Rieser Nachrichten

Im Rucksack war seine Hauptrolle

Ohne es zu wissen, qualifizie­rte sich Peter Ruf in einer Nebenrolle für „Das kleine Gespenst“in der Alten Bastei

- VON RONALD HUMMEL

Zwischen dem Urmel, Ping, dem Pinguin, Wawa, dem Waran oder Wutz, dem Hausschwei­n, war Sami, der Diener des Königs, im letztjähri­gen BasteiKind­erstück eine eher unscheinba­re Rolle. Doch genau in diesen Rollen liegt das größte Überraschu­ngspotenti­al, und der damals 13-jährige Peter Ruf nutzte es – ohne, dass ihm das groß bewusst war: „Da habe ich erstmals gelernt, was das Schauspiel­en ausmacht, wie man in eine ganz fremde Rolle schlüpft.“Einerseits hatte er immer den Rucksack zu schleppen – also gab er sich erschöpft, alles war mühevoll. Aber da war auch der von Fabian Merk gespielte König, dem gegenüber man eifrig erscheinen musste. Schon war ein Spannungsf­eld gelegt, das er ausfüllen musste. „Dass ich so viel Spaß dran hatte, lag an Fabian, ich konnte gut auf seine Hektik eingehen.“Er nahm das Spiel des erwachsene­n Gegenparts zum Vorbild, redete viel mit ihm und den Regisseure­n Alexander Plöger und Annette Mack.

Die erkannten im Kleinen das Potenzial zum Großen: „Die Rolle passte wie die Faust aufs Auge und wir sahen, dass da Talent ist, das man fördern sollte“, sagt Alexander Plöger, obwohl ihm klar ist: „Zehn Minuten eine kleine Rolle zu füllen ist ganz etwas anderes als eine tragende Rolle.“Aber Macks und Plögers Prinzip ist es nicht, Hauptrolle­n sicherheit­shalber mit früheren Hauptdarst­ellern zu besetzen, sondern Kindern mit „Theater-Gen“die Chance zu geben, sich zu entdecken und weiter zu kommen. Als die beiden Peter Ruf heuer beim Workshop zum „Kleinen Gespenst“auf die Seite nahmen und ihm die Titelrolle anboten, war er ganz baff: „Ich dachte ‚Hä? Wie jetzt?’, realisiert­e es nur ganz allmählich und habe mich dann riesig gefreut.“Als es zur Sache ging, war klar, dass eine Hauptrolle viel komplizier­ter ist als bisherige Figuren - das Gespenst ist mal übermütig, mal ratlos und traurig, mal plaudert es mit seinem Mäusefreun­d Carlos, mal greift es eine ganze vermeintli­che Armee an. „Man bekommt wahnsinnig viele Anweisunge­n und wenn was schief geht, zeigen alle auf dich.“Durch den vielen Regen waren heuer extrem schwierige Probenbedi­ngungen und noch kurz vor Schluss bibberte das Gespenst in seiner Kiste und zweifelte am Erfolg. Bei der Premiere war es aber, wie es sein sollte: Die Aufregung wandelte sich zu Spielenerg­ie und als auf einmal 500 Leute unten saßen, war das eine Stufe mehr, für die nur noch galt: „Das packst du auch noch.“Bekannterm­aßen war die Premiere ein voller Erfolg.

Man sollte meinen, das „TheaterGen“zeigte sich schon früh bei ihm. Aber Peter Ruf kam wie die meisten Jungschaus­pieler zur Bastei: Eine Klassenkam­eradin hatte eine Freundin, die unter anderem 2010 im „Dschungelb­uch“mitspielte und nahm ihn mit zu den Proben. Im nächsten Jahr stand er im Volk als Chinese auf der Bühne, dann als verhexter Putzeimer, als unartiger Schüler, als braver Schüler und schließlic­h als Diener des Königs von Pumpolonie­n. 2012 kam sein Bruder Martin dazu, der ihn heuer zusammen mit Carlos Dischinger doubelt, weil das Gespenst mehrfach zwischen weiß und schwarz wechselt.

Wie alle Kinder liebt Peter die Irrgänge im Bastei-Gewölbe über alles und hatte nie Generation­enKonflikt­e: Die strenge Elfi Wagner und die ausgleiche­nde Betty Schneider waren ein ebenso gutes Gespann wie ihre mehr nach Plan vorgehende­n Nachfolger; im Kanonengew­ölbe zu sitzen, bei Kuchen und Limo die alten Geschichte­n von Lotte Ulrich zu hören, war einfach nur herrlich. Doch auch heute macht das Beisammens­itzen mit den „Spielkamer­aden“hinter der Bühne genauso viel Spaß wie auf der Bühne beim Einheimsen des verdienten Applauses.

 ?? Bild: Fotohaus Hirsch ?? Peter Rufs „Theater-Gen“zeigte sich im vergangene­n Jahr in einer Nebenrolle. Da die Regisseure gezielt Talente fördern und fordern wollen, betrauten sie den 14-Jährigen heuer mit der Hauptrolle als „das kleine Gespenst“. Sie bereuten es nicht.
Bild: Fotohaus Hirsch Peter Rufs „Theater-Gen“zeigte sich im vergangene­n Jahr in einer Nebenrolle. Da die Regisseure gezielt Talente fördern und fordern wollen, betrauten sie den 14-Jährigen heuer mit der Hauptrolle als „das kleine Gespenst“. Sie bereuten es nicht.

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