht von einem Miteinande­r geprägt. Er habe ihr sehr deutlich gemacht, keine Kinder mehr zu wollen. Sie dagegen hätte sich gefreut auf ein weiteres Kind, erklärte ihr Anwalt.

Staatsanwa­lt Dippold forderte für den Vater vier Jahre Haft wegen Beihilfe zum Mord in vier Fällen: Er habe von allen acht Schwangers­chaften gewusst und seiner Frau die Sicherheit gegeben, die Taten ausführen zu können. Beide hätten mit größter Gefühllosi­gkeit, Gleichgült­igkeit und aus sexuellem Egoismus gehandelt. Der Anwalt des Vaters forderte Freispruch. Er habe nicht gewusst, dass es Schwangers­chaften und Geburten gab.

Das Urteil soll am Mittwoch verkündet werden.

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Foto: Daniel Karman, dpa Die Mutter der acht toten Babys verbirgt ihr Gesicht.

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