Missgunst ist unangebracht
Leben in einer Leichtmetallbauhalle. Mit fünf anderen Bewohnern im Zimmer. Und einem, der im Stockbett über einem schnarcht. Mit einer Toilette, die man sich mit anderen teilen muss. Einer Küche, in der es nur per Knopfdruck Strom gibt: Luxus ist es nicht, was die Asylbewerber in der neuen Unterkunft gegenüber des TCWs in Nördlingen erwartet. Die Bezeichnung „zwecksmäßig“trifft es schon eher. Und doch wird es diejenigen geben, die zumindest hinter vorgehaltener Hand schimpfen werden. Darüber, dass es abschließbare Fächer im Kühlschrank gibt. Oder dass in der Dusche Massagedüsen vorhanden sind.
Doch Neid ist unangebracht. Missgunst genauso. Die meisten Menschen, die in den beiden Hallen leben werden, sind aus Kriegsgebieten geflohen. Viele haben Familienmitglieder oder Freunde dort begraben müssen. Sie stammen aus Ländern, in denen nicht nur die Sitten oder die Nahrungsmittel ganz andere sind. Die Ausbildung, die sie in ihrer Heimat absolviert haben, wird in Deutschland oft nicht anerkannt. Und so sehr sie sich auch bemühen, Deutsch zu lernen, sich anzupassen: Sie werden immer ein bisschen nicht dazugehören.
Vielleicht finden sich einige Nördlinger, die sich der Neuankömmlinge annehmen. Die ihnen einen guten Start in den beiden Hallen ermöglichen. Viele Menschen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, berichten nicht nur von dem, was sie geben – sondern auch von dem, was sie gewinnen.