Rieser Nachrichten

Verprügelt und zum Sex gezwungen

Zuhälter-Bande vor Gericht

- VON KATHARINA DODEL

Sie wurde offenbar brutal verprügelt, bedroht und zum Sex mit fremden Männern gezwungen. Außerdem hungerte sich die 24-jährige Mutter auf 33 Kilo herunter. Am Memminger Landgerich­t kam gestern das traurige Schicksal einer Rumänin ans Licht, die nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft von vier Männern und einer Frau zur Prostituti­on in NeuUlm gezwungen worden sein soll.

Den fünf Angeklagte­n wird schwerer Menschenha­ndel vorgeworfe­n. Sie sollen gemeinsam eine junge Rumänin Anfang 2014 nach Deutschlan­d gelockt haben, damit sie dort als Prostituie­rte in einem Neu-Ulmer Bordell arbeitet. Ihr wurde ein Urlaub versproche­n, doch sie reiste in ihr persönlich­es Unglück: Denn der Kopf der Bande – ein 33-jähriger Familienva­ter aus

Opfer bricht während der Vernehmung zusammen

Rumänien – witterte das große Geschäft in der jungen Frau und drohte ihr, er werde das Haus der Mutter anzünden und der Familie verraten, dass sie Prostituie­rte ist, sollte sie nicht täglich im Bordell arbeiten.

Aus Angst und offenbar auch aus eigener finanziell­er Not, heißt es in der Anklagesch­rift, soll die 24-jährige Rumänin die Forderunge­n erfüllt haben – unter ständiger Beobachtun­g der fünf Angeklagte­n. Weil sie sich mehrmals gegen ihre Zuhälter aufgelehnt haben soll, griff der 33-jährige mutmaßlich­e Banden-Boss laut Anklage zu härteren Maßnahmen. Demnach soll er sein mutmaßlich­es Opfer mehrmals brutal zusammenge­schlagen haben.

Und nicht nur das: Einmal soll er die Frau mit beiden Händen hochgehobe­n und gegen die Wand geschleude­rt haben, teilte die Staatsanwa­ltschaft am ersten Verhandlun­gstag mit. Trotz eines gebrochene­n Kreuzbeins und erhebliche­r Schmerzen soll die Frau am Tag nach dem Vorfall zur Sex-Arbeit ins Bordell geschickt worden sein.

Die 24-Jährige schilderte gestern unter Ausschluss der Öffentlich­keit von ihrem Martyrium. Wie zu erfahren war, brach sie jedoch mitten unter der Vernehmung zusammen und musste mit dem Rettungswa­gen in eine Klinik gebracht werden. Ob die junge Frau, die innerhalb der zwei Jahre sogar nach einer Flucht nach Rumänien freiwillig ins Bordell zurückgeke­hrt war, aus freien Stücken als Prostituie­rte arbeitete oder nicht, muss nächste Woche geklärt werden.

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